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ausstellung in Paris und 1930 auf jener in Stockholm für den Kleinstaat Österreich. Die
Anerkennung, die seinen Ausstellungsbauten gezollt wurde, ist außerordentlich.
Wenn man Hoffmanns Arbeiten eingehend betrachtet, so wird man mit einigem
Erstaunen feststellen können, daß er die meisten jener Probleme, die in letzter Zeit
so heiß umstritten wurden, oft Jahrzehnte früher gesehen und ohne viel Aufhebens
und Betonung auf seine Art bewältigt hat. Sein Palais Stoclet in Brüssel löste schon im
Jahre 1905 die Frage der kubischen Architektur. Und zwar so, daß immer noch das
künstlerisch Gefühlsmäßige über den rationalisierenden Verstand zu siegen wußte.
Die Grundrisse seiner Villen waren immer schon auf die persönlichen Bedürfnisse der
Bewohner zugeschnitten und verzichteten schon vor dreißig Jahren auf die Fassaden
wirkung. Ein kühnes Wagnis zu einer Zeit, wo man die Zinshäuser der Vorstädte mit
Palastarchitektur verkleidete und jede Villa einem Schlosse gleichen sollte. Daß Hoff-
mann die logisch gefundene Lochfassade durch Zusammenfassung, feine Gliederung
und durch ornamentalen Schmuck wieder zu beleben wußte, ist wohl eine seiner
besten Tugenden. Hoffmann war auch sicher der erste Architekt, der eine gestreifte
Tapete horizontal spannen ließ. Heute ist dies fast schon zur Modesache geworden,
im Jahre 1911 wagte er aber bereits den Versuch, ohne ihm besondere Bedeutung
beizumessen. Die Betonung der Horizontalen war ihm eben schon damals eine innere
Notwendigkeit. Hoffmann erfaßt mit feinem Instinkte die Kunstprobleme immer um
eine Nasenlänge früher, als sie die Vernunft der meisten anderen aufspüren läßt.
An Ehrungen im In- und Auslande hat es nicht gefehlt. Er ist Professor, Oberbaurat
und Dr.-Ing. honoris causa der Dresdner Technischen Hochschule, Mitglied zahlreicher
ausländischer Akademien, Kommandeur der französischen Ehrenlegion usw., usw.
Die Kunstgeschichte wird ihn noch besonders zu würdigen haben. Denn seine
Tätigkeit war bestimmend für die Kunstentwicklung Europas.
Dr. Armand Weiser.
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