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Kalwanger (steierischer) Schwefel wurde durch Destillation von
Kupferkies erhalten und soll arsenfrei gewesen sein und auch die
Schwefelblumen von Gr.-Lukawitz sollen diesen Vorzug gehabt haben.
Die Schwefelerzeugung in Böhmen ist später, im Jahre 1853,
gegenüber der Concurrenz mit sicilianischem Schwefel, sehr precär
geworden und war eigentlich nur durch das hohe Agio ermöglicht.
Ausserdem trat damals schon eine andere und für die Zukunft gewiss
wichtige Schwefelquelle in den Vordergrund, nämlich Siebenbürgen,
wo im Szeklerlande grosse Mengen einer, 50—70 Procente Schwefel
haltenden Erde Vorkommen und nach einer massigen Berechnung
16 Millionen Centner Schwefel zu liefern im Stande sein sollen.
In der That wurden im ganzen Pilsener Bezirk im Jahre 1865, also
10 Jahre später, nur ungefähr 250 Centner Schwefel aus Kies
erzeugt, während die Erzeugung von Schwefelsäure aus Bohschwefel
in demselben Jahre 20.611 Centner (60° Säure) lieferte. Im Jahre
1855 producirte Oesterreich 38.340 Centner Schwefel und zwar in
Steiermark, Salzburg, Böhmen, Galizien, Ungarn und Kroatien.
Berücksichtigt man, welche inländischen Quellen für Schwefel
den österreichischen Fabrikanten zur Disposition standen, so wird
man es auch begreiflich finden, dass man den im Jahre 1817 von
Hill in Deptford, und schon früher in Fahlun gemachten Versuchen zur
directen Erzeugung von schwefeliger und Schwefelsäure, durch Bosten
von Kiesen, die grösste Aufmerksamkeit widmete.
Das Verdienst, diese Idee in Oesterreich zuerst realisirt zu
haben, gebührt dem Chemiker Ignaz Brem. Derselbe war etwa 9 Jahre
Leiter der Fabrik in Lukawitz, errichtete dann im Jahre 1833 in
Gemnik bei Schlau (Böhmen) eine Vorrichtung zur Erzeugung von
schwefeliger Säure aus Schwefel und widmete dem Processe der
Schwefelgewinnung aus Kiesen seine volle Aufmerksamkeit. Er beob
achtete die Verluste, welche hiebei stattfinden, und zeigte, dass
auch die reinsten Eisenkiese nach dem Abtreiben noch nahe 27 Pro
cente Schwefel in den Abbränden lassen und von dem Best auch nur
ein Theil wirklich gewonnen wird.
Diess veranlasste denselben, die directe Erzeugung von schwefe
liger Säure, respective Schwefelsäure, durch Böstung der Kiese zu
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