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Internationale Sammler-Zeitung.
Rümmer 24
Literatur.
* Das Heben Walter Heistikoros. ein Stück Berliner
Kulturgeschichte uon Couis Corinth. (Paul Cassirers Verlag,
Berlin W. 10, Viktoriastraße 5). Preis elegant kartoniert IT1. 12.—
Dieses Buch ist nicht allein eine Biographie, die das uielseitige
Schaffen des berühmten Candschaftsnlalers Walter Ceistikoro uan
den Anfängen seiner Künstlerlaufbahn bis zu seinem frühzeitigen
Tode getreu miedergibt, sondern zeigt auch die mannigfachen Kunst-
bemegungen, die sich in Berlin gerade abspielen, als Ceistikoro
anfä'ngt, selbständig als ITlaler aufzutreten. Da sich in ihm sofort
sein organisatorisches Talent offenbarte, so nahm er an allen
diesen Bemegungen regen Anteil und rourde bald jene führende
Persönlichkeit, als roelrhe er oerschiedene Organisationen ins Heben
rief, roie die Vereinigung der XI, die Berliner Sezession und den
deutschen Künstlerbund Durch diese Parteinahme Heistikoms
rourde die Schilderung all dieser interessanten Reoolutionen (der
fall munch) schon oan selbst geboten, mit den Schriftstellern des
damaligen jungen Deutschlands roar der Verstorbene nahe befreun
det, so daß sich in diesem Buch auch ein gut Teil jener Sturm
und Drangperiode roiederspiegelt. Tonis Corinth roar seit 1887
mit Ceistikoro bekannt und seit 1850 mit ihm bis zu seinem Tode
befreundet, ferner kannte er durch kurzen Aufenthalt in Berlin
auch persönlich die früheren Verhältnisse des Berliner Künstler
lebens uon 1876 an. So roar er in der Hage, alle diese Schil
derungen aus unmittelbarer lTähe als Augenzeuge und Sachuer-
ständiger niederzuschreiben. Durch das gesellschaftliche Heben, das
er durch Ceistikoro kennen lernte, rourden ihm die interessantesten
Persönlichkeiten aus jenen Kreisen bekannt. Corinth beschrieb das
Heben seines freundes Ceistikoro und so entstand nun dieses Buch,
das schildert, roie zroei freunde beide Künstler, beide in ihrer
Art führende Persönlichkeiten — im leßen Custrum Berlin sahen,
* Cduard fuchs, Die galante Zeit (Zroeiter Band der
Illustrierten Sittengeschichte uam mitfelalter bis zur öegenroart).
mit 429 Textillustrationen und 65 meist doppelseitigen farbigen
und schroarzen Beilagen, bestehend aus den schönsten und selten
sten bildlichen Dokumenten zur Sittengeschichte des Barok- und
Rokokozeitalters. Komplett in 20 Cieferungen a 1 Iltark, in Heinen
gebunden 25 mark. Verlag uon Albert Hangen in lllünchen. —
Von diesem Werk liegen uns die Cieferungen 17—20 uor, mit denen
denn nun auch der zweite Band des großen Werkes abgeschlossen
ist. Über diese lebten uier Hefte selbst ist nicht oiel neues mehr
zu sagen. Sie geben aber Veranlassung, den ganzen Band noch
mals oan Anfang an durchzublättern, roobei man immer oan neuem
staunen muß über die stoffbeherrschende Sicherheit, mit der Cduard
fuchs seine schmierige Aufgabe so meisterlich löste, ganz Herr auf
einem Gebiet, dessen gerechte Behandlung detaillierteste Sachkennt
nis, klares, konsequentes Denken und ein für die Schwächen der
ITlenschen mitempfindendes, «erstehendes Herz uorausseßt. All
diese Ingredienzien besißt fuchs in heroorragendem Hlaße, so daß
gerade er zu einer umfassenden Darstellung der Sittlichkeit im
öffentlichen und prioaten Heben in den unserer Zeit oorangegan-
genen Cpochen der Berufenste scheint. Sein schönes, glänzend
illustriertes Werk uerpflichtet zu großem Dank, den Cduard fuchs
niemand uersagen roird, der eine solche Ceistung zu würdigen
uermag.
* (französische Kunst des 18 Jahrhunderts.) Die
Photographische Gesellschaft zu Berlin C. oeröffentlicht einen Prachf-
katalog der Ausstellung Don französischen Kunstwerken des 18.
Jahrhunderts, die uor einiger Zeit die Akademie der Künste dort
oeranstaltet hat. Der in Druck und Papier aufs uornehmste aus-
gestaftete Text bringt eine längere roerfoolle Crörterung über die
Ausstellung uon Paul Seidel, Das Bilderoerzeichnis enthält ein
schließlich der ausgestellt gewesenen Gobelins und plastischen
Werke 275 Hummern, die Gemälde insbesondere umfassen 222
Hummern, und diese werden uns in Photograuüren uon uollendeter
Schönheit uorgeführt, ebenso roie einige der heroorragendsten
Plastiken, So entsteht in diesem im Stile des 18. Jahrhunderts
gebundenen kostbaren Bande eine Widerspiegelung jener ausge
zeichneten Ausstellung, die für jeden Kunstfreund schon an sich
uon höchstem Wert für den ästhetischen Genuß ist, aber auch zu
gleich oom historischen Gesichtspunkt aus den Charakter einer
wichtigen Urkunde für die Bibliothek hat. Cs ist bekannt, daß
Druck und Verlag: J. Hans Prosl, Ceoben.
diese französische Ausstellung besonders dadurch eine große Be
deutung erhalten hatte, daß sonst der Besichtigung schwer oder
gar nicht zugängliche Kunstwerke, namentlich solche aus dem Be-
siße der Könige uon Preußen, zum ersten ITlale ausgestellt waren,
fs entstand dadurch ein Bild einer bestimmten, sehr wichtigen
Cpoche der französischen Kunstgeschichte, das außerordentlich be
lehrend roar und manche bisherige Ansichten fruchtbar ergänzte.
