Kummer 5
internationale Sammler-Zeitung.
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hofes zur Zierde gereichten, oerdient das Selbstporträt Roman
Rntan Boos’ den Vorzug, ein ungewöhnlich reiches und sicheres
plastisches Können spricht aus den energischen Zügen jenes hoch-
geschätzten kurfürstlichen Hofstatuarius. Unter den Gemälden be
grüben mir als höchst erfreuliche Erwerbung eine dem Wolf
Huber zugeschriebene „ITlariä Heimsuchung“, welche, lebhaft in
der färbe gehalten, den Dürerschen Einflufj nicht uerleugnen kann.
Reicher als in früheren fahren ist der Zuwachs an ITlelallarbeifen
und keramischen Erzeugnissen. Zunftbecher in form eines Ham
mers, Bronzeklopfer, rounderooll in Silber getriebene Gebeibuch
einbände des rühmlich bekannten Augsburger Goldschmiedes
Thelot wechseln ab mit Eisenarbeiten häuslichem Gebrauche ent
stammend und kleinen Kostbarkeiten aller Art, unter denen ein
goldener Verlobungsring aus dem 14. Jahrhundert mit der herz
lich-sinnigen Inschrift „Ich Din, du min“, nicht die leiste Stelle ein-
nimmt. Aber auch die ernste Arbeit eines Bronzeschmertes der
frühen Hallstatt-Periode ist beachtenswert, nicht allein durch die
fundsteile, den Waginger See, sondern durch den gut erhaltenen
Zusland, der uns eine feine, überaus geschmackoolle, nicht alltäg
liche formengebung oermittelt. lTymphenburger und frankentaler
Porzellan haben in ihren bedeutsamen Illeistern, wie Dominikus
Auliczek und franz Bastelli, würdige Vertreter. Jm Vergleich
all dieser reizoollen Hippes fällt es wohltuend auf, dafj gerade
die lTymphenburger Htanufaktur, speziell in den unbeinalten Pro
dukten, eine heoorragende Stellung einnimmt. Dort wo der Schmuck
der färben diskret und zart gehalten ist, entspricht er am ehesten
unserem modernen Kunstempfinden. Ansbacher, nürnberger, ba
yerische fayencen des 18. Jahrhunderts schließen sich in einer
zweiten Vitrine würdig den oorhergehenden Objekten an. Einiges
Kostümliche, wie ein Tederkoller des 17. Jahrhunderts, eine kul
turgeschichtlich wertoolle Sammlung geschniljter Spazierstöcke (Ge
schenk des Kommerzienrats K. Braun), ferner eine Serie Stoff
muster mögen nicht unerwähnt bleiben. Gerade Stoffproben, Tex
tilien, oerdienen mehr Aufmerksamkeit, da die fachabteilung un
seres Hational-museums nach dieser Richtung hin einer Erweiterung
bedarf. Und hier ist es weniger das dankbare und ergiebige Ge
biet des Barock und Rokoko, als des ITtiftelalters mit seinen uor-
nehmen, raumfüllenden IHotioen. Eine kleine, allerdings äußerst
feine Probe, ein Samtrest mit dem Granatapfclmuster, bezeichnet
jenen künstlerischen Höhepunkt des Geschmackes und der Technik,
der später kaum mehr erreicht wurde.
Uom Kunstmarkte.
(Die llJatkowsky- Auktion.) Das Interesse für die
Auktion des llachlasses des Hofschauspielers Adalbert ITlaf ko wsky,
die bei Tepke in Berlin stattfand, sprach sich in dem Erlös aus,
der 172.000 Ulk. beträgt. Von Einzelpreisen seien erwähnt: Eine
Kaminoerkleidung mit figürlichen Pilastern 580 ITlk., ein kleiner
runder Eichenholzfisch mit reicher Sehnigere! 255 111k., eine Bank
aus Eichenholz (mit altem Samfkissen) 285 Ulk., eine alte englische
ITlahagoni-Standuhr 650 Ulk. für einen oberitaiienischen Kasten
mit abgeschrägtem Deckel (15. Jahrhundert) zahlte man 400 )Tlk.,
für ein französisches Truhenbett mit Reliefskulptur (15. Jahr
hundert) 500 Ulk. Eine prachtuolle holsteinische Wandoerkleidüng
(um 1600) wurde für den Preis uon 1080 IHk. oon Direktor Otto
uan falke für das Berliner Kunstgewerbemuseum erworben,
während eine süddeutsche Wandoerkleidung (erste Hälfte des 8.
