MAK
ilummer 12 
Seite 189 
Internationale Sammler-Zeitung. 
anderen Sammlung findet sich eine so stattliche Zahl non Danziger 
Schränken, flber auch die Alt-Danziger Keramik ist hier glänzend 
oertreten. Jm 18. Jahrhundert blühte in Stolzenberg, einem 
tlachbarorf oan Danzig, eine Fayenceindustrie, die der Delfler eben 
bürtig mar. Van den wenigen erhaltenen Stücken sieht man die 
besten in Gieldzinskis Sammlung. Daneben sind hier kostbares 
Porzellan, Alt-Berlin, ITleißen und Seores, ITliniaturen und Dosen, 
Fächer, Arbeiten in Horn, Schildpatt, Elfenbein und Ebenholz, Sie 
füllen Tische und Schaukästen, aber auch jeder Schrank, jede 
Truhe, die man öffnet, ist ooll daoon. Die Wände schmücken 
Bilder, alte Stiche, Holzschnitte und Radierungen. Kein Wunder, 
daß die Giek'zinskische Sammlung immer und immer roieder oon 
Sammlern und Kunstfreunden besucht morden ist. Die Fremden 
bücher der Sammlung zeigen denn auch zahllose berühmte Hamen 
und den Schreibtisch im Konlorraum des früheren Kaufmanns 
schmücken uiele Bilder oon Fürstlichkeiten mit deren eigenhändiger 
Unterschrift. Kaiser Wilhelm und die Kaiserin haben die Samm 
lung öfter besucht und den Besißer uielfach ausgezeichnet. 
(Ein interessanter Theaterzettel) ln der mertuollen 
Bibliothek Dr. Horn (ITlödling), die, roie oar kurzem oon uns 
berichtet, bei ITtax Perl in Berlin oersteigert rourde, befand sich 
ein Theaterzettel oon 1/82, der eine Aufführung oon fessings 
„Emilia Galotti“ anzeigf. Der Ort, roo die Vorstellung stattfand, 
roird leider nicht näher bezeichnet. Dali cs aber eine süddeutsche 
Stadt, uielleicht Augsburg getoesen ist, geht nicht unschwer aus 
der Abfassung des Zettels heroor. An seiner SpiI3e steht: „mit 
gnädigster Erlaubnis Einer Hochmeisen Hochgebiethenden Obrigkeit 
roird heute Dienstag, den 9. April 1782 Von der Koberroeinischen 
deutschen Schauspieler Gesellschaft aufgeführt: Emilia Galotti. 
Ein original Trauerspiel in fünf Aufzügen oon Gotthold Ephraim 
Hessing“. Run folgt das Verzeichnis der „Personen“, dem wir 
entnehmen, dafj die Titelrolle oon ITlad. Koberroein gespielt 
morden ist. Und nach dem Personenoerzeichnis stehen folgende 
lapidare Säße: „Der Haine Hessing allein muß die Kenner thea 
tralischer Werke überzeugen, dafj das heutige eins der besten und 
oortrefflichsten Trauerspiele ist, welches unter deutschen Originalen 
zu finden, folglich roäre es Sünde, einen ilainen zu rühmen, der 
ohnehin den Beyfall der ganzen Welt ungeteilt erhalten hat — 
IRadame Engst, eine hier nie gesehene Actric', roird in der Rolle 
der Gräfin Orsina zum erstenmal auffrefen und Herr Stern, ein 
hier durchreisender Schauspieler, in der Rolle des ITlarinelli. Beyde 
haben in allen großen Städten mit sehr oielem glücklichen Beyfall 
gespielt — Herr de Hlachi, lllusikdirekfeur der hiesigen Schau 
spieler, roird zroischen dem dritten und oierfen Akt ein Konzert 
auf der Violine spielen, wodurch die Zuschauer auf das Angenehm 
ste unterhalten werden!“ Dieser Ankündigung schließt sich dann 
der „Preiß der Pläße“ an. Wir finden da Hagen oon 5 Fl. an bis 
bis zum „letzten Plaß“, der 6 Kr. (Kreuzer) kostet. Die Vorstellung 
begann „präcise um 6 Uhr“. 
fHuseen. 
(Aus deutschen ITluseen.) Jm Königl. JFunstgeroerbe- 
museum zu Dresden rourde, roie man uns oon dort berichtet, 
eine hochinteressante Sammlung neuzeitlicher, aus Schweden 
stammender Textilien ausgestellt. Es sind dies oor allem solche 
für kirchliche Zwecke, roie Altarbehänge, Kelchdecken, Geroänder 
für Geislliche und anderes, dann aber einige in ihrer Einfachheit 
und Heichtigkeit höchst zweckentsprechend gestaltete Fahnen und 
Banner, sowie gestickte und geroebte Kissen, Decken, Stuhlbezüge, 
Wandbehänge und Spüjen. Darunter befindet sich, wohl als das 
heroorragendste Stück, ein dreiteiliger mit Szenen aus dem Heben 
der Dalaleute uerzierter Ofenschirm, den Klara Hits an nach einem 
Entwürfe oon Anders Zorn aus IHora gewebt hat. 
Jm städtischen Suermondt-JTluseum zu Aachen rourde 
soeben die neugeordnete und in zwölf Räumen slreng nach Schulen 
eingeteilte Skulpturensammlung eröffnet. Jm Vorraume ist 
eine Sammlung oon Kruzifixen aus dem 12.—18. Jahrhundert, 
IJJnrienstatuen der uerschiedenen deutschen Schulen und Christus 
kinder und Engeltypcn aus der Gotik bis zur Barockzeit aufgestellt. 