Besonders wichtig roar die Reihe auserlesener Bilder Watteaus,
darunter das oielbesprochene firmenschild des Kunsthändlers Ger-
saint, ebenso wichtig roaren die oorgeführten Bilder fraganards.
Cine besondere Bedeutung besaß die Ausstellung an den darge
botenen Porträts aus der Hand heroorragender Kleister, die neben
dem Kunstinteresse auch eine hohe geschichtliche Bedeutung bean
spruchen konnten. Da sah man uon Boucher drei Bilder der Pom
padour; hieher darf man roohl auch die Tänzerin Camarga uon
Cancret rechnen, ITladame Vigee le Brun roar oertreten durch eine
besondere interessante Sammlung mit drei Bildern der ITtarie
Antoinette, einem solchen der Dubarry, ferner der Kaiserin Elisa-
befh uon Rußland und der Hady Hamilton; dazu kamen ein Bild
Hudroigs XIV. uon IHignard, mehrere Bildnisse uon Hyacinthe
Rigaud. So erscheint dieser Katalog nach allen Richtungen als der
sinnfällige Ausdruck einer hohen Kunstkultur und bestätigt uon
neuem den ruhmreichen Anteil der Photographischen Gesellschaft
zu Berlin an dieser Kultur.
Heue Kataloge.
* Paul Graupe, Antiquariat, Berlin W. 55, Hüßorostr. 58.
lTr. 55. Selbstmord und Selbstmörder (479 Hummern)
* Georges Rapilly, Paris, 9 Quai IHalaquais, Catalogue de
liores d’art. Decembre 1910. Hr. 105. (Von Hr. 3816—4956.)
* R. W. P. de Vries, Amsterdam, Verzamelingen D. C.
IHeyer jr. Derde gedeelte nederlandsche Portretten en Hisforieprenten.
Hederlandsche en buitenlandscheTopographie — prenten betreffende
Zeden en Gerooonfen — Huthersche Verzameling — Teekeningen
en Prenten. ,,
* Richard Borek, Briefmarkenhandlung, Braunschroeig,
Heuheiten-Preisliste Hr. 35. 1. Dezember 1910.
* B. Behrs Verlag. Berlin—Zehlendorf. Vollständiges Verzeich
nis der uorrätigen Werke. Hach dem Stande am 1. Oktober 1910,
* 1. A. Stargardt, Berlin W 55, Hüßorostr. 47. Katalog
CCXXVI11. Autographen und Urkunden. I. Erinnerungen an 1870 71
(Kaiser Wilhelm der Große und seine Paladine.) 1J. fürsten, Staats
männer und Politiker, HI. Dichter, Gelehrte und Schriftsteller. IV.
Künstler (Bildhauer, IHaler, Hlusiker, Sänger und Schauspieler).
V. Urkunden und Stammbücher. (705 Hummern.)
* Rudolf Hepkes, Kunsf-Auktionshaus, Berlin SW., Ölgemälde
alter IHeister des 16.—18. Jahrh. Kat. der Auktion uom 15. Dezember.
* Ceo S, Olschki, I’iorence, Lungarno Acciaioli 4. A. XXV.
Nr. 65 Bulletin Mensuel des derniers achato. (294 Hummern.)
* IHoriß Perles, Hofbuchhandlung, Wien, literarische Sig
nale. 1911 Hr. 1. Schroarz-Weiß-Porträts aus dem literarischen Wien
nach dem Heben gezeichnet. IV. folge. Hofburgtheater Direktor Baron
Berger, Baronin IHarie Ebner-Eschenbach, Karl franz Ginzkey,
Sektionsrat Dr. Richard Schaukal, Baronin Bertha Suttner.
* Galerie Helbing, lllünchen Antiquitäten, Kunst und Ein
richtungsgegenstände sowie Gemälde, besonders der Hlünchener
Schule aus dem Besiße des Direktors friedlich Oertel, lllünchen.
Briefkasten.
Der nächsten rtummer schließen wir das Inhalts-
uerzeirbnis des zweiten Jahrganges bei.
Bruno H. in 6. Das Goefhebild uon Kiiqelqen erzielte
500 111k.
S. T., Gotha. Die neuen englischen )llarken werden noch
uor den Krönungsfeierlichkeiten erscheinen, die im Juni staftfinden.
Baron K., Gersthof. Wenden Sie sich an die firma Karl
Ernst Henrici, Berlin W 55, Kurfürstenstraße 148.
Britenfreund. Waroerly ist 1814 anonym erschienen.
Adolf St., Szenicz. I. Der Wert ist jedenfalls ein bedeu
tender, hängt aber uon dem Sujet und der Erhaltung des Gemäldes
ab. 2. und 3. Cäßt sich nicht so allgemein sagen. Es kommt
auch hier auf Abdruck, Erhaltung u. a. an. Die angeführten
Stecher sind sehr geschäßf. 4. Die Adressen senden wir Ihnen
brieflich.
Kunsibronzen-Htelier
Tereszczuk & Ulrich
Rkadcmischcr Bildhauer
Wien VII 2, Zollerg asse 2
Verantwortlicher Redakteur: Äg. Hitsche, Ceo