Jahrhunderts) um den Preis oon 3000 Ulk. nach Paris oerkauft
wurde. Zwei Altarflügel (zu Türen eingerichtet) schwäbische Arbeit
um 1400 mit Darstellungen aus der biblischen Geschichte erwarb
für 5610 111k. Kommerzienrat Steinhardter in Ulünchen, ebenso
einen italienischen llufjholztisch (16. Jahrh.) für 1200 Ulk. Zwei
kleine runde Eichenholztische mit niederrheinischen Renaissance
füllungen 420 111k., eine Bank aus Eichenholz mit alten Schnitzereien
585 Ulk. Zwei Renaissancesessel 565 Ulk,, eine Tindenholzfigur,
jugendlicher Gelehrter im Kostüm des 16. Jahrhunderts, und oier
Eichenholzfiguren, die Eoangelisfen, 610 111. zusammen. Ein Teil
einer Wandoertäfelung im niederländischen Renaissancestil geschnitzt,
und drei Hischenteile mit Relieffiguren uon Heiligen (spanisch 17.
Jahrh.) erwarb Kunsthändler fröscheis in Berlin für 6Vu IHk.
Gruppe aus Tindenholz: Sterbender lllann (süddeutsch, 17. Jahrh.)
und oier braune Tindenholzfiguren, Heilige, brachte 650 Ulk., ein
eichener Konsoltisch 550 IHk., zwei Schränke, der eine gotisch, der
andere barock, 725 Ulk., ein Kasten mit flachschnitjereien aus der
biblischen Geschichte, reich bedeckt (15. Jahrh.), und ein zweiter
mit Darstellungen eines Turniers und eines Jungbrunnens (Siena
15. Jahrh.) 825 111k., ein Truhenbrett mit Reliefskulptur (französisch,
15. Jahrh.) und eine kleine llulzholztruhe (1500) 800 Ulk. Gotische
Zirbelholztruhe auf geschnitztem Podest mit drei füllungen (Tirol)
710 111k. Sechs italienische Renaissance-Sessel mit breiten Arm
lehnen (16. Jahrh.) 1300 IHk. Großer Danziger Barockschrank,
Eichenholz (17. Jahrh.), 1600 111k. falfsfuhl mit Cöwenklauenfü^en
und Eicheiiholzsessel mit geschnitzten Seitenlehnen 550 Ulk. Ein
paar Postamente aus Eichenholz mit farbig bemalter Gruppe
645 111k. Vier grolle Holzsäulen, spiralförmig gedreht und oer-
goldet, 725 111k. Drei Holzpostamente mit geschnitzten Tomen
6°0 Ulk, Eichenholztruhe mit Skulpturen aus der biblischen Ge
schichte 650 IHk. Ausziehtisch mit allegorischen figuren als fül'zen
485 Ulk. Kabinettspind (spanisch, 16. Jahrh.) und Innungslade
mit dem Wappenschilde der Böttcher (1682) 450 IHk. Grofjer
runder Eichenholztisch auf oier spiralförmigen dicken füfzen und
Türumrahmung mit gedrehten Säulen 640 111k. Zwei oergoldete
Verkleidungen (Stil Touis XVI.) und ein fragmenf einer Wanduer-
kleidung mit gotischen faltwerkfüllungen 715 Ulk. Kleine Hufjholz-
fruhe mit IHedaillons und Rankenmerk, datiert 1671, und eine
Eichenholztruhe (niederrheinisch, 16. Jahrh.) 700 Ulk.
