Buchdruck.
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flehenden breiten Tifche mit Glaskäften der näheren Betrachtung und fomit einem
eingehenden Unheil entzogen. Eine Obligation des ungarifch-englifchen Anlehens
war hiibfch ausgeftattet; die Einfalfung und der Text waren harmonifch gut gefetzt,
auch der Druck war ein guter. Caffafcheine mit Kupferdruck-Untergrund waren
zu bunt hergeftellt. Es fchien uns, als follten fie die ungarifcheu Landesfarben :
grün, roth°und weifs“, darftellen. Eine grofse Stereotypplatte, mittels Papier-
matriz'e gegoffen, war fcharf und rein; der davon gemachte Abzug machte jedoch
manchen Wunfch rege, Galvanifche Platten, Platten für Naturfelbfldruck und
vieles Andere follten beweifen, dafs die königlich ungarifche Staatsdruckerei der
Wiener Schwefteranftalt ebenbürtig fei. Dafs diefs jedoch nicht der Fall ift, und
dafs die ungarifihe Staatsdruckerei ihre Kräfte viel zu fehr zerfplittert, um im
Stande zu fein, etwas Einheitliches zu leiden, dürfte ihr wohl felbft bald
klar werden.
Carl Louis Posner’s erfte ungarifche Raftriranftalt, Gefchäftsbucher-
Fabrik, Buchdruckerei und Lithographie in Peil hatte ihre Ausheilung gehörig
zur Geltung gebracht, doch wurde die Leiftungsfähigkeit der Buchdruckerei durch
die Arbeiten*der Raftriranftalt bedeutend verdunkelt. Ein auf der Buchdrucker-
preffe erzeugtes Tableau machte einen guten Eindruck. Der Druck desfelben war
lobenswerth, was von dem Satze desfelben jedoch nicht gefagt werden kann, da
die Linien fammt und fonders keinen genauen Anfchlufs zeigten. Ein folches
Tableau, von Herrn J. Glafer bei Salzer in Wien gefetzt, müfste ein Meifter-
und Mufterftück der Typographie abgeben.
Die Pefter B u c h d r u ck e r e i - A c t i e n g e f e 11 f c h aft hatte an den
Seiten- und Rückenwänden ihres Glasfchrankes verfchiedene Adtien ausgehängt,
die aber nicht eben einen befonders guten Gefchmack bewiefen. Die Einfaffungen
und der Text harmonirten feiten, und wo diefs der Fall war, da traten wieder ein
zelne Partien des Unterdruckes zu fchwer auf. Eine grofse flatiflifche Tabelle war
gut gefetzt und auch gut gedruckt. Das Uebrige, befonders der Bücherdruck,
entzog fich, weil verfperrt, unferer Betrachtung.
Gebrüder D eutfch, Peft-Wiener literarifche Kunftanftalt inPeft, hatte
neben Anderem ein Gedenkblatt an die Wiener Weltausftellung 1873 aus-
geftellt. Die allegorifchen Verzierungen desfelben waren auf der Steindruck- und
die Porträts auf der Buchdruckerpreffe hergeftellt worden. Der Entwurf, von
K olarz , hätte jedoch eine belfere Ausführung verdient. Die AcTie für die Unga
rifche Escompte- und Handelsbank verfehlte dagegen nicht, in Satz und Druck
einen guten Eindruck zu machen.
Alexander Czeh in Raab, deffen verfchloffeue Ausheilung wir eben
falls nicht berichtigen konnten, hatte neben Anderem ein Probenbuch ausgeftellt,
aus deffen fchön ausgeführtem Titel wir jedoch nicht wagen können, einen Schlufs
auf die Proben felbft zu ziehen.
Gebrüder Legrädy (zu deutfch Pollak) in Peft. Von diefer Firma höh
ten wir manches Schöne vor Augen zu bekommen, doch wai und blieb auch ihr
Ausftellungsfchrank verfperrt, fo dafs uns in die hinter den piachtvollen Ein
bänden verborgenen Kunftfchätze leider kein Einblick vergönnt war. Die ficht
baren lithographifchen Arbeiten diefer Firma entziehen fich unferer Aufgabe, da
wir nur über „Buchdruck“ Bericht zu erftatten haben.
D ie noch übrigen Buchdrucker aus Ungarn und Croatien, deren Ausilellungs-
Schränke in Gruppe XII fich ohne Schlüffel ebenfalls nicht öffnen wollten, und auch
auf unfere wiederholten Anfragen keiner der Beamten und Auffeher wufste, in
weffen Händen fich die Schlüffel befänden, müffen wir leider übergehen, um diefen
Schlüffeljammer nicht bei jeder einzelnen Firma wiederholt in Erinnerung bringen
zu dürfen. .
Wir können uns jedoch unter diefen Umftänden nicht dei riage eiwehien,
welchen (geheimen?) Zweck eine folch verfperrte Ausftellung eigentlich haben