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Volltext: Monatszeitschrift XVIII (1915 / Heft 1 und 2)

 
 
Alle diese bisher beschriebenen Fla- 
kons haben übereinstimmend die bereits 
angedeutete sorgfältige Bemalung des Fuß- 
innern mit Rosetten in Gold oder ein 
grünes Schuppenmuster mit brauner Blatt- 
zeichnung, ebenso wie ein weiterer Flakon, 
eine sitzende Gärtnerin, die an einer Blüte 
riecht, welche sie einem auf ihrem Schoße 
stehenden Blumenkorb entnommen hat 
(Abb. 44). 
Eine der bereits oben erwähnten, gerade 
bei den englischen Flakons überaus be- 
liebten französischen Inschriften linden wir 
auf dem feinen kleinen Kavalier mit Pelz- 
mantel, der auf Warenballen sitzt, an einen 
mit Blüten belegten Baumstamm ange- 
Abb-Sh Chßlßßa- lehnt. „Souveniez-vous de moi" steht auf Am, Meyers... 
F'ak"';;„,I;""'"' dem Boden um das Bukett aufgeschrieben FMW", Fuchs "m1 
Kranich 
(Abb. 45). Außerordentlich originell sind ein 
Flakon mit den im Rund um den mittleren Baumstamm angeordneten Halb- 
Hguren dreier Mädchengestalten in Streublumengewändern (Abb. 46) und 
ein zweiter mit den ebenso gruppierten stehenden nackten Putten, die von 
einem goldmontierten Blütenkorb überragt werden (Abb. 47). 
Voll drastischer englischer Komik ist ein Flakon mit langem schlanken 
goldmontierten Säulenfuß, auf dem ein nackter Putto thront, der auf einem 
Töpfchen sitzt (Abb. 48). Und damit kommen wir nun zu den hübschen 
Flakons der Sammlung Cahn-Speyer, die Darstellungen von Kindern aller 
Art zeigen, so einen die Flöte blasenden Knaben mit seinem Hund, dem 
„Compagnon üdele", wie die Inschrift lautet (Abb. 49, 
. auch Hobson 117), dann einer Variante 
dieses Modells, wobei ein Lämmchen 
aufmerksam dem Flötenbläser lauscht 
(Abb. 50) und endlich zwei Knaben, 
die Kartenhäuser bauen, überragt von 
einem reich mit Blüten belegten Stamm. 
„Plaisir innocent" lautet diesmal die In- 
schrift des Fußes (Abb. 51). 
Eine weitere Gruppe von Putten 
ist in ihrer Eigenart sofort erkennbar. 
Es sind derbe, kräftige, breit modellierte 
lustige Burschen mit kleinen Flügeln, so 
der prachtvoll geformte mit dem Pan- 
ther spielende nackte Junge (Abb. 52), 
Abb. 63. Chelsea- Abb. 64. Chelsea-Flakon, 
Flakon. Im" ein anderer als Doppelflakon, der selbst- Hund 
 

	            		
bewußt an einer Vase lehnt, einmal mit der Maske (Abb. 53) und einmal ohne dieselbe (Abb. 54). Ein anderes Mal linden wir den kleinen lustigen Amor, wie er um ein auf dem Altar neben ihm liegendes Herz einen Blütenkranz legt (Abb. 55). Und endlich erscheint er als Pierrot, so wie ihn Watteau gerne gezeichnet hat, mit langen Hosen, der Jacke mit dem Zackenkragen und dem runden breitrandigen Hut (Abb. 56). Neben diesen figuralen Flakons Finden wir Abb-öö-Chelsea- . . . . F1 k ,Afl' d in den Verzeichnissen der englischen Porzel- a ßllphjfn lanfabriken und den Auktionskatalogen des XVIII. Jahr- hunderts solche in Form von allerlei Tieren erwähnt. Schon in der ersten Hälfte und der Mitte dieses Jahrhunderts haben die Modelleurstuben der Porzellanmanufakturen zu Meißen und Wien zahlreiche Typen dieser kleinen Tiertiguren geliefert, die zum Teil auch direkt als Flakons, Etuis oder auch als Tabatieren verwendet wurden. Der gravitätisch sitzende bunte Papagei der Sammlung Cahn-Speyer, der Lieblingsvogel der Vornehmen des XVIII. ]ahrhunderts (Abb. 57), mit abnehmbar montiertem Kopf kommt ebenso wie der Pfau auf dem F elssockel (Abb. 58) ein zweites Mal in der Sammlung der Lady Schreiber vor (Katalog Nr. 288 und 284), auch der stolze majestätisch ruhende Schwan (Abb. 59) ist noch nachweisbar, und zwar im British Museum (Hobson 140). Echte Rokokostimmung bezeugt der zierlich modellierte feine Flakon mit zwei Tauben auf dem bliitenbedeckten Stamm, um den sich ein Band mit der Inschrift „Nous unit Pamitie" . schlingt (Abb. 60). Verwandt mit dem- selben ist ein weiterer Flakon in Form eines zweigeschossigen Taubenschlages mit einem neben demselben auf dem Boden ruhenden Lämmchen (Abb. 61). Das uralte Motiv aus der Tiersage vom Fuchs und Kranichl finden wir in dem sehr geschickt komponierten Ro- kokoflakon, um dessen schlanke Wan- dung die beiden Tiergestalten in feiner Modellierung sich legen (Abb. 62). Abb. a5. Chelsea- Flakon, zwei Affen "' Schon zu Beginn des XVIII. Jahrhunderts läß: sich dieselbe Darstellung als Reliefschmuck eines Flakons nachweisen, und zwar au! einem aus Bernstein geschnit- tenen Exemplar des Landesmuaeums zu Kassel. Darauf Abb. 6B. Abb. 67. Chelsea-Flakon, steht noch eine allegorisierende Inschrift des Inhalts, daß Chelsea-Flakon, Blumenbukett Undnnk der Welt Lohn ist. Erbsenschote
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