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oder Salat und im Winter fast täglich Kraut, Erdäpfel und Brod aufge
tragen. Von Gemüsen und Hülsenfrüchten, ist der Hanak keinFreund, wess-
halb die Ersteren fast gar nicht gepflegt, die Letzteren nur zum Ver
kaufe und als Viehfutter gebaut werden. Mais wird bis jetzt wenig
gesetzt, stärker Mohn und Hanf gesäet. Ausgebreitet ist seit einigen
Jahren der Rübenbau.
Nun kehren wir wieder in die Bauernstube zurück. Die Ecke
hinter dem Familientische füllt ein verschliessbares Kästchen, harmarka,
zu welchem nur der Hauswirth den Schlüssel trägt. Dies ist seine
Geld- und Documentenlade; die Wirthin bewahrt ihr Geld, falls sie
überhaupt über irgend eines zu verfügen hat, in irgend einem un
brauchbaren Gebetbuche, und in jener, mit grossen Blumen buntbe
malten Truhe, truhla, in welcher sie, aus dem Mutterhause scheidend,
ihre Aussteuer brachte, und die noch immer ihre gesammte Garderobe
uni ihr ganzes Linnenzeug aufbewahrt, und in der Nähe der Ein-
gangsthüre ihren Platz angewiesen hat.
Ober der Geldlade sind die Heiligenbilder von beiden Seiten der
Zimmerdecke dicht neben einander aufgehängt. Noch vor 20 Jahren
sah man nur Glasbilder in den buntesten Farben. Sehr beliebt waren:
der hl. Martin auf seinem Schimmel, die hl. Barbara, das Grab Christi,
ein Altar mit der Monstranz, die Dreieinigkeit, Abendmahl und die hl.
Genovefa, bei der natürlich die Hirschkuh nicht fehlen durfte. Diese
Glasgemälde bildeten einen eigenen Industriezweig, welcher jetzt nur
noch in Steinitz eine schwache Vertretung findet, da jetzt durch ver
schiedene literarische Unternehmungen, so z. B. durch den Heraus
geber der Unterhaltungs-Bibliothek (zabavna bibliotheka), Lithografien
und Farbendrucke ganz guter Art zahlreich unter das Volk verbreitet
werden.
An der Langwand, wo die Eiugangsthüre angebracht ist, bei
welcher nie der Weihbrunnkessel, zehn&öek, mit einem daran hängen
den Rosenkränze, patefky, rüzenec, fehlen darf, ist nahezu der Decke eine
Art von Etagere, listva, angebracht. Diese dient zur Aufstellung der
Schauteller und Schaukrüge, welche vom gewöhnlichen Thon bunt
mit Blumen und Figuren bemalt sind und ehedem in Wischau stark
fabricirt wurden. Sind gewisse Andenken von Wallfahrten, oder Schau
stücke von Wachs oder Holz in der Familie vorhanden, so finden sie
hier ihren Platz. Spiegel gehören zu den allergrössten Seltenheiten.
Sind Bücher im Hause vorhanden, so haben sie gleichfalls auf
dieser gewöhnlich blau oder braun angestrichenen Etagere ihren
Standort. Gelesen wird unter den Hanaken noch immer nicht viel.
Chroniken, wie man sie auf den Märkten zu kaufen pflegt, als: