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Fabrik, in welche dieselbe infolge zahlreicher, kostspieliger Experi
mente unter der Direktion Kessler geraten war, hat einen Schatten
auf sein Andenken geworfen. Aber nie wäre sein Nachfolger
Sorgen thal zu solchem Ruhm gelangt, wären der künstlerischen
Ausführung nicht wertvolle technische Errungenschaften voraus-
. gegangen, die ohne Geldopfer eben nicht zu erreichen waren. Falke*)
zitiert aus einem Expose des Modellmeisters Niedermayr vom
Jahre 1783, dass der damalige Jahresumsatz der Fabrik sich auf
100.000 fl. belief, von denen 20.000 fl. auf das Ausland entfielen,
und dass der Vorrat in den Magazinen auf mehr als 500.000 fl.
veranschlagt wurde, wovon gegen 75.000 fl. auf Figuren zu
rechnen sind.
Sorgenthals Direktion (17 84— 180 5) zeichnete sich zunächst
durch allerlei organisatorische Neuerungen aus, die geeignet waren,
die Tätigkeit der Fabrik günstig zu beeinflussen, und nachdem es
dem erfahrenen Fabriksleiter gelungen war, die Erzeugnisse
auch künstlerisch auf ein höheres Niveau zu bringen, häuften sich
die Aufträge derart, dass die Anzahl der Arbeiter nach wenigen
Jahren verdoppelt werden konnte, sie belief sich im Jahre 1790
bereits auf 500. Sorgenthals Ehrgeiz ging dahin, die Fabrik zu
einer wirklichen Kunstanstalt auszugestalten, und den höchsten
Anforderungen zu genügen, die überhaupt gestellt werden konnten.
So sehen wir bald die Wiener Fabrik nach jeder Hinsicht in
siegreichem Wettbewerbe mit den berühmtesten gleichartigen
Anstalten des Auslandes. Sevres gegenüber hatte sie in technischer
Hinsicht schon durch die harte Masse einen gewaltigen Vorsprung.
Meissen überflügelte sie durch frühzeitigen Anschluss an die klassi
zistische Richtung und durch enge Beziehungen zur Wiener Kunst
akademie, die damals die hervorragendste Hochschule deutscher
Kunst war. Über diese Periode der Fabrik hat Jakob von Falke
mehr mitgeteilt, als uns der Raum hier anzuführen gestattet. Wir
dürfen uns daher bezüglich der Glanzperiode der Fabrik, die in
der Ausstellung durch zahlreiche Beispiele von unübertrefflichem
Reichtum und hervorragender Schönheit vertreten ist, ganz kurz
fassen.
*) J. V. Falke „Die k. k. Wiener Porzellanfabrik“ Wien 1887.