MAK
Internationale Sammler-2eitung 
Seite 145 
Nr. 10/11 
(Die Luther-Handschriften von Kyreleis.) Einem 
Nachrufe auf Leo Liepmannssohn von N. L. Prager in der 
„Voss. Ztg.“ entnehmen wir folgende interessante Mitteilungen: 
Liepmannssohn besaß den feinen Instinkt des geborenen 
Antiquars für Fälschungen. Zwei Beispiele seien dafür an 
geführt: Liepmannssohn waren die Nachahmungen vonLuther- 
Handschriften seitens des Fälschers Kyreleis zum Kauf an- 
geboten worden. Während Münchener und Mailänder Antiquare 
auf diesen Schwindel hineinfielen und Listen der von ihnen 
erworbenen Luther-Handschriften anboten, verhielt Liepmanns 
sohn sich durchaus zurückhaltend. Ebenso hat er die berühmte 
Fälschung einer spanischen Ausgabe des Columbus-Brief es 
durch einen Italiener von Anfang an abgelehnt. Es ist be 
kannt, in welcher Weise Kyreleis seiner Fälschung über^ 
führt wurde: er hatte bei einem Buche, das er ebenfalls mit 
einer handschriftlichen Widmung Luthers versah, zu seinem 
Mißgeschick übersehen, daß dieses Buch erst ein Jahr nach 
Luthers Tode veröffentlichet worden war. Der Columbus-Brief 
hat noch lange Jahre die Gerichte beschäftigt. Er wurde 
durch den Londoner Buchhändler Ellis schließlich an den 
amerikanischen Sammler Kalbfleisch verkauft, aber aus 
drücklich mit der Verwahrung, daß Ellis für die Echtheit 
nicht auf komme. Nach dem Tode von Kalbfleisch wollte der 
Käufer der hinterlassenen Bibliothek durch die Gerichte Ellis 
zur Rücknahme des Columbus-Briefes zwingen, von dem nun 
mehr bekannt geworden war, daß er eine Fälschung war. Ellis 
gelang es nach vieler Mühe, ein obsiegendes Urteil zu erzielen. 
Numismatik. 
(Notgeld.) In der Provinz Preußisch - Schlesien 
haben folgende Orte papie renes Notgeld ausgegeben: Bcutlicn, 
Biskupitz, Deutsch-Pikar, Gleiwitz, Kattowitz, Königshütte, 
Laurahütte, Michalkowitsch, Mikultschütz, Myslowitz, Pauls 
dorf, Rosenberg, Ruda, Tarnowitz-, Zaborze, Zabrze, sämtlich 
von den Magistraten resp. Gemeinden. Außerdem haben auch 
die Gräfl. Schaffgotschen Werke in Beuthen Notgeld. 
(Eiserne Kriegsbrotmarken.) Sammler von Kriegs 
brotmarken wird es gewiß interessieren, daß die Städte Halle 
anderSaale und Hildes he im eiserne Kriegsbrotmärken 
geprägt haben. 
(Neue Medaillen). Im Aufträge des deutschen Kriegs 
ministeriums hat Hugo Kaufmann das Modell zu einem 
Ehrenzeichen für die deutschen Militärflieger entworfen. In 
freier Tätigkeit hat er mit der Losung: „Einer für alle, alle 
für einen" eine Medaille zur Verherrlichung des deutschen 
Geistes geschaffen. Brunno Kruse und Georges Morin schufen 
Bildnisse der deutschen Heerführer, August Gaul hat seine 
bekannte Kunst als Tiergestalter zu verschiedenen, teilweise 
politisch-satirischen Schöpfungen genützt, und auch dem 
Münchener Karl Götz sind ähnliche Werke gelungen. 
Der Hesse Benno Elkan hat eine Medaille auf den Tod 
des sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Ludwig 
Frank geschaffen: ein Jüngling, der sich in die lodernde 
Flamme stürzt, gibt die sinnbildliche Darstellung. Als Motiv 
wählte Elkan Goethes „Stirb und werde“. 
Philatelie. 
(Neuheiten.) Albanien. Aus Valona ist uns ein in 
Durazzo zur Frankatur verwendetes Wertzeichen zugekommen, 
das uns bisher nicht bekannt war. Es handelt sich um einen 
blauen Doppelkreisstempel, ähnlich der im Senf unter römisch I 
katalogisierten Ausgabe, jedoch mit folgender Schrift: im 
oberen Halbrund einzeilig: Zyra e Postes — DÜRRES; im J 
unteren Halbrund zweizeilig: SHQIPNtA E MESME 12 — j 
X — 1913. I 
Die Schreibweise für Albanien weicht hier insoferne von 
der folgenden Landbezeichnung ab, als sie hier auf Shqipnia 
statt auf Shqipenia lautet. 
