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Internationale Sammler-Zeitung.
rtummer 19
Eine neue Technik fürpUandmalerei
Aus Hamburg roird uns geschrieben:
In der Hula des ITluseums für Kunst und öeiuerbe hielt
Geheimrat Dr. Wilhelm Osfroald einen Vortrag über die chemischen
Grundlagen einer uon ihm erfundenen neuen Technik für Wand
malerei.
Der Gedankengang des Gelehrten roar hierbei ungefähr der
folgende: Rn unserer reichen modernen Kunst tritt es immer mehr
in die Erscheinung, daß der Künstler zu wenig darauf achtet, daß
seine Werke dem Zahn der Zeit nicht sfcmdhalfen. Wenn man
sich heute eine Bildergalerie ansieht, so roird man finden, daß
die Werke früherer, nicht allzu roeit zurückliegender Zeiten schon
sehr gelitten haben. Es ist dies folge der nicht zulänglichen
fig. 6. freudenberger: ITTutter, das Kind schaukelnd.
Zu Artikel: Versteigerung der Kupferstichsammlung Sagert.
Technik. JTlenzel hat z. B. uollständig gewissenlos auf chemische
lAiftel hingearbeitet. Er nahm die färben, roie er sie uom Händler
bekam, ohne auf die Dauerhaftigkeit der Bilder zu achten. Der
Käufer urteilt auch immer, wenn er sich Gemälde kauft, auf den
ersten Blick, ohne, trat] der Unsumme Geldes, die er ausgibf, darauf
zu achten, daf3 melleicht schon nach einigen wenigen Jahrzehnten
die färben uerblichen sind. In älterer Zeit roar die malerische
Technik besser entwickelt. Die alten JTlaler des fünfzehnten und
sechzehnten Jahrhunderts besaiten eine solidere Technik als die
gegenwärtigen. Böcklin hat ein ausgiebiges Quellenmaterial über
seine technischen Bestrebungen zusammengestellt. Das Problem
ist wesentlich anders geworden, seitdem uor nicht ganz hundert
Jahren das Holz durch die Steinkohle oerdrängt wurde. Die oon
dieser ausgehenden Schwefelsäure-Ausdünstungen greifen die Ob
jekte sehr stark an. In England kann man das besonders beob
achten. Auf dem Tande oder in kleinen Städten braucht man
natürlich nicht so sehr mit diesem Zustand zu rechnen. Aber in
den modernen Großstädten hat man schon oft die Beobachtung
fig 7. Jacob de Gheyn: fahnenträger.
Zu Artikel: Versteigerung der Kupferstichsammlung Sagert.
machen können,% daß bronzene Denkmäler ganz rußschwarz ge
worden sind.
fig. 8. Ornament des Illeisters W. D. P.
Zu Artikel: Versteigerung der Kupferstichsammlung Sagert.
Zur Dekoration der Wände ist schon seit Jahrhunderten das
fresko benußt worden. Derselbe Prozeß, der das fresko mit der
ITlauer oerbindet, bindet auch die einzelnen Tonwerke, wodurch
jegliche Gefahr des Schälens beseitigt ist. Es ist insofern ein