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Internationale Sammler -Zeitung.
Nr. 3
[ ac k. Am Einsätze eine Landschaft mit ausgebreiteter Fernsicht
über reiches Ernteland mit Bergen im Hintergründe. Im Vorder
gründe eine Mühle.
Buddhaschreine, Zierstiicke • in Bergkristall (Fig. 5 bringt
eine Bergkristallpagode) mit Amulett aus Amethyst), und
schöne Bronzearbeiten der Sung-Epoche chinesischen Ursprungs
vervollständigen die Sammlung, die zum allergrößten Teile aus
dem Besitze des als Kenner japanischer Kunst hochgeschätzten
O. Iguchi in Tokio herrührt. Es ist dies derselbe Iguchi, dem
erst vor kurzem vom Großherzog von Mecklenburg für
die Bemühungen um dessen Japansammlungen eine hohe Aus
zeichnung zuteil wurde.
Ergänzt wurde die Sammlung unter anderem durch An
käufe aus den Beständen der Sammlungen des Prinzen Carlos
von Bourbon in Venedig und des Grafen von Pete n egg
in Wien.
Der Katalog mit 36 Klischeeabbildungen ist durch Hugo
H e 1 b i n g in München zu beziehen.
Fig. 4. Goldlackdose.
Moderne Emailkunst.
Die Technik des Emaillierens, jene in alter Zeit so hoch-
angesehene Kunst, deren frühe, namentlich französischen Er
zeugnisse wir noch heute mit Bewunderung betrachten, hat in
moderner Zeit aufs neue lebhaftere Beachtung gefunden. Ueber
das Verfahren selbst bringt Prof. R. R ü c k 1 i n, der Rektor der
Pforzheimer Goldschmiedeschule, interessante Einzelheiten in
seinem eben erschienenen Buche »Die Schmuckindustrie in
Pforzheim« (Franckhsche Verlagshandlung, Stuttgart).
Unter Emaillieren versteht man das Aufschmelzen einer
pulverisierten Glasmasse auf Metall, wobei dem Glassatze durch
Beimischung von Metalloxyden die verschiedensten Farbtönungen
gegeben werden. Der gepulverte Glassatz wird mit Wasser an
gerieben und mit dem Betragstift aufgetragen. Etwas davon ganz
Verschiedenes ist die Emailmalerei, bei der das Bindemittel Oel
und das Werkzeug der Pinsel.' ist. 'Dies ist also eine Miniatur
malerei, jenes eine dekorative Schmelztechnik. Für beide Tech
niken ist der besonders konstruierte Emaillierofen gemeinsam,
der neuerdings meistens mit Gas betrieben wird. Die Emaillie
rung am Schmucke zeigt die Schwankungen des Kunst- und
Modegesehmackes stets besonders deutlich. Abgesehen davon,
daß ihre Anwendung als solche sehr schwankt, ist sie auch in
ihrer Art und Weise großem Wechsel unterworfen, ln den
Dreißiger- und Vierzigerjahren waren besonders die undurch
sichtigen Töne, Blau, Schwarz und Weiß, sehr beliebt.
ln der Zeit der Renaissancenachahmung, den Siebziger-
und Achtzigerjahren, kamen transparente, tiefe, satte Farben
auf, Tiefrot, Grün, Blau,. Gelb. Einen auffallenden Aufschwung
nahm die Kunstemaillierung in den Pforzheimer Werkstätten
nach der Pariser Ausstellung im Zusammenhänge mit dem Auf
kommen des sogenannten Jugendstils. Der Pforzheimer Kunst
gewerbeverein hatte damals Pariser Schmuckstücke mit grüner,
durchsichtiger, mattgebeizter Emaillierung für sein Museum ge
kauft, die viele und sehr geschickte Nachahmung fanden, so daß
der Ausdruck »der grüne Genre« für die so behandelten Schmuck
stücke üblich wurde. Da nur wenige Emaillierateliers sich auf
ihre einwandfreie Herstellung verstanden, bedeutete jene Mode
für diese eine goldene Zeit, die allerdings ebenso rasch wieder
verschwand, wie sie gekommen war, das heißt, wie eben der
naturalistische Jugendstil abwirtschaftete.
Die moderne Kunstrichtung im Schmuck mit ihren strengen
und gesetzmäßigen Formen ist den undurchsichtigen, kraftvollen
Farbflecken wieder günstiger. Auf dem Gebiete der Kleinsilber
waren und des Taschengerätes erfolgt die Anwendung des
Emails gern in der Form von durchsichtigen, zarten Tönen,
Violett, Grün, Hellblau, auf »flinkiertem«, das heißt mit gra
vierten Musterungen versehenem Grunde. Die Tätigkeit des
Emailleurs hängt also eng mit der Dekoration, mit der Bear-
beitungsweise und dem Charakter des verwendeten Metalles
zusammen. Der Emailmaler arbeitet nicht direkt auf dein Mcta'l-
gruiid, sondern auf einer — fast immer weiten — Emailgrun
dierung. Er stellt Kleingemälde her, die für Dosen, Medaillons,
Anhänger u. s. w. als Mittelstücke Verwendung finden. Die
Herstellung ist, obgleich es sich oft um massenhafte Wieder
holungen handelt, reine Handarbeit geblieben. Nur für die Um
rißzeichnung auf dem weißen Maigrunde wird manchmal eine
Art Druckverfahren angewendet.