ZUR GESCHICHTE DES ORIENTALISCHEN TEPPICHS. 17
matischen Charakter dieses Motivs festhält, nicht bestreiten
lassen, dass nämlich dasselbe Motiv seit dem XIV. Jahr¬
hundert bis auf den heutigen Tag- fortdauernd in Uebung
geblieben ist. Treffen wir also das Motiv an irgend einem
Teppich, so werden wir immer noch im Zweifel bleiben, in
welchem der seit dem XIV. verflossenen Jahrhunderte wir
denselben unterzubringen haben.
Mit der Paläographie allein lässt sich somit die Frage
in solchem Falle nicht lösen. Es bleibt dann nur noch ein
Weg offen, derjenige der Vergleichung mit anderen Kunst¬
werken, deren geschichtliche Stellung wir bereits genauer
kennen. Ein solches vergleichendes Studium ist aber die
Aufgabe der Kunstgeschichte. Es ist nun eine leidige That-
sache, dass es heute noch keine geschriebene Kunstgeschichte
des Orients gibt. Es fehlt damit eine der wesentlichsten Vor¬
aussetzungen, unter denen sich eine Nutzbarmachung einer¬
seits der Paläographie, andererseits des vergleichenden
Studiums für die Orts- und Zeitbestimmung älterer orientali¬
scher Teppiche mit Aussicht auf zuverlässigere Ergebnisse
anbahnen lässt.
An einem Punkte bloss hat die kunsthistorische For¬
schung bereits vor geraumer Weile eingesetzt, um im Wege
des vergleichenden Studiums einige Klarheit über die Ge¬
schichte der orientalischen Teppiche zu verbreiten. Es ist
dies auf Grund von gemalten Teppichdarstellungen ge¬
schehen, die, wie schon vorhin erwähnt, auf Gemälden aus
dem XV. und XVI. Jahrhundert nicht selten anzutreffen
sind. Es ist aber bloss eine ziemlich begrenzte Gruppe von
Teppichen, deren Geschichte uns hiedurch aufgehellt worden
ist. Sie gehören sämmtlich zur geometrischen Classe, die
entweder planimetrische Motive oder doch sehr stark geo¬
metrisch stilisirte vegetabilische Ornamente verwendet. Es
zählen hieher u. a. Xr. 317, 344, die man wegen ihrer
Verwandtschaft einerseits mit kaukasischen, andererseits mit