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Die indische Kunst entfaltet sich in den vor- und frühgeschicht
lichen wie auch in allen geschichtlichen Perioden jederzeit nach
den eigenen Gesetzen der Landschaft und ihrer Bevölkerung. Da
zu treten Anregungen aus den Nachbarländern in Ost und West,
mit denen die Inder in Kulturaustausch standen. In zwei Phasen
wirkte sich die Begegnung mit einem anderen Kunstkreis beson
ders stark aus: in der mittelmeerländisch-indischen Mischkunsf
der 1. Hälfte des 1. nachchristlichen Jahrtausends und in der indo
islamischen Kunst in den Jahrhunderten um die Mitte des 2. Jahr
tausends n. Chr. Die Berührung asiatischer Religionsgemeinschaf
ten mit der Bildwelt der griechisch-römischen Antike bereicherte
die indische Kunst um viele gegenständliche Motive und um
einige neuartige formale Lösungen. Manche der Anregungen aus
einer ganz andersartigen und fremden Kultur wurden „indisiert'
und zum festen Bestandteil der gleichzeitigen und späteren Pla
stik des gesamten indo-pakistanischen Subkontinents. Auf ver
schiedene Weise mögen indische Handwerker und Künstler im
Zeitalter der Kushanas die fremden Motive kennengelernt haben:
durch den Import, der bei den regen Handelsbeziehungen be
sonders längs der Seidenstralje aus Alexandrien, Syrien und viel
leicht Italien selbst ins Land kam; als Schüler von Wanderkünst
lern aus den hellenisierten Ostprovinzen des römischen Kaiser
reichs; durch Besuch dieser westlichen Länder selbst. Das eine
oder andere Stück westöstlicher Mischkunst mag sogar von west
lichen Künstlern selbst gearbeitet worden sein. Die Kunst blühte
in den Gebieten der alten griechischen Herrschaft, durch die spä
ter der römische Handel ging, also Baktrien und Gandhara. Diese
Landschaften liegen heute in Afghanistan und Westpakistan. Auf
traggeber waren meistens buddhistische Gemeinden. Der Bud
dha und seine Schüler und die vielen Begleitfiguren in den bud
dhistischen Legenden wurden von den Gandhara-Künstlern in
antikisierende Draperien gehüllt (Kat. 134). Stupas wurden hier
im Nordwesten des indo-pakistanischen Subkontinents mit pseudo
jonischen und korinthisierenden Bauteilen geschmückt. Motive der
hellenistischen Architekturornamentik, wie Kentauren, Atlanten
und Tritonen, treten auf. Während in Mathura die drei altindi
schen Hauptreligionen ihre Götterbilder nach der Gestalt indi
scher Menschen schufen, wurden etwa gleichzeitig in Gandhara
besonders der Buddha (Kat. 136), aber auch hinduistische und
jainistische Kultstatuen mit Toga- und Himation-Bekleidung an
tiker Standbilder und mit den Haartrachten und Zügen griechisch-
römischer Porträts dargestellt. Jatakas und Legenden aus dem
Leben des Buddha wurden besonders lebhaft und anschaulich in
5 Gandhara
THE GANDHARAN PERIOD; Indian arf developed in prehisforic
and early times, jusf as in all the periods of its long history, ac-
cording fo historical and local fradifion. Furthermore, influences
can be clearly discerned from Ihe neighbouring counfrtes in East
and West, In two periods, namely the Mediterranean-lndian and
the Indo-Islamic, conlact with foreign cultures is particularly evi
dent. The imagery of the antique world brought many new motifs
and new formative potentialities. Some of course were "Indianis-
ed" and became an integral parf of Indian plastic art. Artists
and craftsmen may have become acquainted with these foreign
motifs in various ways. First of all, there was a lively commerce
with the Western countries along the "sllk street" — the ancient
Caravan route from China fo Rome. Secondly, the Indians may
have been pupils of wandering foreign artists or they may even
have visited the Near-Eastern and Mediterranean counfries them-
selves. The Standard of art was especially high in the counfries
of Bactria and Gandhara, nowadays Afghanistan and Western
Pakistan. Buddha and his attendants began to appear in antique
garb (Cat. 134). The Stupa in the North West of the Indo-Pakistan
subcontinenf shows pseudo-lonian and pseudo-Corinthian archi-
tectural details; Hellenisfic motifs such as centaurs, atlantes and
tritons were also used. In Mathura, the fhree great religions com-
munities created their gods in the likeness of the people of India.
ln Gandhara especially, not only the Buddha but also Hindu
gods are shown wearing fogas and himations. Jatakas and leg-
ends from the life of the Buddha were vividly and clearly fold
in scenes with many small figures. In the hills of the Hindukush
and Kashmir a great number of cloisters was built, all ornament-
ed with reliefs In limesfone or schist. Crowd figures in relief were
produced with ethnographic exactness in Fondukistan (Afghani
stan) until the middle of the Ist millennium, and in Kashmir espe
cially in the terracotfas of Akhnur (Cat. 142). There are two cul-
minafing poinfs In the Gandharan period the first during the Ist
and 3rd centuries A. D,, and the second from the 4th fo the 6th.
In some examples the greafest wealth of antique arf and Crea
tive motifs of Indian Gupta sculpture are combined fo produce a
short but golden period. The Indian Museum in Calcutta and the
National Museum in Delhi have kindly lent schist sculptures and
stuccos.