4
Für das Zustandekommen des Baues und des großen Museums für
Gypsabgüsse allerdings war diese königliche Liebhaberei von großem
Nutzen. Nie würden bei dem damals herrschenden Sparsinne so glänzende
Mittel für die großartigen Sammlungen der Gypsabgüsse zur Verfügung
gestanden haben, wenn nicht der König selbst sich für den Bau und
seine künstlerische Ausstattung durch F'resken interessirt hätte. Es ist
nicht zu verkennen, dass durch diesen königlichen Unternehmungsgeist
unter Friedrich Wilhelm IV. gewissermaßen die Grundlage für die
heutige Gestaltung der Museen gegeben wurde. Die neue Organisation
der königl. Museen setzt aber voraus, dass Originalwerke erworben
und zugleich die Mittel gegeben werden, Kunstwerke für die verschiedenen
Abtheilungen der Museen zu erwerben. Die jetzigen Fachdirectoren würden
bald auf’s Trockene gesetzt werden, wenn die Mittel verweigert würden, in
jedem einzelnen Fache hervorragende Kunstwerke zu erwerben. Die Ge
schichte der königl. Museen weist aber nach, dass denselben seit ihrem
fünfzigjährigen Bestehen die Mittel zu Erwerbungen nicht gefehlt haben.
Schöne weist auf den Ausspruch König Friedrich Wilhelm’s III.
hin, der in den schwersten Zeiten, die Preußen je durchgemacht hat, im
Jahre 1807 aus Anlass der Gründung der Berliner Universität in Memel
sagte: »der Staat muss durch geistige Kräfte ersetzen, was er an phy
sischen verloren hat.« Der einzelne Director hat bei seinen Erwerbungen
und Publicationen sich nach allen Seiten hin zu orientiren und etwaigen
Wünschen von Gelehrten und Künstlern entgegenzukommen. Jedem Director
ist eine »Sachverständigen-Commission« mit berathender Stimme beige
geben worden, in welcher gleichmäßig Künstler und Kunstgelehrte ver
treten sind, und in welcher der betreffende Director über alles referirt,
was sein specielles Budget betrifft.*) Wöchentlich einmal treten die Direc-
toren zu einer gemeinsamen Conferenz mit dem Generaldirector zu
sammen, um die gemeinsamen Interessen der k. Museen zu berathen
und die Administration in geordnetem Gange zu erhalten. Die königl.
Museen haben gegenwärtig folgende acht Abtheilungen mit acht Fach-
directoren, u. zw.:
1. Für die Gemäldegalerie: Director Dr. Julius Meyer und Directorial-
Assistent Dr. Bode und Scheibler.
’) In der Reihe der Mitglieder der »Sachverständigen-Commission« finden wir die
Kunstgelehrten :Dobbert, Jordan, Grimm, Droysen, Mommsen, Sach au, Robert,
Lessing, E. Hübner, Trendelenburg, Dr. Schräder, Virchow, Olshausen,
Jäger; die Künstler: R. Begas, Sußmann-Hellborn, G. Richter, L. Knaus,
A. Wolf, O. Begas, G. Spangenberg u. a. m. Auch der Kupferstecher Jacobi
dürfte zu den Arbeiten dieser Commission herangezogen werden. Die Musealbibliothek
leitet: Dr. Fränkel. Als Restaurateur fungirt in der Gemäldegalerie Herr Wlfg. Böhm,
in dem Kupferstichcabinette die beiden Hauberreisser. An der Publication und dem
Kataloge der königl. Museen haben sich seit jeher die ganz hervorragenden Gelehrten be
theiligt.