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der Dobrudsclia sich anlehnen und welche bisher noch keine
eigentliche Industrie besitzen, sondern sich hauptsächlich mit
Ackerbau und Viehzucht beschäftigen. Der Ackerbau wird auch
dort noch in sehr primitiver Art betrieben; man kennt keinerlei
Maschinen oder verbesserte Handgeräthe; der schwerfällige, mit
4—6 Paar Ochsen bespannte Pflug ohne Kader ist noch nicht
verdrängt, und auch zum Dreschen wird noch die uralte
Methode des Kreislaufes von Pferden über die Garben ange
wendet. Der Boden ist überreich an Humus und von Düngung
ist keine Rede. Gewöhnlich wird von den Dorfgemeinden nur
die eine Hälfte der Felder bebaut, während die andere ein
Jahr lang brach bleibt. Die Bevölkerung ist dünn gesäet. An
fruchtbarem Boden ist nirgends ein Mangel, wol aber an
Arbeitskraft, namentlich während der Erntezeit, wo dann fast
regelmässig Tausende von Arbeitern aus Macedonnien und
Herzegowina zur Aushilfe aufgenommen werden.
Nebst diesem Getreide wird auch solches aus Rumelien,
aus Anatolien, aus Rumänien und aus Russland hieher gebracht.
B. Qualität.
Weitaus der grösste Theil des in Bulgarien cultivirten, hieher
gebrachten Getreides besteht aus sogenanntem weichen Weizen
(Sommerfrucht), doch ist dessen Qualität wegen der sorglosen
Behandlung und unzulänglicher Gewinnungsmethode nur eine
mittelmässige; hiezu kommt noch, dass das Getreide vom Bauer
selbst nur sehr oberflächlich gereinigt wird und daher oft so
sehr mit fremden Theilen vermischt ist, dass der Exporteur ein
zweimaliges Durchsieben desselben vornehmen muss, ehe er die
Waare verladen kann. In einzelnen Districten, so z. B. in Ras
grad, wird allerdings auf bessere Aussaat gesehen und es ist
die Qualität dieser Gegend in der Regel auch mehr geachtet.
Das Gewicht des weissen Weizens ist selten höher als 59 bis
60 Pfd. per engl. Bushel, während schöner polnischer Odessa-
Weizen gewöhnlich 62 bis 63 Pfund wiegt. Harter Weizen
(Wintersaat) wird bedeutend weniger, eigentlich nur für den
türkischen Local-Consum erzeugt; derselbe wiegt durchschnitt
lich 61 bis 62 Pfd. per Bushel, ist aber meist sehr stark mit
Gerste vermischt, und es werden die wenigen Ladungen bes-