Arthur Volkmann, Die Löwenjagd, farbiges Relief
auch in der Kunst führen viele Wege nach Rom; das individuelle
Temperament und die persönliche Empfindung führen den einen
zu leidenschaftlicher Wildheit, den andern zu massvoller Zurück-
haltung. Sicher ist, dass Volkmann den überzeugenden Eindruck der
Lebenswahrheit zu machen weiss, auch ohne im Naturalismus bis
zur Wiedergabe der kleinen zufälligen Züge zu gehen. Aber auch
von Absichtlichkeit, von Mache und Pose sind seine Gestalten weit
entfernt. Vollcmanns Idealismus ist, wenn man dies Paradoxon
gestatten will, ein feinsinnig auswählender Naturalismus, wie ihn
auch die Griechen der sogenannten ersten Blüteperiode pflegten. Die
Klarheit seiner Forrnengebung - ganz das Gegentheil des „voiler le
nu", des Verschleiems und Verschwimmenlassens der Formen, wie
es Rodin liebt - ist die Folge seiner Unterordnung eben unter die
Natur, die er trotz idealistischerAuffassung als die sichere Grundlage
der Kunst betrachtet.
Dieser innige Zusammenhang mit der Natur unterscheidet
Volkmann - ebenso wie Touaillon - grundsätzlich von Künstlern
wie Canova oder Mengs, deren Kunst uns nur noch wie eine geistlos
schablonenhafte Nachahmung des Äusserlichen antiker Kunst
anmuthet und in ihrer Charakterlosigkeit kalt lässt. Unzweifelhaft ist
auch Volkmann angeregt und erfüllt vom Besten, was uns aus alt-
griechischer und altrömischer Zeit iiberkommen ist, aber seine Kunst
selbst ist selbständig auf dem Boden eigenen Studiums erwachsen
und auf dem Wege über das Charakteristische zur Schönheit vor-
gedrungen.
Die erörterten Eigenschaften, jenes Gesunde, in sich Vollendete
tragen, wie der Läufer, auch die übrigen Gestalten Volkmanns, je nach
Gelingen mehr oder minder alle an sich, so sein charakteristisch
weich und üppig gebildeter Bacchus im Museum zu Breslau, sein
Putto mit dem Apfel in der Hand, seine weibliche Figur mit dem