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Volltext: Catalog der nationalen Hausindustrie und der Volkstrachten in Maehren : Welt-Ausstellung 1873 in Wien

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15. Gemeinde Bohuslavice, Uebergang zu den Horäken. 
IG. Gemeinde Scharditz, Tracht mit kroatischen Bestandteilen. 
c ) Bezirkshauptmannschaft Auspitz (Hustopec). 
17. Gemeinde Klobouky, Uebergang zu den Podhoraken. 
Doch, wenn auch die Trachten die mannigfaltigsten sind, die 
nationalen Lieder und Gebräuche sind allen gemeinschaftlich. Die Er- 
steren sind noch zahlreicher als unter den Hanaken. Ursache, dass die 
Kunst des Lesens, und folglich der Gebrauch der Marktlieder, hier sel 
tener war; sie haben aber auch darum den echtslavischen Charakter, 
der sich in Moll-Cadenzen gefällt, am reinsten in Mähren bewahrt. Das 
selbe gilt von den alten Gebräuchen, dem Königsreiten und dem Braut 
kuchen. Beide sind auch den Hanaken geläufig, doch origineller unter 
den Slovaken. 
Das Königsreiten, jeti na krale, wird am Pfingstmontage aufge 
führt. Auf den besten Pferden des Dorfes, die mit Bändern, Feder 
büschen, hängenden buntgestickten Tuchlappen, Schellen etc. herausge 
putzt werden, versammeln sich die schmucken Dorfburschen um einen 
in ein weisses Hemde gehüllten, etwa 12jährigen Knaben, mit einer 
Krone am Kopfe, ihren König, welcher mit einem Blumenstrausse das 
Gesicht verdeckt halten muss. Die zwei rüstigsten Burschen mit blan 
ken Säbeln reiten dem Könige zur Seite, und sagen, wenn sie bei den 
Hauswirthen anhalten, gewisse gereimte Sätze, die jetzt fast sinnlos 
sind und dahin zielen, irgend.ein Geschenk für ihren König zu erhal 
ten. Die Cavalcade, bei welcher auch ein Possenreisser, sasek, auf 
einem heruntergekommenen Pferde sein muss, welcher die Gaben in 
einen Korb sammelt, besucht auch die nächstliegenden Gemeinden, muss 
jedoch dabei die Vorsicht gebrauchen, um nicht mit den Reitern der 
selben zusammenzukommen, weil sich dann ein Kampf um den König 
entspinnt. Wird er geraubt, so muss er ausgelöst werden. Eine Tanz 
unterhaltung, bei welcher ehedem der jetzt vergessene Dudelsack die 
Hauptrolle spielte, beschliesst den angestrengten Tag. 
Die Ceremonie des Brautkuchens, welcher in der Regel 4' in der 
Länge, 3 /V iu der Breite und 9" in der Teigmasse misst, ist fast die 
selbe, wie in der Hana. Rüttchen mit Teig übersponnen und mit 
Rauschgold belegt, werden so in die Mitte gestellt, dass sie eine Art 
Krone bilden. Unter dieselbe, also in die Mitte des Kuchens, wird ein 
Topf eingesenkt, damit er während des Abbackens eine Vertiefung im 
Kuchen ermögliche. Das Brautpaar wird nach der Trauung, die jedes 
mal Vormittag stattfindet, aus der Kirche nicht nach Hause, sondern 
nach dem Wirthshause geführt, und von den Brautführern und Kranzel- 
jungfrauen, die mit fliegenden Haaren, bunten Bändern und Rosmarin 
geschmückt sind, begleitet. Hier wird der unvermeidliche Branntwein
	        
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