XV
durften. 1 ) Im Jahre 1666 erschien daraufhin eine königliche
Ordonnanz, welche gesetzlich bestimmt, dass in den Städten
Gucsnoy, Arras, Reims, Sedan, Chäteau-Thierry, Loudun, Alengon,
Aurillac und in anderen des Königreiches Spitzen-Manufacturen für
Herstellung von dentelles, sowohl angefertigt mit der Nadel, als
auf dem Kissen geklöppelt, eingerichtet werden sollten, die sich
zur Aufgabe zu stellen hätten, Spitzen in der Weise von Venedig,
Genua, Ragusa und den benachbarten Ländern herzustellen, und
dass man diese imitirten Spitzen in Zukunft points de France zu
nennen hätte.
Hiermit wäre in kurzen Zügen der Ursprung der Spitzen
fabrikation auf französischem Boden angedeutet. Dem’ klugen
Colbert war es also vollständig gelungen, für die stets wechselnde
Mode den Schwerpunkt der Spitzenfabrikation nach Frankreich
hin zu verlegen und eine gewinnreiche Industrie seinem Vater
lande tributpflichtig zu machen, wodurch Jahrhunderte lang
tausend und abermals tausend fleissige Hände in den industriellen
Städten und den gebirgreichen Gegenden des Landes lohnende
und anregende Beschäftigung fanden. Mit Recht konnte daher
gesagt werden, dass die Spitzenfabrikation für Frankreich das
geworden sei, was ehemals die Goldminen von Peru für Spanien
waren.
Was nun zunächst den merkantilen Vertrieb von kunstreich
gewirkten Spitzen auf französischem Boden betrifft, so ist hier
noch hinzuzufügen, dass seit der letzten Hälfte des XVII. Jahr
hunderts der Absatz und der Verkauf derselben ausschliesslich
einer Corporation von Kaufleuten zu Paris gehörte, welche sowohl
durch wandernde Kleinhändler, als auch in einzelnen Städten
die Hauptmärkte für ihre werthvolle Kunstindustrie inne hatten.
So galten gegen Schluss des XVII. Jahrhunderts in Frankreich als
Hauptmärkte für mehr oder weniger reich angefertigte Spitzen:
Arras, Lille, Valenciennes, Bailleul, Caen, Bayeux, Dieppe, le
Havre, Paris, Aurillac, le Puy, Mirecourt, Dijon, Charlesville,
Muret, Sedan, Lyon, Loudun. Nach diesen Städten wurden zu
ll Mdmoires historiques sur la ville d’Alemjon, par M. Odolant-Desnos
Alenqon 1787.