Mineralifche Kohle.
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inNew-York zu Ende des Jahres 1873 mit 12 bis 20 Dollars per Tonne bezahlt.
Daneben erzielten aber auch einheimifche Gaskohlen, wie die Cannelkohle aus
Weftvirginien, einen Preis von 151/3 Dollars per Tonne.
Durch die fortfehreitende Entwicklung der einheimifchen Kohlenproduftion
und unter Begünftigung des Zolls von 1I/4 Dollar ift der Import beträchtlich
zurückgegangen. So hatte z. B. Boflon noch im Jahre 1871 neben 538.900 Tonnen
einheimifcher Kohle eine Zufuhr von 209.200 Tonnen fremder Kohle aus Neu-
Schottland. Im Jahre 1872 dagegen war diefe Zufuhr auf 90.700 Tonnen gefunken,
der Verbrauch von einheimifcher Kohle aber auf 1,069.000 Tonnen gediegen.
Bodon hatte im Jahre 1872 einen Gefammtverbrauch von 1,159.700 und
Philadelphia von 2,082.000 englifchen Tonnen. Bodon verbraucht alfo bereits
mehr Kohlen als Berlin, und Philadelphia beträchtlich mehr Kohlen, als Paris
oder als Berlin und Wien zufammengenommen. Der Confum von New-York wird
mit 3 Millionen Tonnen ficher nicht zu hoch angefchlagen. Es bedarf kaum weiterer
Ziffern, um den indudriellen Auffchwung der Vereinigten Staaten in feinem rechten
Lichte erfcheinen zu laden.
Die auf der Wedfeite des Alleghany-Gebirges gelegenen Kohlenreviere
enthalten eine bituminöfe Kohle und gelangen bei Pittsburg zu ihrer fchönden
Entwicklung. Ein ausgedehntes und in mäfsigen Wellenlinien fich verflachendes
Gebiet, welches der Ohio, der Alleghany und der Monongahela durchdrömen,
fchliefst hier ein ohne Zweifel riefiges Kohlenvermögen ein. Fad in horizontaler
Richtung gelagert, läfst fleh von BrownsviÜe bis Pittsburg ein 3-05 Meter oder
10 Fufs mächtiges Flöz verfolgen. Südödlich davon find fogar Flöze von 3 66 bis
4 26 Meter oder 12 bis l4Fufs Mächtigkeit nachgewiefen. Auch die Gewinnungs-
verhältniffe find ungemein grindig. An den Ufern der genannten Fltide tritt wieder
holt die Kohle zu Tage und kann mit horizontalen Galerien, die fich felbd ent-
wäffern, herausgenommen werden, während die beladenen Hunde, abwärts zum
Spiegel des Fluffes gleitend, die Kohle in die zur Aufnahme bereiten Barken
fchütten. Unter fo ausnahmsweife gündigen Förderverhältniffen berechnete man
fond in normalen Zeiten die Gedehrmgskoden auf 1-50 Gulden oder 075 Dollars
per englifche Tonne, während die englifchen Kohlenwerke, nach Angabe
amerikanifcher Sachverdändiger, damals 240 Gulden oder 1 20 Dollars perTonne
Gedehungskoden haben follten. Doch find diefe Ziffern durch die in den letzten
Jahren eingetretenen grofsen Veränderungen in den Lohnverhältniffen etc. völlig
andere geworden.
Die Entfernung der wedlichen Kohlenfelder von den ödlichen Häfen id
zu grofs (nach New-York z. B. 330, 400 bis 490 englifche Meilen oder 531.
644 bis 788 Kilometer je nach der Route), um auf den dortigen Märkten concur-
riren zu können. Sie finden dagegen ihren Abfatz an den grofsen Seen und ferner
in den Städten und bei den Bahnen des Miffiffippi-Gebietes, befonders aber bei
der mächtigen Eifeninduflrie, die fich mit Pittsburg als Mittelpunkt in unmittel
barer Nähe der Kohle entwickelt hat.
Die Eifenindudrie, welche etwa 1/4 der ganzen Kohlenförderung oder rund
10 Millionen Tonnen verbraucht, id in den Vereinigten Staaten in rafchem Auf-
fchwunge begriffen. Mehrere hundert Hochöfen, die fich namentlich inPennfylvanien
häufen, erzeugten nach Bericht der American Iron- and Steel-Affociation vom 1.Ofto
ber 1872 bis 30. September 1873 an Eifen- und Stahl-Eifenbahnfchienen 0-942 Mil
lion Tonnen, Walz- und Schmiedeeifen I Million, Frifchfeuer-Eifen 0 058, Gufs-
ftahl 0-032, Beffemerdahl 0110 und Jdartindahl 0 003 Million Tonnen. Im letz
ten Jahre hat fich die Roheifen-Produftion gegen das Vorjahr um 10 Percent,
die Stabeifen- und Stahlwaaren-Fabrication um 5 Percent gehoben. Während
im Jahre 1854 die Roheifen-Produftion erd 0736 und im Jahre 1864 erd 1135
Millionen Tonnen betrug, erreichte fie im Jahre 1873 bereits 2-830 Millionen
Tonnen. Beffemerhütten gab es im Jahre 1873 bereits 13. Ihre Produftionsfähig
keit von Stahlfchienen wird auf 0 220 Million Tonnen pro 1874 gefchätzt und