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eingeführt, was J. A. Brem in Lukawitz veranlasste, die Gewinnung
desselben durch Umsetzung der Vitriole auf dem Mineralwerke mit
Kalk, z. B. durch Bosten von gleichen Theilen Kalk und Schwefelkies
und Aussetzung des befeuchteten „Gementes“ an der freien Luft dar
zustellen. Ein diessbezügliches Patent wurde übrigens schon im Jahre
1823 dem Freiherni v. Hochberg, Besitzer der Mineralwerke zu
Wranowitz etc., ertheilt.
Uebrigens stellt man wohl auch gegenwärtig in England, zu
speciellen Zwecken, Gips durch Fällung von Chlorcalcium-Lösung dar.
Die Fabrication der englischen Schwefelsäure und
die Alkali-Industrie. Die Theorie des Processes der Bereitung
der englischen Schwefelsäure war bis vor Kurzem nicht genau bekannt,
allein der Hauptsache nach war dieselbe schon im Jahre 1806 durch
Clement und Desormes studirt und namentlich gefunden worden, dass
„eine gänzliche Ersparniss des Salpeters“ bei dieser Fabrication
durch die Begenerirung des „Salpetergases“ zu gewärtigen steht, eine
Behauptung, welche allerdings sowohl von Gehlen als von Gay Lussac
bezweifelt wurde. Die damals geltende Ansicht, dass die Bildung von
Schwefelsäure aus schwefeliger Säure, dem Einflüsse einer hohen
Temperatur zuzuschreiben ist, wurde übrigens von Gay Lussac auch
widerlegt und. von diesem ferner in einem, am 11. April 1807 in
Arcueil abgehaltenen Vortrag, die für die Vitriol-Industrie wichtige
Beobachtung über die Zersetzung der schwefelsauren Salze durch
Hitze und die Bildung der schwefeligen Säure beim Bosten der
Schwefelmetalle mitgetheilt.
Die fabriksmässige Darstellung der englischen Schwefelsäure
wurde im vorigen Jahrhunderte in England (1746 errichtete Dr. Boe-
beck die erste Bleikammer in Birmingham) begonnen und im Jahre
1813 in der grossen Fabrik zu Nanterre bei Paris eingeführt. In
Böhmen wurde dieser Fabrications-Zweig im Jahre 1802 auf einer in
Prödlitz bei Aussig bestandenen Kattunfabrik versucht, der dortige
Bleikammer-Betrieb aber im Jahre 1808 wieder aufgelassen.
Leopold Schrattenbach begründete in Nussdorf eine Schwefel-
Säurefabrik, die er im Jahre 1801 an das Aerar verkaufte und
errichtete im Jahre 1808 eine solche auf dem Auersperg’schen Werke