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J. Steiger-Meyer in Herisau.
Es würde uns zu weit führen, wenn wir noch die Spitzenindustrie
von Frankreich und Belgien behandeln wollten, wir hahen schon beim
Abschnitte über Strohflechterei davon gesprochen. Die Fabrikation der
mechanisch gearbeiteten Waare ist so mannigfaltig und bedarf so viel
seitiger Erfahrung, dass deren Einführung grosse Schwierigkeiten hätte.
Calais liefert allerdings ein glänzendes Beispiel was Energie, Ausdauer
und gründliches Anfassen in wenigen Jahrzehnten schaffen können. Die
Tullweberei wurde vor ca. 50 Jahren durch einige Engländer dort ein
geführt, kam aber erst mit den Dreissiger Jahren in Schwung. Heute
wird der Werth der fabricirten Waaren auf 40—50 Millionen Franken
geschätzt und davon ein Drittheil sogar nach England exportirt. Calais
hatte Nottingham an Geschmack und präciser Arbeit bedeutend über-
troffen.
SECTION YL
Wirkwaaren und Bekleidungsgegenstände.
Der Gruppe V, textile Industrie, waren auch Wirkwaaren und fer
tige Bekleidungsgegenstände, also Kleider, Hüte, Schuhwaaren, Hand
schuhe, Leibwäsche zugewiesen.
In Wirkwaaren hatten wir vier Aussteller, wovon Blunier &
Wild in St. Gallen die Verdienstmedaille und Jos. Sallinann in Amris-
wyl das Anerkennungsdiplom erhielten. Es ist dies eine derjenigen In
dustrien, welche nicht exportfähig sind, aber vermöge des directen Ver
kaufes an den Detail der Schweiz die fremde Concurrenz sehr gut aus-
halten und einen ganz hübschen Umsatz erzielen. Soviel wir wissen
wurde diese Industrie in den Vierziger Jahren durch Herrn Sallinann
in Amriswyl in die Schweiz eingeführt.
Für Bekleidungsgegenstände waren 21 Aussteller, wovon 9 mit
Verdienstmedaillen und 9 mit Anerkennungsdiplomen bedacht wurden.
Wir sind nicht ganz klar, inwiefern bei dieser günstigen Beurtei
lung wirklich das Verdienst oder das Wohlwollen der biedern Wiener
Meister für die lieben, braven Schweizer mitwirkte.
Auch in diesem Zweig ist die Schweiz für den Export nicht be
günstigt. Wir haben einige Firmen, welche in feinen Schuhwaaren Be
deutendes leisten; ebenso werden feine Unterkleider in Wolle exportirt,
aber gerade diese Firmen waren nicht repräsentirt. In grobem Schuh
waaren und wollenen Kleidern haben wir viel zu theures Material, um
exportiren zu können; es ist bekannt, dass die Kleider fast nirgends so
theuer sind wie in der Schweiz; es wird desshalb sehr viel vom Ausland
importirt.
Sogar in Hemden haben wir Mühe irgendwohin ausserhalb der
Schweiz etwas zu machen, trotzdem unsere Baumwoll-Industrie stark ist.