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Volltext: Beiträge zur Geschichte der Gewerbe und Erfindungen Oesterreichs von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart ; Weltausstellung 1873 in Wien ; Erste Reihe: Rohproduction und Industrie

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vorspringend, um das Versäumte mit einem Satz nachzuholen oder 
gar zu überholen. Es gilt dann Eile, um auf die Höhe der Zeit zu 
kommen. Dieses Betardiren und sprungweise Avanciren sieht man in 
der That auch dem österreichischen Mode-Geschmack an, wenn man 
ihn im Laufe der Zeit in’s Auge fasst. 
So zum Beispiel nahmen die deutsch-österreichischen Länder in 
der Blütezeit des Mittelalters fröhlichen Antheil an Bitterthum und 
Minnegesang und was sonst der Zeitgeist Eigentümliches darbot. 
Ihre Dichtergruppe war vielleicht die zahlreichste, ihr Ton der iiber- 
müthigste und in der phantastisch - abenteuerlichen Sichtung des 
Bitterthums trieben sie es wohl am ausgelassensten und kamen der 
Thorheit unter allen deutschen Ländern am nächsten. Gleicherweise 
machten sie es mit der Kleidung. Es ist gar nichts Eigentümliches, 
was man im zwölften Jahrhundert in Oesterreich trug, aber aus dem, 
was wir sehen oder aus Chroniken und Liedern erfahren, geht hervor, 
dass der Oesterreicher gerade an Schmuck und Beiwerk mit ausge 
lassener Freude hing und übertrieb, was die damalige Mode, denn 
es gab eine im zwölften Jahrhundert so wie heute, davon aufweiset. 
Ganz das Gegenteil sieht man im siebzehnten Jahrhundert, 
als spanischer Einfluss am Steuer des Staatsschiffes sass und religiöse 
und politische Beaction den Lauf hemmte. Auch in Spanien trugen 
damals die gebildeten und vornehmen Stände nichts als das Kleid der 
allgemeinen Mode, aber stets um einige Jahrzehnte veraltet und als ver 
altet auch versteift und erstarrt. Den gleichen Charakter, wenn auch 
nicht die völlig gleiche Verspätung wird man leicht an österreichischen 
Porträts oder Costümen dieser Zeit finden, namentlich am Hofe seihst 
und in jenen Kreisen, die dem Hofe nahe standen. Was man aber nicht 
finden wird, es sei denn jenseits der Leitha, das sind irgend nationale 
oder sonst Landes - Eigentümlichkeiten an der Kleidung der vor 
nehmen und gebildeten Welt. Die slavischen Trachten waren damals 
schon längst in diesen Kreisen der Gesellschaft im Bückgang oder 
man kann sagen verschwunden. Sie haben unseres Wissens über 
haupt nur einmal einen Einfluss auf die Mode gewonnen, und das 
war gegen die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts, als die Verbin 
dung der Luxemburger mit Böhmen und die Besteigung des deutschen
	        
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