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Internationale Sammler-Zeitung.
anderen Sammlung findet sich eine so stattliche Zahl non Danziger
Schränken, flber auch die Alt-Danziger Keramik ist hier glänzend
oertreten. Jm 18. Jahrhundert blühte in Stolzenberg, einem
tlachbarorf oan Danzig, eine Fayenceindustrie, die der Delfler eben
bürtig mar. Van den wenigen erhaltenen Stücken sieht man die
besten in Gieldzinskis Sammlung. Daneben sind hier kostbares
Porzellan, Alt-Berlin, ITleißen und Seores, ITliniaturen und Dosen,
Fächer, Arbeiten in Horn, Schildpatt, Elfenbein und Ebenholz, Sie
füllen Tische und Schaukästen, aber auch jeder Schrank, jede
Truhe, die man öffnet, ist ooll daoon. Die Wände schmücken
Bilder, alte Stiche, Holzschnitte und Radierungen. Kein Wunder,
daß die Giek'zinskische Sammlung immer und immer roieder oon
Sammlern und Kunstfreunden besucht morden ist. Die Fremden
bücher der Sammlung zeigen denn auch zahllose berühmte Hamen
und den Schreibtisch im Konlorraum des früheren Kaufmanns
schmücken uiele Bilder oon Fürstlichkeiten mit deren eigenhändiger
Unterschrift. Kaiser Wilhelm und die Kaiserin haben die Samm
lung öfter besucht und den Besißer uielfach ausgezeichnet.
(Ein interessanter Theaterzettel) ln der mertuollen
Bibliothek Dr. Horn (ITlödling), die, roie oar kurzem oon uns
berichtet, bei ITtax Perl in Berlin oersteigert rourde, befand sich
ein Theaterzettel oon 1/82, der eine Aufführung oon fessings
„Emilia Galotti“ anzeigf. Der Ort, roo die Vorstellung stattfand,
roird leider nicht näher bezeichnet. Dali cs aber eine süddeutsche
Stadt, uielleicht Augsburg getoesen ist, geht nicht unschwer aus
der Abfassung des Zettels heroor. An seiner SpiI3e steht: „mit
gnädigster Erlaubnis Einer Hochmeisen Hochgebiethenden Obrigkeit
roird heute Dienstag, den 9. April 1782 Von der Koberroeinischen
deutschen Schauspieler Gesellschaft aufgeführt: Emilia Galotti.
Ein original Trauerspiel in fünf Aufzügen oon Gotthold Ephraim
Hessing“. Run folgt das Verzeichnis der „Personen“, dem wir
entnehmen, dafj die Titelrolle oon ITlad. Koberroein gespielt
morden ist. Und nach dem Personenoerzeichnis stehen folgende
lapidare Säße: „Der Haine Hessing allein muß die Kenner thea
tralischer Werke überzeugen, dafj das heutige eins der besten und
oortrefflichsten Trauerspiele ist, welches unter deutschen Originalen
zu finden, folglich roäre es Sünde, einen ilainen zu rühmen, der
ohnehin den Beyfall der ganzen Welt ungeteilt erhalten hat —
IRadame Engst, eine hier nie gesehene Actric', roird in der Rolle
der Gräfin Orsina zum erstenmal auffrefen und Herr Stern, ein
hier durchreisender Schauspieler, in der Rolle des ITlarinelli. Beyde
haben in allen großen Städten mit sehr oielem glücklichen Beyfall
gespielt — Herr de Hlachi, lllusikdirekfeur der hiesigen Schau
spieler, roird zroischen dem dritten und oierfen Akt ein Konzert
auf der Violine spielen, wodurch die Zuschauer auf das Angenehm
ste unterhalten werden!“ Dieser Ankündigung schließt sich dann
der „Preiß der Pläße“ an. Wir finden da Hagen oon 5 Fl. an bis
bis zum „letzten Plaß“, der 6 Kr. (Kreuzer) kostet. Die Vorstellung
begann „präcise um 6 Uhr“.
fHuseen.
(Aus deutschen ITluseen.) Jm Königl. JFunstgeroerbe-
museum zu Dresden rourde, roie man uns oon dort berichtet,
eine hochinteressante Sammlung neuzeitlicher, aus Schweden
stammender Textilien ausgestellt. Es sind dies oor allem solche
für kirchliche Zwecke, roie Altarbehänge, Kelchdecken, Geroänder
für Geislliche und anderes, dann aber einige in ihrer Einfachheit
und Heichtigkeit höchst zweckentsprechend gestaltete Fahnen und
Banner, sowie gestickte und geroebte Kissen, Decken, Stuhlbezüge,
Wandbehänge und Spüjen. Darunter befindet sich, wohl als das
heroorragendste Stück, ein dreiteiliger mit Szenen aus dem Heben
der Dalaleute uerzierter Ofenschirm, den Klara Hits an nach einem
Entwürfe oon Anders Zorn aus IHora gewebt hat.
Jm städtischen Suermondt-JTluseum zu Aachen rourde
soeben die neugeordnete und in zwölf Räumen slreng nach Schulen
eingeteilte Skulpturensammlung eröffnet. Jm Vorraume ist
eine Sammlung oon Kruzifixen aus dem 12.—18. Jahrhundert,
IJJnrienstatuen der uerschiedenen deutschen Schulen und Christus
kinder und Engeltypcn aus der Gotik bis zur Barockzeit aufgestellt.