Schöne Stücke befanden sich unter den iHajoliken: Zwei
Töpfe in bauchiger form, mit kupfer-lüstrierter IHalerei bedeckt,
spanisch-maurische Arbeiten aus dem 16. Jahrhundert erzielten
6000 Ulk.; zwei Apothekergefäl'ze mit Rankenwerk und früchten
bemalt, wurden für 2600 111k. oerkauft. Eine lllajolikaplatte, sehr
reich bemalt, und eine Schüssel mit der Darstellung aus dem alten
Testament: „Die Teoiten strafen die Abgötterei“ brachten 4600 Ulk.
Von den fayencen erzielten drei grofze Vasen in chinesischem
Charakter mit figuren und Blumen bemalt 1710 Ulk.
Gute Kopien gotischer fensfer brachten 115 bis 140 Ulk., eine
alte Glasscheibe, deutsch, 16. Jahrhundert, kam auf 200 IHk. Hohe
Preise erreichten dann die oon den Sammlern sehr gesuchten
holländischen Wolfgläser. Das erste dieser Gläser, für das als
erstes Gebot 20 IHk. gerufen wurden, erzielte 480 111k., zwei andere
Wolfgläser brachten je 560 IHk. und das oierte Stück aus dieser
Gruppe 570 IHk. Eine oortreffliehe Reproduktion des im Berliner
Kunstgewerbemuseum befindlichen großen fensters mit der Kreuz
tragung nach Bartel Bruyn kam auf 710 Ulk, ferner ein groljes
dreiteiliges fenster, mit füllungen aus Glasgemälden im romanischen
Stil, auf 400 IHk. für die Schweizer Butzenscheiben gab man 270
bis 550 IHk. und für die folge oon sieben gerahmten Glasfenstern
aus der Tandauer Kapelle in Dürnberg — das Original ist im
Besitze des Berliner Kunstgewerbemuseums - wurden 1000 IHk.
geboten. Den Schlufj der Gläser-Serie bildeten wiederum holländische
Wolfgläser. Sie brachten bis 440 lllk. Die erwähnten oier Wolfgläser,
die so hohe Preise erzielten, sind oon Herrn Stippe in Berlin
erworben worden.
(Auktion oon Gemälden alter Kleister.) Eine stattliche
Kollektion oon Bildern alter IHeister gelangt am 17. IHärz in der
Galerie Helbing in Ulünchen zur Versteigerung. Verschiedene
umfangreiche Sammlungen, namentlich eine solche aus Bremer
Pafrizierbesitz und eine zweite norddeutscher adeliger Praoenienz,
sind hier zu einer kleinen Galerie uon rund 250 Hummern oer
einigt. Die oerschiedensten Schulen mit den oerschiedensten Vor
würfen sind oertreten, so dal) der Katalog in reicher Abwechslung
des Interessanten genug Derzeichnet. Sehr gute Arbeiten sind zu
mal bei den Hiederländern und franzosen anzutreffen. Aus der
fülle seien nur herausgehoben: Ein ganz oortreffliches Werk des
Adr uan Osfade: Ein rauchender Bauer in der Kneipe, in der
unoergleichlichen Ulanier des Kleisters aufs trefflichste charakterisiert.
Ein ganz oortreffliches Werk des Cornelius Bega, ebenfalls uon
heroorragend guter Qualität, ein Kabinettstück, das seit der Ulitte
des oorigen Jahrhunderts uier berühmte französische Sammlungen
ihr Eigen genannt haben, ferner ein ausgezeichnet feines Bild des
Karel de IHoor, einen Quacksalber darstellend, der einem zu auf
geklärten Publikum gegenüberstehf und daher mit all seiner
Wissenschaft nicht ernst genommen wird. Des weiteren ein präch
tiger Teniers d. Ä., das bunte Treiben uor dem Wirtshaus an
einem schönen Sammernachmittag schildernd, ein hübsches Bildchen
mit bemerkenswerten Details; ein sehr interessantes Gemälde oon
Teniers d. J.: Das oft geschilderte Atelier des Klalers oder
richtiger der „Salon“ der damaligen Zeit, ein mit Gemälden über
reich ausgestatteter Saal, in dem Kenner und Tiebhaber ihr Kunst
interesse befriedigen. Eine uornehm gestimmte Idylle oon der
Wiese zwischen dem Dörfchen und dem Waldeingang, eine
charakteristische Arbeit des Jan Wynant ist unter den Tand-