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beschäftigte, und schon im vorigen Jahrhundert von J. K. Adam in
Wien gegründet wurde.
Die Seybelsche Fabrik in Liesing verarbeitete im Jahre 1867
6000 Centner Weinstein und 8000 Centner Weinhefe, deren Verwer
tung von E. Seybel zuerst durchgeführt und hiedurch ein für Oester
reich wichtiger Industrie-Zweig geschaffen wurde. Dieselbe hat 5 Blei
kammer-Systeme mit 340.000 Cubik-Fuss Inhalt, 3 Platin-Kessel,
2 Sulfat-Oefen lür die Zersetzung von 24.000 Centner Kochsalz u. s. w.
Es müssen hier auch die Jäkle’schen Weinsäure-Fabriken in Graz
undCilli, welche im Anfänge der sechziger Jahre circa. 3000 Centner
Weinstein raffinirten, und endlich die Fabrik von J. Nackh & Sohn in
Wien genannt werden. Eine der grössten und zur Erzeugung der
mannigfachsten chemischen Products für Färbereien, Druckereien
und Pharmaceuten eingerichtete Fabrik in Oesterreich, war schon
vor einem halben Jahrhundert die von Franz Xaver Brosche in Prag.
Dieselbe wurde 1817 errichtet und im Jahre 1830 durch Auffüh
rung eines grossartigen Gebäudes am Ufer der Moldau wesentlich
erweitert und war damals vornehmlich zur Fabrieation von Bleich
salzen (Chlorkalk), Zinnsalz, Salzsäure, Salpetersäure, Metallsalze
und diversen Beizen, Glaubersalz, Quecksilber-Präparaten etc. ein
gerichtet. Die Fabrik Brosche’s erhielt wegen der Feinheit der Pro-
ducte bei der im Jahre 1835 abgehaltenen Ausstellung die goldene
Medaille in der Classe der chemischen Producte.
Nach dem Berichte über die gewerbliche Ausstellung im Jahre
1845 erzeugte Brosche damals jährlich 7—8000 Centner Schwefel
säure, 5000 Centner Glaubersalz, 800—1000. Centner Chlorkalk,
4500 Centner Salzsäure u. s. w.
Die Schwefelsäure-Industrie Oesterreichs hat sich dem Gesagten
zu Folge stetig entwickelt und ist zu anerkennenswerter Höhe
gelangt. Dieselbe zeigte im Anfänge der sechziger Jahre einen
kleinen Rückgang, da durch die Schliessung des amerikanischen
Marktes alle auf die Baumwoll-Industrie gestützten Fabrications-
Zweige eine Hemmung erfuhren, und durch Einführung der Verseifung
mittelst Hochdruck in der Kerzen-Industrie der Bedarf der letzteren
an Schwefelsäure um 18.000 Centner jährlich sank.