Die Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände in Wien.
223
Von den beiden kleineren Decken stammt die eine aus dem Jahre 1490.
Sämmtliche in Gold und Silber ausgeführte Darstellungen sind auf neuen
Seidenstoff übertragen. Christus liegt im Grabe, zu seinen Häupten sitzt
seine hl. Mutter, in der Mitte mit aufgerichteten Armen Magdalena, die
linke Hand hält der hl. Johannes, zwischen ihnen und ringsherum comple-
tiren die Gruppe die anderen Personen, zu denen vier Engel die untern,
vier die obere Parthie ausfüllen, je zwei derselben mit Flabellen in den
Händen. — Die andere kleine, ohne Zweifel jüngere Decke ist oblong und
zeigt den Heiland nur von den drei Marien, sowie unten und oben von je
zwei Engeln umgeben. Diese tragen je ein Flabellum mit Seraphimscheibe,
jene knien oben mit ausgestreckteu Händen. — Die beiden anderen viel
grösseren Antimensien stammen aus dem Jahr 1592 und 1598. Um das
ältere läuft eine Inschrift in Silber, ein Ornamentband in Gold, die Evange
listensymbole bilden die Ecken, unten wie oben erscheinen Engel, von
denen je zwei Flabellen-Scheiben mit Inschriften halten. Am Kopfe sitzt
ausser der hl. Mutter Maria Jakobe, in der Mitte Magdalena, zu Füssen
Johannes, Joseph von Arimathia und Nikodemus. Auch hier sind Perlen
zur Verbrähmung benutzt. — Noch viel reicher ist die letzte Decke be
handelt, die eine grosse Goldinschrift umsäumt, daneben eine Serie von
33 Medaillon mit Büsten unten durch eine Darstellung des Todes Mariä
unterbrochen. In den Ecken wiederum die Evangelistensymbole und unten
wie oben je zwei Flabellen tragende Engel. Zwischen ihnen gruppiren sich,
wie vorher, die sechs typischen Personen, oben erscheint dazu in Medaillon-
iorm die laube als hl. Geist von zwei anderen ebenfalls dreistrahligen Me
daillons (die wohl Sonne und Mond versinnbilden) flankirt. Gold und Silber
sind hier spärlicher verwendet, die Fleischtheile überaus fein behandelt,
sehr wirkungsvoll auch der reich gemusterte Grund. — Ein Teppich von
ähnlicher Grösse und Behandlung mit der Jahreszahl 1510 stellt den Tod
Mariens vor. Christus empfängt im Strahlenkränze unter einem Bogen
schwebend die Seele seiner hl. Mutter, die von den zwölf Aposteln und
zwei anderen heiligen Priestern umgeben ist. Engel, zum Theil mit Sera-
phim-Flabellen, umschweben die traditionell geordnete Gruppe, die noch
durch das kleine Bildniss der Stifterin in fürstlicher Kleidung vervollständigt
wird. Grosses Bankenwerk, unten einige burgartige Anlagen einschliessend,
umgeben die reiche Darstellung. — Viel kleiner und älter ist ein quadratischer
Behang, der unten den Tod Mariens, oben die Aufnahme ihrer Seele in
den Himmel zeigt, indem Gott Vater von Engeln umgeben das von Christus
getiagene kleine Kind empfängt. Perlen contouriren auch hier die aus
Gold- und Silberfäden mit farbigen Falten gestickten Figuren. — Drei
Gr ab decken bringen diese merkwürdige Sammlung zum Abschlüsse. Die
älteste derselben mit dem Datum 1476 stellt die Fürstin Maria, Gemahlin
Stephans des Grossen, wohl ungefähr in natürlicher Grösse dar, die Hände