XV
des Staates, reichlich ein Sechstel im Besitze von Gemeinden
und Genossenschaften und nicht ganz die Hälfte gehört Pri
vaten. Im Ganzen dominirt der Hochwald über den Nieder
wald (81:19 Procent der Fläche), die Nadelholzbestände
über die Laubhölzer (55 : 45 Procent). Letztere nehmen nach
Nordosten in gleichem Verhältnisse ab, wie sie nach Nord-
westen und Südwesten in starker Zunahme begriffen sind.
Für die Zwecke der Gerbereien und Lederfabriken bestehen
etwa 125,000 Hectare Eichenschälwald. Die Reinerträge der
Forsten schwanken zwischen 2 und 12 Thlr. pro Hectar.
Wird im Durchschnitt nur 2 a / 3 Thlr. und der Werth des
Hectar also bei einem Zinsfusse von 5 Procent zu 53'/ Thlr.
angenommen, so repräsentiren die deutschen Forsten einen
Werth von 666 Millionen Thalern.
Es bedarf kaum der Erwähnung, dass diese ausgedehnten
Waldflächen in Verbindung mit den angrenzenden Wiesen
und Aeckern der hohen und niederen Jagd ein weites Feld
eröffnen, wie andererseits die zahlreichen Flüsse, die Land
seen in Pommern und Preussen und das Meer eine reiche
Ausbeute an Fischen gewähren. Zuverlässige Zahlen über
die Erträge fehlen. Dass die letzteren bei der Fischerei seit
Jahren in Abnahme begriffen sind, wird schmerzlich empfun
den , und ein weiterer Rückgang seit einiger Zeit durch geeig
nete Maassnahmen bekämpft. Bemerkenswerth ist der Reich
thum einiger ostpreussischer Seen an Marenen und Brassen,
von denen bisweilen mit Einem Fischzuge über 100 Tonnen
(ä 8 Thlr. werth) gefangen werden.
Industrie, Bergbau, Salinen, Hüttenwesen.
Die Anfänge der deutschen Gewerbethätigkeit reichen
weit in die Geschichte der Nation zurück. In der langen
Zeit ihrer Ausbildung hat sie Perioden grosser Blüthe und
tiefen \ erfails durchlaufen, so dass ihre Entwickelung
weder stetig, nocli leicht genannt werden kann. Mit dem
dreissig jährigen Kriege schliesst die Zeit eines langen und
glänzenden Aufschwunges, welcher vorzugsweise der politi
schen Machtstellung des Landes, der Erstarkung der Städte,
dem lebendigen Handelsverkehre und einer für damalige
Zeiten rationell ausgebildeten Gewerbeverfassung zu danken
war. Handel und Gewerbethätigkeit hatten ihre Centren in
den mächtigen Reichsstädten, unter welchen Nürnberg, Aws-
burg, Frankfurt, Cöln, Ulm und Strassburg hervorragten.