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gen, wo sie früh mit der Musik das Brautpaar aus dem Schlafe wecken
und ihm Glück zum Ehestand wünschen. Dann hegleitet der ganze
Zug die Braut in die Wohnung des Bräutigams, der ihre Kleider, Bet
ten, Hauseinrichtung unter Musik und fröhlichem Jauchzen der Ange
hörigen auf dem Wagen nachfolgen. Aeltere Weiher pflegen hei dieser
Gelegenheit, wenn der Zug in ein anderes Dorf geht, mittelst eines
Bandes den Weg zu versperren, zaliknouti. Irgend eine Geldgahe be
seitigt das Hinderniss, und die junge Frau wird so Angehörige der
neuen Gemeinde.
Einen solchen Pomp, wie bei den hanakischen Hochzeiten, kann
der Slovak freilich nicht entfalten, er ist im Ganzen bedeutend ärmer,
aber dafür auch genügsamer. Seine Dörfer, wenn auch zusammenge-
baut, sind sogenannte Langdörfer, in dei Regel eine breite Gasse bil
dend, durch welche die Commercialstrasse führt. Die Strohdächer,
welche in der Hana schon zu den Ausnahmen gehören, herrschen hier
noch stark vor. Die Zimmereinrichtung ist dieselbe, wie in der Hana,
nur ärmer, der Tisch noch einfacher; die Erdäpfel und das gesäuerte
Kraut bilden die Hauptnahrung. Die Dungstätten und Wirthschaftsge-
bäude lassen noch Vieles zu wünschen übrig; dagegen sind ihre Obst
gärten besser bestellt. Der Obstbau ist hier von hoher Bedeutung, be
sonders für die Bewohner im Vorder- und Mittelgebirge. Um Hradisch
herum, wo die Feldraine durchgängig mit edlen Bäumen bepflanzt sind,
wird so viel Kern- und Steinobst jährlich geerntet, dass dasselbe eine
Hauptertragsquelle bietet, und im gedörrten Zustande einen wichtigen
Exportartikel nicht nur in die benachbarten Kronländer und in das
Ausland, sondern sogar einen überseeischen nach Amerika abgibt. Eine
nicht unbeträchtliche Menge Pflaumen wird, besonders um Ung.-Brod,
zu Pflaumenmuss, dem sogenannten Powidl, verkocht, oder zu Sliwowitz
verbrannt. Die Dominien: Ostrau, Weseli, Ung.-Brod, Hradisch, Buch-
lau, Bisenz, Scharditz, hauptsächlich aber Litencitz, ragen in der Obst-
cultur besonders hervor. Leider, dass die Obstzüchter noch wenig
ihren Nutzen zu wahren wissen! Sie haben ganz primitive Dörrhäuser,
verkaufen nach dem Hohlmasse das gedörrte Obst an Zwischenhändler,
die, weil sie nach dem Gewichte weiter absetzen, das Obst durch all
zugrosse Befeuchtung verderben und so die Waare discreditiren.
Der Weinbau, welcher in der Hana gänzlich fehlt, wird unter den
Slovaken fleissig betrieben. Die Bedingungen hiezu sind, besonders
am Abfälle des Marsgebirges um Bisenz, Domanin, Polesovitz etc., wo
Kiesel, Sand, Thon und Mergel einen dem Weinhaue vortrefflichen
Boden liefern, gegeben. Auch eine gute Wahl von edlen Trauben-
Sorten wäre vorhanden; doch ihre Pflege, die Behandlung des Saftes