Stein-, Thon- und Glasinduftrie.
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don. Paris. Neapel u. s. w. nach Turnau, um dort bedeutende
Geschäfte abzuschliessen. Im Jahre 1786 zählte man in Tur
nau 443 Meister. 43 Gesellen und 91 Gehilfen bei der Bren
nerei. Druckerei und Schleiferei von Compositionssteinen: ein
Steinschneider erhielt des Tags 1 Thaler Arbeitslohn.*) Lnd
doch war Turnau damals auch in diesem Specialgewerbe schon
von einem Concurrenten überflügelt, den Composifionsarbeitern
des Gablonzer Bezirkes, welche, gleich bei Begründung ihrer
einzelnen Werkstätten sich allerhand technischer 4 ortheile. be
sonders aber der Wasserkraft bedienend, während man in
Tuman bei der ursprünglichen, uralten und kostspieligen Er-
zeugunjrsweise behame. im Laufe weniger Jahre den Handel
mit Compositionssteinen ganz an sich rissen.
In dieser Xoth — es war zu Anfänge des gegenwärtigen
Jahrhunderts — sah Turnau sieh gezwungen, zu dem Ge
werbe zurückzugreifen, dem es schon einmal Lebensunterhalt,
ja Wohlstand zu verdanken hatte, zur Bearbeitung e c h t er
Edelsteine tmd Halbedelsteine. Hiezu boten die zu jener Zeit
gewissermassen erst entdeckten Schätze des nahen Kozakovver
Berges an allerhand edleren Geolithen (Topas, Chrysoberyll etc.)
und Metalloidoxyden (wie Bergkrystall, Amethyst. Jaspis, Chal-
cedon. Carneol, Achat. Opal ctc.) eine fast unerschöpfliche
Fundgrube; der lebhaftere Betrieb der Gewinnung von Pyrop
(„böhmischen Granaten") im Leitmeritzer Kreise, namentlich
um Dlaskowitz und Tfiblitz, war eine directe Folge des be-
zeichneten Geschäftsumschwunges in Turnau. Ein Mensehen
alter hindurch war die Turnauer Industrie wieder in fortwäh
rendem Steigen begriffen und warf für Arbeitgeber und Ar
beitnehmer reichlichen Verdienst ab. obgleich — und das
musste über kurz oder lang abermals zur Krisis führen
*) Wander von (xrünwald a. a. O. Joset Schreyer,
Commerz. Fabriken und Manufacturen des Königr. Böhmen (1790)
II, 93,