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Volltext: Monatszeitschrift VII (1904 / Heft 12)

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späterer Zeit das kleinere, un- 
endliche Muster und die dadurch 
hervorgerufene f-lirnmernde 
Wirkung vorzuziehen. Die 
Gobelintechnik tritt infolge- 
dessen gegen die Weberei zu- 
rück. Der I-Iauptunterschied 
beider besteht ja darin, dass bei 
der Weberei der Schussfaden 
durch die ganze Breite des 
Stoffes geführt wird, bei der 
Italienischer Seidenstoff des XIV. jahrhunderts, unter chinesi- , . . 
schem Einßusse (Aus Dreger, „Künstlerische Entwicklung der Wlrkerel aber nur so Welt! als 
Weberei und Stickerei", Wien, k. k. Hof- und Slaatsdruckerei) es ein bestimmtgf Fafbenaeck 
in der Zeichnung erfordert. Die 
Grenzen des Musters sind bei dieser daher viel schärfer. Im Grunde ist die 
Bevorzugung der Weberei ein Sieg des malerischen Prinzipes, das nun auf 
allen Gebieten der Kunst das plastische ablöst. Trotzdem bleiben die griechi- 
schen und die aus ihnen abgeleiteten Formen in Westasien herrschend. 
Der Osten dagegen wusste die ihm zugekommenen griechischen Elemente 
selbständig zu verwerten und gab sie mit eigenen vermischt zurück. In der 
Textilkunst dringt China schon in der spätantiken und dann in der byzantini- 
schen Zeit stark vor. So ist zum Beispiel der dem Reliquienschreine Karls 
des Grossen entnommene Seidenstoff, Tafel 52 b, wenn nicht chinesischer 
Herkunft, so doch sehr von chinesischen Mustern, namentlich an den Treff- 
punkten der Längs- und Querstreifen abhängig, während die Enden ein 
fremdes, vielleicht von Egypten herkommendes Element bilden. In dem 
jüngeren, dem XII. Jahrhundert angehörigen byzantinischen ElefantenstoHe, 
der gleichfalls im Karlsschreine gefunden wurde, überwiegt weitaus das 
Chinesische in der Stilisierung der Blumen, Rosetten und Einfassungen, 
sowie auch in der Farbe. Dabei sind aber im fremden Gewande die alt- 
heimischen Formen der Palmette deutlich wieder zu erkennen. Wir stehen 
hier einem Kreislaufe der Kunst gegenüber, wie wir ihn in gleich drastischer 
Weise in der modernen Glasindustrie begegnen, welche die alte Technik 
des Überfanges nicht an heimischen, sondern an den von ihnen abgeleiteten 
chinesischen Mustern wieder erlernt hat. 
Die spätrörnische und die aus ihr hervorgegangene byzantinische Kunst, 
welche Schöngeister als Perioden des Geschmackverfalles zu bezeichnen 
pflegen, weil diese Zeiten als Neuerer manche ererbte Schönheit opfern 
mussten, haben unter andern das grosse Verdienst, zuerst einen T extilstil 
geschaffen zu haben, den die Antike nicht kannte. Dreger findet ihn gleichsam 
in nuce auf einer Miniatur der Pariser Nationalbibliothek vorgebildet, die in 
einem Kodex der Werke des Johannes Chrysostomus, geschrieben für Kaiser 
Nikephoros Botaniates (r 078-81), enthalten ist. Wir lernen in ihr erstlich 
die abstrakte Ornamentpfianze kennen, deren Blatt weder dem Weinstocke, 

	        
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