Jm folgenden Raume haben die französischen Skulpturen und die 
flämischen Schnißroerke, darunter ein entzückendes Antroerpener 
Hausaltärchen Unterkunft gefunden. Jn oier Kabinetten kann man 
Werke der Kölner, Kalkarer und westfälischen Bildhauerschulen 
studieren, namentlich die Kalkarer Abteilung, die in einem grofjen 
Petrusaltare des Jan oan Haldern einen prachtoollen JTlitfelpunkt 
hat, dürfte in dieser Vollständigkeit einzig sein. Besonders stim- 
mungsooll hat JHuseunidirekfor Dr. Schroeifjer die oberdeutschen 
Bildwerke in fünf kapellenartigen Räumen aufgestellt, welche die 
Bildwerke in dem durch schöne alte Glasgemälde gedämpften 
Hichte ooll zur Geltung kommen lassen. 
(Das erste Drogenmuseum.) Die Errichtung eines pharma- 
kognosfischen IHuseums wird in JHünchen geplant. Das ITluseum, 
das dem pflanzenphysiologischen Unioersitätsinstitut angegliedert 
werden soll, roird das erste abgeschlossene Drogenmuseum dar 
stellen. Jn einem Versuchsgarten für Heil- und Außpflanzen sollen 
die in den uerschiedenen Pharmakopoen aufgenommen Drogen 
zur Aufstellung gelangen. 
Uom Kunstmarkte. 
(Wien als Kunstmarkt.) Jn einer Besprechung des Kunst 
handels in Österreich seit 1859 (Festnummer der ösf.-ung. Buch 
händler-Korrespondenz) äufjert sich Carl August Artaria 
über die Verhältnisse in Wien folgendermaßen: Kunsfoersteige- 
rungen bilden den eigentlichen Preisregulator am Kunsfmarkte 
und sind demnach für den Kunsfhandel aller Händer oon 
größter Wichtigkeit, da die Schwankungen in der Bewer 
tung oon Originalroerken Bildern, Aquarellen und Graphik 
aller Zeiten, dort ihren Ausdruck finden. Das Auktionsroesen hat 
sich auch bei uns seit 50 Jahren wesentlich gehoben; bei wirklich 
bedeutenden Anlässen kommen Sammlungsooi stände, Hiebhaber 
und Kunsthändler nach Wien, um sich an der Konkurrenz zu be 
teiligen, und sind dann in der Tat gefährliche Konkurrenten. Wir 
finden 1865 eine übrigens durch ihre schlechten Preise in der 
Kunstgeschichte berüchtigte, oon Ho es eher oeranstaltete Verstei 
gerung non Werken des damals noch lebenden Waldmüller, dann 
oft Auktionen oon PI ach — darunter 1872, in der Zeit des höch 
sten oolksroirtschaftlichen Aufschwunges, die berühmte Sammlung 
Gsell — oon Alexander Posony und der Firma Wamra, welche 
zahlreiche Kupferstichauktionen leitete und in neuerer Zeit oor- 
roiegend Bilder zur Versteigerung bringt. IHiethke brachte manche 
mit künstlerisch ausgestatteten Katalogen oersehene öffentliche 
Feilbietung — darunter die glanzoolle Auktion oon IRakarfs 
künstlerischem nachlasse später kamenFriedrichSchroarz (Samm 
lungen Königsmarter, leider ein Teil in Berlin oersteigert), Ed. Hirsch- 
ler & Co. und in neuerer Zeit wurden stark besuchte Auktionen oon 
Gilhofer & Ranschburg, oorrojegend ältere Graphik umfassend, 
oeranstaltet. Beider ist das Kunstauktionswesen in Wien nament 
lich gegenüber Deutschland einigermaßen erschwert durch höhere 
Gebühren und manche dort unbekannte Formalitäten, soroie in 
leßterer Zeit durch eine heftig betriebene staatliche Konkurrenz (k. k. 
Versaß-Verroahrungs- und Versteigerungsamt), die als gleichgestellter 
Faktor wohl hingenommen werden, aber in beoorrechteter Stellung 
schädlich wirken muß.“ Der Verfasser hätte nach hinzufügen 
können, zumal sie, roie in einer Interpellation im Abgeordneten 
hause jüngst ausgeführt rourde, ganz skruppellos falsche Objekte 
als echte oersteigert. 
(Hohe Preise für moderne Radierungen.) Van ge- 
schäßter Seite roird uns geschrieben: Hm 12. und 13. April d. J. 
wurden bei Christi c in Hondon die modernen Radierungen des 
Herrn H. S. Theobald oersteigert. Hiebei wurden Preise erzielt, 
roelche die schon in den leßten Jahren teilweise sehr hohen Resul 
tate noch weit übertrafen, so insbesondere für Arbeiten oon 
Charles IHergon. Dieser Künstler, Pariser oon Geburt, und ur 
sprünglich Seemann, starb, kaum 47 Jahre alt, am 14. Februar 1868 
oollständig oerarmt im Jrrenhaus zu Charenton. Zu seinen Heb- 
zeiten hatte er sich oergeblich bemüht, das Hauptblatt unter seinen 
Radierungen ,,H' Hbside de Hötre-Dame“ zum Preise oan einem 
Franc und 50 Centimes an den lRann zu bringen. Jn der er 
wähnten Auktion rourde ein Widmungsexemplar dieses Blattes,
	        
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