Jm folgenden Raume haben die französischen Skulpturen und die
flämischen Schnißroerke, darunter ein entzückendes Antroerpener
Hausaltärchen Unterkunft gefunden. Jn oier Kabinetten kann man
Werke der Kölner, Kalkarer und westfälischen Bildhauerschulen
studieren, namentlich die Kalkarer Abteilung, die in einem grofjen
Petrusaltare des Jan oan Haldern einen prachtoollen JTlitfelpunkt
hat, dürfte in dieser Vollständigkeit einzig sein. Besonders stim-
mungsooll hat JHuseunidirekfor Dr. Schroeifjer die oberdeutschen
Bildwerke in fünf kapellenartigen Räumen aufgestellt, welche die
Bildwerke in dem durch schöne alte Glasgemälde gedämpften
Hichte ooll zur Geltung kommen lassen.
(Das erste Drogenmuseum.) Die Errichtung eines pharma-
kognosfischen IHuseums wird in JHünchen geplant. Das ITluseum,
das dem pflanzenphysiologischen Unioersitätsinstitut angegliedert
werden soll, roird das erste abgeschlossene Drogenmuseum dar
stellen. Jn einem Versuchsgarten für Heil- und Außpflanzen sollen
die in den uerschiedenen Pharmakopoen aufgenommen Drogen
zur Aufstellung gelangen.
Uom Kunstmarkte.
(Wien als Kunstmarkt.) Jn einer Besprechung des Kunst
handels in Österreich seit 1859 (Festnummer der ösf.-ung. Buch
händler-Korrespondenz) äufjert sich Carl August Artaria
über die Verhältnisse in Wien folgendermaßen: Kunsfoersteige-
rungen bilden den eigentlichen Preisregulator am Kunsfmarkte
und sind demnach für den Kunsfhandel aller Händer oon
größter Wichtigkeit, da die Schwankungen in der Bewer
tung oon Originalroerken Bildern, Aquarellen und Graphik
aller Zeiten, dort ihren Ausdruck finden. Das Auktionsroesen hat
sich auch bei uns seit 50 Jahren wesentlich gehoben; bei wirklich
bedeutenden Anlässen kommen Sammlungsooi stände, Hiebhaber
und Kunsthändler nach Wien, um sich an der Konkurrenz zu be
teiligen, und sind dann in der Tat gefährliche Konkurrenten. Wir
finden 1865 eine übrigens durch ihre schlechten Preise in der
Kunstgeschichte berüchtigte, oon Ho es eher oeranstaltete Verstei
gerung non Werken des damals noch lebenden Waldmüller, dann
oft Auktionen oon PI ach — darunter 1872, in der Zeit des höch
sten oolksroirtschaftlichen Aufschwunges, die berühmte Sammlung
Gsell — oon Alexander Posony und der Firma Wamra, welche
zahlreiche Kupferstichauktionen leitete und in neuerer Zeit oor-
roiegend Bilder zur Versteigerung bringt. IHiethke brachte manche
mit künstlerisch ausgestatteten Katalogen oersehene öffentliche
Feilbietung — darunter die glanzoolle Auktion oon IRakarfs
künstlerischem nachlasse später kamenFriedrichSchroarz (Samm
lungen Königsmarter, leider ein Teil in Berlin oersteigert), Ed. Hirsch-
ler & Co. und in neuerer Zeit wurden stark besuchte Auktionen oon
Gilhofer & Ranschburg, oorrojegend ältere Graphik umfassend,
oeranstaltet. Beider ist das Kunstauktionswesen in Wien nament
lich gegenüber Deutschland einigermaßen erschwert durch höhere
Gebühren und manche dort unbekannte Formalitäten, soroie in
leßterer Zeit durch eine heftig betriebene staatliche Konkurrenz (k. k.
Versaß-Verroahrungs- und Versteigerungsamt), die als gleichgestellter
Faktor wohl hingenommen werden, aber in beoorrechteter Stellung
schädlich wirken muß.“ Der Verfasser hätte nach hinzufügen
können, zumal sie, roie in einer Interpellation im Abgeordneten
hause jüngst ausgeführt rourde, ganz skruppellos falsche Objekte
als echte oersteigert.
(Hohe Preise für moderne Radierungen.) Van ge-
schäßter Seite roird uns geschrieben: Hm 12. und 13. April d. J.
wurden bei Christi c in Hondon die modernen Radierungen des
Herrn H. S. Theobald oersteigert. Hiebei wurden Preise erzielt,
roelche die schon in den leßten Jahren teilweise sehr hohen Resul
tate noch weit übertrafen, so insbesondere für Arbeiten oon
Charles IHergon. Dieser Künstler, Pariser oon Geburt, und ur
sprünglich Seemann, starb, kaum 47 Jahre alt, am 14. Februar 1868
oollständig oerarmt im Jrrenhaus zu Charenton. Zu seinen Heb-
zeiten hatte er sich oergeblich bemüht, das Hauptblatt unter seinen
Radierungen ,,H' Hbside de Hötre-Dame“ zum Preise oan einem
Franc und 50 Centimes an den lRann zu bringen. Jn der er
wähnten Auktion rourde ein Widmungsexemplar dieses Blattes,