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sei. Eben Carstens aber ist der Erste, der, in das Wesen der An
tike. eindringend, mit kraftvollem Subjectivismus, wenn auch, un
gleich dem verspotteten Mengs, mit völliger Verachtung und Ver
kennung des Technischen, die antiken Ideale für die Nation er
neuert. Malen hat er nie recht gelernt, aber seine zeichnerische
Qualität, die geistige Gewalt und Tiefe seiner Compositionen war
epochemachend. Er lernte- von der Antike wie von den Cinque
centisten, er ist der Erste, der die classische Antike aus den an
tiken Classikern schöpft; die Vossische Uebersetzung der Ilias und
Odyssee ergreift ihn im Innersten, er erweitert seinen Blick durch
Lectüre des Pindar, des Aeschylos, des Sophokles, wie durch das
Studium der antiken Plastik, und was er schafft, ist doch keine
Nachahmung, sondern eine Erneuerung in deutschem Gewände,
wie Goethe’s Iphigenie und Thoas deutsche Figuren sind. Er re-
formirt die deutsche Malerei, welche damals in Rom gemacht
wurde, er wirkt auch auf die Plastik, so auf Thorwaldsen, der
sich an ihm bildet. • Er bringt das Talent Bonaventura Genelli’s zur
Entfaltung, der bis auf unsere Tage in diesem Geiste gewirkt hat.
Er gibt aber auch, noch mehr als der Historienmalerei, der Land
schaftsmalerei eine neue Richtung und unter seinen neuen Schülern
ist es der Oesterreicher Josef Koch, der die heroische Landschafts
malerei begründet, ihren charakteristischen, epischen Stil ent
wickelt und die gesammte Production der ersten Decennieh unseres
Jahrhunderts mit seinen Impulsen beherrscht; sein „Macbeth und
die Hexen“, seine „Cascatellen von Tivoli“, seine Illustrationen zu
Humboldt’s „Ansichten“ sind vollwerthigeZeugnisse eines gereiften,
weithin wirkenden Schaffens, welches in seinen Schülern Rott
mann und Preller den vollendetsten Ausdruck findet.
Auch in Wien entsteht eine neue Schule; ihr Haupt ist der
Heilbronner Friedrich Heinrich Füger. Schon mit elf Jahren malt
er Miniaturen; dann verliert er, angesichts der Meisterwerke,
welche die Stuttgarter Galerie ihm zum Studium bietet, den Muth,
Aehnliches zu wagen. In Dresden, wo Mengs, Oeser, Winckelmann
den Olassicismus begründen, wird er der Kunst zurückgewonnen und
auf ihre neuen Ideale verpflichtet. Maria Theresia sendet ihn zu
weiterer Ausbildung nach Rom, 1784 wird er Vicedirector, dann
Director der Wiener Akademie und Hofmaler, 1801 Director der kai
serlichen Gemäldegalerie. Mit Vorliebe malt er Miniaturporträts,
deren künstlerischer Werth unbestritten ist; er pflegt nun aber