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späterer Zeit das kleinere, un-
endliche Muster und die dadurch
hervorgerufene f-lirnmernde
Wirkung vorzuziehen. Die
Gobelintechnik tritt infolge-
dessen gegen die Weberei zu-
rück. Der I-Iauptunterschied
beider besteht ja darin, dass bei
der Weberei der Schussfaden
durch die ganze Breite des
Stoffes geführt wird, bei der
Italienischer Seidenstoff des XIV. jahrhunderts, unter chinesi- , . .
schem Einßusse (Aus Dreger, „Künstlerische Entwicklung der Wlrkerel aber nur so Welt! als
Weberei und Stickerei", Wien, k. k. Hof- und Slaatsdruckerei) es ein bestimmtgf Fafbenaeck
in der Zeichnung erfordert. Die
Grenzen des Musters sind bei dieser daher viel schärfer. Im Grunde ist die
Bevorzugung der Weberei ein Sieg des malerischen Prinzipes, das nun auf
allen Gebieten der Kunst das plastische ablöst. Trotzdem bleiben die griechi-
schen und die aus ihnen abgeleiteten Formen in Westasien herrschend.
Der Osten dagegen wusste die ihm zugekommenen griechischen Elemente
selbständig zu verwerten und gab sie mit eigenen vermischt zurück. In der
Textilkunst dringt China schon in der spätantiken und dann in der byzantini-
schen Zeit stark vor. So ist zum Beispiel der dem Reliquienschreine Karls
des Grossen entnommene Seidenstoff, Tafel 52 b, wenn nicht chinesischer
Herkunft, so doch sehr von chinesischen Mustern, namentlich an den Treff-
punkten der Längs- und Querstreifen abhängig, während die Enden ein
fremdes, vielleicht von Egypten herkommendes Element bilden. In dem
jüngeren, dem XII. Jahrhundert angehörigen byzantinischen ElefantenstoHe,
der gleichfalls im Karlsschreine gefunden wurde, überwiegt weitaus das
Chinesische in der Stilisierung der Blumen, Rosetten und Einfassungen,
sowie auch in der Farbe. Dabei sind aber im fremden Gewande die alt-
heimischen Formen der Palmette deutlich wieder zu erkennen. Wir stehen
hier einem Kreislaufe der Kunst gegenüber, wie wir ihn in gleich drastischer
Weise in der modernen Glasindustrie begegnen, welche die alte Technik
des Überfanges nicht an heimischen, sondern an den von ihnen abgeleiteten
chinesischen Mustern wieder erlernt hat.
Die spätrörnische und die aus ihr hervorgegangene byzantinische Kunst,
welche Schöngeister als Perioden des Geschmackverfalles zu bezeichnen
pflegen, weil diese Zeiten als Neuerer manche ererbte Schönheit opfern
mussten, haben unter andern das grosse Verdienst, zuerst einen T extilstil
geschaffen zu haben, den die Antike nicht kannte. Dreger findet ihn gleichsam
in nuce auf einer Miniatur der Pariser Nationalbibliothek vorgebildet, die in
einem Kodex der Werke des Johannes Chrysostomus, geschrieben für Kaiser
Nikephoros Botaniates (r 078-81), enthalten ist. Wir lernen in ihr erstlich
die abstrakte Ornamentpfianze kennen, deren Blatt weder dem Weinstocke,