Section I. Tasteninstrumente.
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tionen) zuweist, verzichtet das „mittlere“ auf einen Theil des dort
Angeordneten, hält aber dasjenige unverrückt fest, was für die musika
lischen Ausführungen in jedem Augenblick dringend nothwendig
erscheint. Gang und Regulirnng des Ganzen gewinnen hierdurch an
Einfachheit und Präcision, so dass auf diese Weise sowohl dem das
Kunstpedal an seinen Flügeln in Anwendung bringenden Pianofabri
kanten, als auch dem sich mit der neuen Kunstsache befassenden Clavier-
spieler das Wünschenwertheste entgegengebracht wird.
Von einer ausserordentlichen Wichtigkeit für die Verwendung des
neuen Werkes ist nun aber der jede Besorgniss zerstreuende Umstand,
dass das Kunstpedal die bisherige einfache Pedaleinrichtung ganz
genau in der Weise in sich enthält, wie der Spieler solche zu benutzen
gewohnt ist. Drückt er nämlich mit dem rechten Fuss das äusserste
der vier Pedale nieder, so bewegt sich die Dämpfung als ein festes
Ganze wie bisher. Und nimmt er in gleicher Weise mit dem linken
Fuss den äussersten Tritt, so findet er hier den gebräuchlichen Piano
zug, das „una corda“, wobei das Kunstpedal durch einen höchst ein
fachen Mechanismus noch den weiteren Vortheil bietet, dass dieser
niedergedrückte Tritt auf die leichteste Weise festgestellt und in seiner
Lage gehalten werden kann, während die Fussspitze sich anderweitig
bethätigt. So bietet also das Kunstpedal das Alte ganz genau neben
dem Neuen, stört die bisher gewohnte Spielweise nicht im geringsten
und lässt es Jedem frei, beliebig von dem einen oder dem anderen
Werke Gebrauch zu machen: sicherlich ein gewichtiger Vorzug, der
jede Schwierigkeit bezüglich seiner Einführung beseitigt. Dabei ist
endlich noch zu erwähnen, dass das Kunstpedal durchaus keine wesent
liche Veränderung im Bau der Clavierinstrumente für sich in Anspruch
nimmt, Es tritt an die Stelle der bisherigen Pedaleinrichtung, ohne
irgend einen sonstigen Theil des Claviermechamsmus zu beeinträch
tigen. An Flügeln erscheint es in Form einer Lyra, welche mit dem
das Hauptwerk umschliessenden Kasten am Boden des Instrumentes
befestigt ist; bei dem Pianino werden nur die vier Pedaltritte sichtbar,
während alle sonstigen Theile des Mechanismus im Innern angebracht
sind, xln Flügeln ohne jeden Unterschied (mit einziger Ausnahme
der alten Wiener Bauart) kann das Kunstpedal sofort an die Stelle des
alten Pedales treten, so dass alle fertigen und bereits im Gebrauch
befindlichen Instrumente dieser Gattung sich auch nachträglich der
neuen Einrichtung ohne Weiteres darbieten. Ebenso wie bei den Pia-
ninos. Nur bei manchen Constructionen der letztgenannten Instru
mente bedarf es einer kleinen Nachgiebigkeit von Seiten des Fabrikan
ten (Hinterdämpfung, flache Spreizen, einiger Spielraum). Der Kunst
pedalmechanismus wird — fertig ausgearbeitet und mit einer genauen
Beschreibung versehen — so abgeliefert, dass jeder Pianofortefabukant
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