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Gruppe VIII. Holz - Industrie.
Nachdem wir in Vorstehendem die Erzeugnisse der Möbelindustrie
unter einigen allgemeinen Gesichtspunkten vergleichend betrachtet
haben, wenden wir uns nunmehr zur Darstellung der einzelnen
Länderausstellungen. Zunächst wird uns Russland, sodann Italien,
Frankreich, England, Dänemark, Oesterreich beschäftigen. Der kleine
ren Länder wird an geeigneter Stelle im Anschluss an die verwandten
grossen Staaten Erwähnung geschehen. Der Beleuchtung der Lei
stungen des deutschen Reiches wird schliesslich eine Betrachtung dar
über zu folgen haben, durch welche Mittel und Wege die deutsche
Möbelindustrie in ihrem Aufschwung gefördert werden kann.
Die einzelnen Länder.
Russland. Die Möbel der russischen Abtheilung legten Zeug-
niss dafür ab, dass die nationale Richtung, welche auf der letzten
Pariser Weltausstellung im russischen Kunstgewerbe noch ziemlich
bescheiden zu Tage trat, inzwischen entschiedene und glückliche Fort
schritte .gemacht hatte.
In demselben Maasse wie in den Stickereien, den Fayencen, den
Gläsern und den Goldschmiedearbeiten hat sich das russische Kunst
gewerbe auch in der Holzindustrie gewisser Motive bemächtigt, wie sie
in dem russischen Bauernhause wenngleich nicht in ihrer alltäglichen
Gestalt, so doch in annähernd ursprünglicher Form in Wien zu sehen
waren. Was diesen nationalen Stil in der Holzindustrie lebensfähig
macht, sind, wie wir dies schon einmal ausgesprochen haben, nicht die
streng stilisirten Motive seiner Ornamentik, sondern sein Zusammen
hang mit den natürlichen Bedingnissen des Stoffes und seine sichere
Behandlung der Construction.
Llnter den 22 im russischen Katalog namhaft gemachten Aus
stellern der achten Gruppe vertraten zehn die Möbelindustrie, und unter
diesen waren nur zwei, die ausserhalb jener nationalen Strömung stan
den und zwar beide Warschauer. Der eine derselben, Ferdinand
Troschel, bot ein Billard alltäglicher Form aus Eichenholz mit guss
eiserner Platte, verziert mit dem bekannten Massafournier, einem
Surrogat für buntfarbigen Marmor, das vor einem Jahrzehnt rasch in
Aufnahme kam, aber glücklicherweise ebenso rasch wieder aus der
Mode gekommen ist, und in Wien nur in ganz vereinzelten Beispielen
nachzuweisen war, unter anderem auch an einigen Tischen in der tür
kischen Abtheilung. Der andere, Adolph Machonbaum, stellte
Stühle und Tische aus, die nach Thonet’scher Art aus Buchen- und
Eschenholz gebogen waren, ihre Vorbilder jedoch nicht erreichten.
Die von dem Genannten im Jahre 1872 in der Nähe von Warschau
gegründete Fabrik betreibt ausser der Herstellung von dergleichen
Möbeln auch die Parquettenfabrikation. Angeblich beschäftigt