Diese Wertstempel sind auf weiße Briefumschläge abge 
druckt. Die Ausgabe ist in Durazzo zu der Zeit erfolgt, als sich 
Essad Pascha von der provisorischen Regierung in Valona 
getrennt hat. Diese Umschläge hatten Frankaturgültigkeit 
zu 1 Piastre und sollen sehr selten sein. 
Dänemark. Die Reihe der Verrechnungsmarken für 
Zeitungsporto erweitert sich durch die Werte zu 8, 29 und 
41 Öre. Bei diesen Marken haben wir die Zähnung 14/4 fest 
gestellt, während die früheren Werte 13 gezähnt sind. 
Zeitungs-Verr. M. 8 Öre, grün 
29 ,, orange 
41 ,, braun 
Reunion. Auch diese französische Kolonie will ihren 
Tribut an den Krieg durch die Ausgabe einer Rotkreuzmarke 
leisten. Dabei verfiel sie auf die „geniale“ Idee, die kursierende 
Marke zu 10 Centimes mit einem schwarzen Rotkrcuzauf- 
druck, -+ 5 C., zu versehen. Fünfzigtausend Marken waren 
bereits auf diese Weise überdruckt, der Verkauf setzte befrie 
digend ein, als plötzlich einem besonders hellen Kopf der Ein 
fall kam, daß es doch folgerichtiger wäre, wenn eine für das 
„Rote Kreuz“ bestimmte Marke einen roten, nicht einen 
schwarzen Aufdruck aufwiese. Der Verkauf der schwarzen 
Rotkreuzmarken wurde daher sistiert ■— 1800 Exemplare 
annähernd sollen davon verkauft worden sein •— und man 
schritt zum roten Aufdruck, welcher in einer Auflage von 
nur 10.000 Exemplaren hergestellt worden sein soll. 
Wohlt. B, M. -|- C. 5 schwärz auf 10 Centimes karmin/grün 
-J- 5 C. rot a 10 Centimes „ „ 
(Versteigerung der Friedrichschen Briefmarken- 
Prachtsammlung.) Am 25. und 26. Juni kommt in der 
Galerie Helbing in München, Wagmüllerstraße 15 die her 
vorragende Friedrichsche Sammlung zur Versteigerung. 
Der Schwerpunkt liegt in Europa und Altdeutschland. Baden 
enthält außer 18 Kr. und 2 Stück 30 Kr. eine Landpost 12 Kr. 
gelb auf ganzem Brief. Bekanntlich ist diese Marke auf ganzem 
Brief eine der gesuchtesten und seltensten altdeutschen Marken. 
Die Art der Verwendung zeigt, daß es sich um ein „einwandfrei 
echt gebrauchtes“ Stück handelt. Bergedorf ist mit 6 echt 
gebrauchten Stücken vertreten. Braunschweig mit 18 Stück, 
dabei l / 2 Silbergr. schwarz auf grün mit Durchstich an vier 
Seiten. Bremen mit 32 Stück, darunter die 2 Gr. gelborange, 
durchstochen, in hervorragend schöner Qualität. Deutsche 
Reich 10 Gr. und 30 Gr. mit PoTstempel auf Briefstück. 
Vineta-Provisorium ungebrauchtes Doppelstück mit Original 
gummi. Deutsch-China Handstempel 80 Pf. Finnland in 
sehr breitrandigen Stücken. Frankreich 1 Fr. ziegelrot, 
prächtig in Farbe auf ganzem Brief. Großbritannien- 
Dienstmarken 5, 10 sh 1 £. Hamburg ist sehr schön vertreten, 
dabei 4 Sch. und 9 Sch. in echtgebrauchten, breitrandigen 
Stücken, sowie die 9 Sch. gelb, gezähnt, sowie 1 Postanweisung 
3 Sch. mit Ausgabestempel Bergedorf. Hannover umfaßt 
33 Nummern, dabei ein Doppelstück 3+3 Pf. rosa mit Wasser 
zeichen, 1 »/io Thaler weit genetzt, ungebraucht, 1 10 Gr. usw. 
Helgoland ist ebenfalls vollständig vorhanden, dabei die 
% Sch., 2 Stück auf ganzen Postkarten. Von Lübeck sind 
verschiedene sehr seltene Stücke dabei, ein Streifen von 
10 Stück 2 Sch. braun, der zweimal den Fehldruck 2% Sch. 
enthält. Mecklenburg-Strelitz 2 Stück 1 . Sch. violett. 
Neapel % Torneso Wappen und % Torneso Kreuz, beide 
Stücke in selten schöner Erhaltung auf ganzen Zeitungen. 
Norddeutscher Postbezirk 1+1 Gr. ungezähntes, ge 
brauchtes Doppelstück. Elsaß-Lothringen vollständig. 
Oldenburg ebenfalls vollständig, dabei x / u Thaler schwarz 
auf rosa Type III ungebraucht. Österreich gelber und rosa 
Merkur in sehr schönen Stücken. Portugal 100 P. erste Aus 
gabe.
	        
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