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Volltext: Catalog der nationalen Hausindustrie und der Volkstrachten in Maehren : Welt-Ausstellung 1873 in Wien

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Noch immer ist die Viehzucht ihre erste Nahrungsquelle. Man rechnet 
ihre Hutweiden auf 20 — 25.000 Joch. Auch in anderen nicht wala- 
chischen Gegenden nimmt man sogar den Namen Valach für gleich 
bedeutend mit Hirt oder eigentlich Schafhirt. Noch bis zur Stunde wird 
die Käsebereitung in den Sennenhütten, v kolibäch na salasich, eifrig 
betrieben. Der Schafskäse, brymza, bildet einen ziemlich starken 
Ausfuhrartikel, sowie die Molken eine starke Anziehung der Brust 
kranken. In Roznau und Bystfitz am Hostein sind förmlich eingerich 
tete Molken-Curanstalten. 
Der Walach, hoch und schlank in seinem Wüchse, stolz und kräf 
tig in seiner Stellung, ruhig und männlich in seinem Gange, gehört, 
wie wir schon sagten, zu dem schönsten Menschenschläge unter den 
Slaven Mährens. Aus den zwar ernsten, aber gutmüthigen Zügen sei 
nes ovalen Gesichtes spricht Redlichkeit und Treue. Die stets offene 
Brust, die im Sommer und Winter den grimmigen Angriffen der Wit 
terung trotzt, trägt Abhärtung des Körpers und muthvolle Verachtung 
der Beschwerde zur Schau. Diese Abhärtung und die leichte Orienti- 
rung in den meilenweiten Wäldern längs der ungarischen Grenze be 
wog die Landesregierung, aus den Walachen im 17. Jahrhunderte ein 
bewaffnetes Corps, PortäSi, zu bilden und demselben die Grenzhut an 
zuvertrauen — ein Institut, welches erst 1829 gänzlich aufgelassen 
wurde. Dabei ist der Walachei! Gemüth tief religiös. Die Mehrheit 
ist katholisch, Reformirte mögen an 9.000 und ebenso viele Lutheraner 
sein. Kirchenfeste, Wallfahrten, gemeinsames Beten und Singen im 
Freien sind ihr liebstes gesellschaftliches Vergnügen. Leider wuchert 
aber auch unter ihnen der Aberglaube in einem Grade, wie sonst nir 
gends in Mähren. Ein aufmerksamer Beobachter ihres Thun und 
Lassens sieht bei ihnen das alte Heidenthum in greifbaren Conturen. *) 
Dafür bewahren aber auch die Walachen noch gar viele Anklänge an 
das älteste slavische sociale Leben und eine Reinheit der Sprache, die 
den Kenner zum Staunen bringt. Als Beleg des ausgesprochenen 
Satzes erinnern wir an die Pobaba, eine ganz besondere Art des 
Schnitterfestes. 
Das charakteristische Kennzeichen der alten Slaven war die 
Druzina, oder zadruga, die Hauscommunion, wie sie bei den Südslaven 
noch hie und da vorkommt. Man versteht in unserer Zeit unter diesem 
*j Gut zusammengestellt sind diese Conturen in B. M. Kulda „Der Aber 
glaube und die Volksgebräuche in der mährischen Walachei'“. Abgedr. in 
den Schriften der historisch - statistichen Section zu Brünn 1856, Bd. IX. 
S. 67 — 132. 
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