Eisen.
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gefunden haben; ebenso L. Rin man 1 ) in Cementstahl R016 und in
Bessemerstahl 0 005 bis 0'016 p. C. Indessen wies F. Marguerite 2 )
nach, dass zur Stahlbildung keineswegs Stickstoff erforderlich sei, in
dem sie durch Kohlenoxyd allein geschehen könne, und Rammeis
berg ?l ) zeigte, dass durch Glühen von Eisen in Stickstoff überhaupt
kein Stickstoffeisen entstehen könne, da es nur durch Glühen von Eisen-
chlorür in Ammoniak gebildet werde, und dass der nach dem Auflösen
des Eisens im Rückstände gefundene Stickstoff aus der Luft herrühre.
(Vergl. oben Stickstoff bei Bestimmungsmethoden.) Schliesslich zeigte
auch noch C. Stahlschmidt 4 ), dass die Existenz von Stickstoffeisen
in keiner Weise erwiesen sei, und ebenso konnten Graham, Stuart
und Wm. Baker 5 ) bei den sorgfältigsten Untersuchungen im Stahl
keinen Stickstoff auffinden. Aus dem Angeführten geht nun hervor,
dass die mit soviel Eclat in-die Welt gesetzte Stickstofftheorie als defi
nitiv explodirt angesehen werden muss. Zwar sind Cyan- und andere
Stickstoffverbindungen für die Kohlung des Eisens günstig, aber kei
neswegs nothwendig, da sie durch die Gegenwart von Kohlenstoff und
Kohlenoxyd erfolgen kann. Ferner ist als sicher anzunehmen, dass
der Stahl aus Eisencarbureten zusammengesetzt ist; was für welche
das aber sind, ist der Zukunft zu ermitteln Vorbehalten. Vielleicht
gelingt dies am besten, wenn man durch ein synthetisches Verfahren
grössere Krystalle von Stahl künstlich darzustellen sucht, was gewiss
möglich sein wird.
Darstellung des Stahls.
Die Erzeugung des Stahls geschieht gegenwärtig auf sehr man-
nichfaltige Weisen, während man bis vor 25 Jahren nur die Methoden
der Entkohlung des Roheisens im Frischfeuer oder Puddelofen und der
Kohlung des Schmiedeeisens im Cementirofen und Verfeinerung des
erhaltenen Blasenstahls durch Gerben oder Umschmelzen kannte. Die
älteren Methoden werden zunächst zu erwähnen sein.
Frischstahl. Ueber die Vorgänge bei der Stahlerzeugung im
Frischheerde nach der Dauphine-Methode, im Departement derlsere, hat
C. Lan 6 ) eine treffliche Arbeit veröffentlicht. Er kommt durch «eine
Analysen zu dem Schlüsse, dass die Bestandtheile des Roheisens in
gewisser Reihenfolge eliminirt werden, nämlich Silicium, Mangan,
4 ) Einrnan, Journ. f. prakt. Chem. C, 33 ff. 2 ) Marguerite, Compt.
rend. LIX, 185, 376. 8 ) Kammeisberg, Bert Akad. Ber. 1862, 692 ff.
4 ) Stahlschmidt, Pogg. Ann. CXXV, 37. 5 ) Baker, Chem. Soc. J. 1864,
390. 6 ) Lan, Ann. des mines XV, 85; Berg- u. Hüttenmänn. Ztg. 1860,
181; Din gl. pol. J. CLVI, 293.
Wiener Weltausstellung. III.
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