Potasche.
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Abfällen schmelzen und daraus 16 Kg Blutlaugensalz gewinnen, ein
.gutes Resultat; denn 50 Kg thierischer Abfälle anderer Potaschg hin
zugesetzt, würden bei gewöhnlicher Fabrikation nur 8 Kg Blutlangensalz
ergeben, sie geben hier 19 Kg, also 11 Kg mehr, welche demnach aus
den stickstoffhaltigen Bestandtheilen des Wollschweisses entstanden sind.
Da diese 11 Kg Blutlaugensalz unter anderen Verhältnissen einen Auf
wand von 70 Kg thierischer Abfälle erfordert haben würden, welche einen
Werth von etwa 6 Mark repräsentiren, so sind diese 6 Mark bei Ver
wendung von 100 Kg Schafschweiss zur Blutlaugensalzfabrikation als
Gewinn zu betrachten; ausserdem, bemerkt Havrez, kommt die aus
dem Fett des Wollschweisses bei dessen Verbrennung sich entwickelnde
Hitze der Fabrikation in hohem Grade zu Gute. Leider kann der Ge
halt des Schafschweisses an Potasche nur an denjenigen Orten ver-
werthet werden, wo durch eine ausgedehnte Wollindustrie grossartige
Wollwäschereien entstanden sind; eine bei weitem grössere Menge
Wolle wird in der Kleinindustrie verwandt, bei welcher ein Aufarbei
ten der Waschwasser nicht mehr mit Vortheil «lusführbar ist.
Eine grössere Entwickelung, weil bezüglich der Rohstoffe an
Grenzen nicht gebunden, konnte die Fabrikation von Potasche aus
schwefelsaurem Kalium nach dem Leblanc’schen Verfahren an
nehmen. Auch diese Fabrikation ist neueren Datums. F. Kühl mann
in Lille erwähnt im Bericht über den chemischen Theil der Londoner
Industrieausstellung von 1862 2 ), dass nach obiger Methode das bei der
Raffination der Schlempekohle als Nebenproduct gewonnene schwefel
saure Kalium theilweise verarbmtet wurde.
In Deutschland ist diese Fabrikation von der Firma des Ver
fassers 3 ) im Jahre 1861 in den Grossbetrieb eingeführt worden. An
regung zu derselben gab auch hier das aus der Schlempekohle gewon
nene, wegen seines Gehaltes an Cyanverbindungen schwer verkäufliche
schwefelsaure Kalium, welches neben dem in den Seifenfabriken der
Nachbargegenden bei Verwendung russischer Asche abgeschiedenen
schwefelsauren Kalium längere Zeit hindurch den Rohstoff für diese
Fabrikation bildete. Die grössere Flüchtigkeit der Kaliumsalze im
Vergleich zu derjenigen der correspondirenden Natriumsalze beim
Schmelzprocesse bot anfangs mancherlei Schwierigkeiten; waren doch
diese Verluste wegen des hohen Preises der Kaliumsalze ausserordent
lich viel schwerer wiegend als diejenigen der Sodafabrikation; ausser
dem musste dem Umstand Rechnung getragen werden, dass bei der
Fabrikation der Potasche nach dem Leblanc’schen Process keine
1) Kamrodt, Hugo Fleck, Fabrikation chemischer Producte von thieri-
schen Abfällen. Braunschweig bei Friedr. Vieweg u. Sohn. 1862.
2 ) A. W. Hofmann, Reports by the Juries 56.
®) Vor st er & Grüneberg in Kalk bei Cöln.
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