MAK

Volltext: Textil- und Bekleidungs-Industrie, Wiener Weltausstellung Heft 5

Sectiön I. Schafwollenwaaren. Die Teppielifabrikation. 455 
Poilbildung unserer Plüschteppiche durch das Zurückschlingen des Fa 
dens, welches eine solidere Befestigung der Masche 
hervorhringt, als durch das Wehen, wobei der Faden 
eine Richtung behält, geschehen kann. Auf einem 
M*) japanischen Knüpfteppich erschien die Maschenbin 
dung in nebenstehender Art. 
Nach Vollendung des Teppichs wird der Flor desselben mit ein 
fachen Handscheeren egalisirt. Das Material des Flors ist gewöhnlich 
die Wolle einheimischer Schafe, jedoch wird für feinere Qualitäten auch 
Ziegenhaar und Seide angewendet. Die Einstellung, d. h. die Dichtig 
keit der Florfäden, sowie die Länge derselben ist in den einzelnen 
Ländern und den verschiedenen Teppichsorten sehr verschieden; wir 
werden noch Gelegenheit haben, hierauf specieller zurückzukommen. Das 
Färben geschieht regelmässig in der ungesponnenen Wolle. Die Farbe 
ingredienzen sind seit Urzeiten erprobt und die hergestellten NüanceD 
zeichnen sich einerseits durch ihre Schönheit, andererseits durch ausser 
ordentliche Haltbarkeit aus. Die hauptsächlichsten Nüancen sind Roth 
(Krapp), Blau, Grün, Gelb, Braun, Schwarz und Weiss. Die Operation des 
Färbens in Indien verdeutlicht eine der oben angeführten Skizzen. Die 
Farbekessel sind klein; die Farbematerialien werden in ihnen nicht 
direct gelöst, sondern durch ein darüber gebreitetes Tuch geseiht. Die 
Stoffe werden in den Kesseln mit Füssen getreten. Die ganze Darstel 
lung gleicht ausserordentlich der in der Pullonia zu Pompeji erhalte 
nen Einrichtung. ... 
Gehen wir nun zur Betrachtung der Teppichindustrie in den ein 
zelnen orientalischen Staaten selbst über. 
Unter allen orientalischen Teppichen zeichnen sich die persischen 
durch vorzügliche Schönheit aus und überragen weit die indischen und 
türkischen ■). Sie werden sowohl in Gobelin- wie in Plüschmanier an 
gefertigt; letztere führen die Namen Farsch oder Gab, wahrend erstere 
Gebbeh heissen, in feinerer Qualität werden sie auch Gelim genannt. 
Die besten grossen Teppiche stammen aus Farahan im südwest 
lichen Persien in der Provinz Arak. Die Festigkeit und Dichte des 
Gewebes, so dass beim Biegen die Kettfäden durchaus nicht sichtbar 
werden, die Unvergänglichkeit der Farben, das ruhig gehaltene klein 
blumige Muster, die breite harmonische Bordüre zeichnen diese V aare 
als erste Qualität aus. Eine Varietät mit mattem Krappgrunde und 
Palmen, unter dem Namen Flohteppiche im Handel, ist wegen ihrer 
Dauerhaftigkeit sehr geachtet, obwohl es bei der langsam vorschreitenden 
Arbeit selten vorkommt, dass die Farbennüancen des Grundes überall 
gleich sind, welcher Umstand jedoch den Preis nicht beeinträchtigt. 
Zur Verdeutlichung der Qualität dieser Teppiche mögen die Angaben 
i) Vgl. den Specialkatalog der Ausstellung des persischen Reiches von 
Dr. J. E. Polak.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.