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es sei denn, daß man im Kriege, in der Schlacht falle; da genügt es Wahl, wenn man sich
bekreuzt und zu Gott hinauf seufzt. Ein solches Heldenthum im Augenblicke des Todes
vermag nur ein starker Glaube zu verleihen.
Der Sarg wird aus einfach abgehvbelten Brettern in Gestalt einer Kiste ohne
allen Zierat verfertigt. Er wird nicht bemalt und auf dem Deckel wird nur ein mit Kohle
gezeichnetes Kreuz angebracht. Man wäscht den Verstorbenen und bekleidet ihn mit seinem
„Sterbegewand". Für einen Mann näht man das lange Sterbehemd aus weißer Leinwand,
mit schwarzem Gürtel, und ein Beinkleid, wie er es immer trug, aus weißem Leinenstoff.
Der Kopf ist bedeckt oder auch nicht, die Füße sind mit Socken, seltener mit Stiefeln bekleidet.
Unter dem Kopfe befinden sich Späne von den abgehobelten Sargbrettern. Die Frau
wird mit dem Gewände bekleidet, das sie im Sommer zum Kirchengange trug, es fehlt
nur das Tuch, das sie gewöhnlich überwarf. Ein Mädchen wird, wie zur Trauung
angekleidet, den Kranz im Haar, in den Sarg gelegt. Außerdem legt man ein >skapulim,
einen Rosenkranz dem Verstorbenen auf die Brust und, wenn er des Lesens kundig
gewesen war, das Gebetbuch, aus welchem er gebetet hat, in die Hände, ^.ie Hvbelspäne,
welche nicht zur Kopfunterlage des Verstorbenen verwendet worden sind, wirft inan über
die Umzäunung des Hauses hinaus, damit die Vorübergehenden sie erblicken und ein „Gott
gebe ihm die ewige Ruhe" sprechen.
Solange sich der Verstorbene noch im Hause befindet, kommen Verwandte und
Bekannte und beten für die Seele des Abgeschiedenen. Wenn man den Sarg aus dem
Hause trägt, berührt man mit demselben dreimal die Schwelle und spricht dabei: „Friede
sei mit diesem Hause". Solange die Kirchenglocken noch nicht läuten, wohnt die Seele des
Hingeschiedenen, heißt es, noch in seinem Leibe und Hort und sieht alles, was um sie herum
vorgeht. Erst mit dem Anschlägen der Glocken eilt sie vor Gottes Richterstuhl. Das
Trauergefvlge pflegt sehr zahlreich zu sein. Als Führer functionirt ein Manu, der in
diesen Dingen bewandert ist. Er stimmt die Gesänge an. Er ist es auch, der „abbittet",
das heißt die Abschiedswvrtc spricht, entweder bei dein Aufbrechen des Leichenznges aus
dem Hause, wenn die Kirche sich im selben Dorfe befindet, oder vor der letzten Bildsäule
des Dorfes, wenn die Kirche des Sprengels an einem anderen Orte ist. Der Texte zu
diesen Reden gibt es viele, der Inhalt derselben ist jedoch überall nahezu derselbe.
Zuletzt läßt der Vvrbeter drei Vater Unser und dreimal den Englischen Gruß für die
Seele des Abgeschiedenen beten, und endlich tritt Jeder an den Larg heran, wie die^
auch in Niederösterreich der Brauch ist, und umfängt ihn mit den Armen zum Zeichen
des Abschiedes. Wenn man einen Tvdten in das Grab hinunter senkt, wirft jeder dm
Anwesenden ein Klümpchen Erde auf den Sarg. In manchen Gegenden thnn es die
Verwandten nicht, weil es Schaden bringen soll. Auf die Gräber werden Kreuze gesetzt