MAK
Nr. 11 
Internationale Sa rn rn 1 e r - Z e i t u n g. 
Seite 171 
Bilder. 
(Ein J u g e n d b i 1 d n i s A. W. S c h 1 e g e 1 s.) Erich 
Schmidt suchte für seine Neuausgabe der Briefe von Karo- 
line Schlegel vergebens nach einem leidlichen Jugend- 
bildnis August Wilhelm Schlegels. Jetzt hat Käthe 
Droysen im Besitze der Karlsruher Malerin Cora Eggers 
ein Oelgemälde gefunden, das den jugendlichen August Wilhelm 
Schlegel darstellt. Johann Karl Adolf Eggers, Professor der 
Malerei, der Großvater der Malerin Cora Eggers, verkehrte 
während seines Wiener Aufenthaltes zwischen 1807 und 1811 
mit Friedrich Schlegel. Es ist anzunehmen, daß das Bild da 
mals an Eggers gelangte, in dessen Nachlaß es vorgefunden 
wurde. Wie Käthe Droysen mitteilt, ist das Bild in der Zeich 
nung idealisiert, in der Färbung trübe, doch weist der Kopf 
die für A. W. Schlegel charakteristischen Züge auf. Die Lein 
wand trägt weder Signum noch Datum und läßt vermuten, daß 
das Bild ursprünglich etwas umfangreicher gewesen sei. Mög 
licherweise haben wir es hier mit dem von Tischbein ge 
malten Porträt zu tun, das Schlegel aus Holland an Karoline 
sandte. 
Handschriften. 
(Ein Papyrusiund mit Idyllen des Theo- 
k r i t.) Aus London wird berichtet: Dem englischen Archäo 
logen Moni ns Johnson, der im Auftrag der griechisch- 
römischen Abteilung des Egypt Exploration Fund in A n t i n o e 
im oberen Aegypten Ausgrabungen leitet, ist ein wertvoller 
Fund geglückt. Unter den zahlreichen Papyri und anderen 
Dokumenten, die bei den Grabungen zutage gefördert werden 
konnten, entdeckte er eine Anzahl Papyriblätter sowie zahl 
reiche weitere kleinere Papyrifragmente, in denen die Idyllen 
des Tlieokrit aufgezeichnet waren. Der Papyrus entstammte 
dem Ende des 5. oder dem Anfang des 6. Jahrhunderts. Die 
wohlerhaltenen Blätter sind ziemlich groß, einzelne von ihnen 
enthalten mehr als 500 Zeilen. Man sieht, daß in dem Original 
texte von anderer Hand nachträglich Aenderungen und Rand 
bemerkungen eingefügt worden sind. Bisher war Theokrit 
unter den ägyptischen Papyri kaum vertreten; die einzigen 
Ausnahmen bilden ein kleines Fragment der 13. Ode aus 
Oxyrhynchus, ein Bruchstück in Berlin und einige größere 
Pergamentblätter in Paris und Wien. Da die mittelalterlichen 
Handschriften Theokritscher Dichtungen nicht weiter als bis 
zum 13. Jahrhundert zurückreichen, wird der neuentdeckten 
Handschrift ganz ungewöhnlich hoher Wert beizumessen sein, 
wiewohl die Arbeit der Zusammensetzung und Entzifferung 
der Fragmente erst jetzt beginnen wird. Der Fund wird ge 
meinsam mit einer Anzahl anderer Papyri aus Antinoe vor 
aussichtlich noch im Laufe des kommenden Jahres veröffent 
licht werden. 
Heraldik. 
(Das erste Stadt wappen in Deutsch-Ost 
afrika.) Tanga, der Hauptort des Bezirksamtes gleichen 
Namens im nördlichen Teil von Deutsch-Ostafrika, hat seit 
dem 1. April die Rechte einer Stadt erhalten und sich, nach 
altem, guten deutschen Brauch, ein Stadtwappen beigelegt. Es 
ist ein sogenanntes redendes Wappen, indem es dem Namen 
der Stadt entspricht. Er zeigt nämlich in gelbem Felde auf be 
wegtem Meer ein Boot in afrikanischer Form mit dem üblichen 
dreieckigen schwarzen Segel. »Tanga« bedeutet »Segel« und 
ist von einer der Stadt vorgelegenen kleinen Insel entnommen, 
die die Gestalt eines solchen Segels hat. Außerdem weist das 
Boot als Hauptfigur des Schildes auf die Tatsache hin, daß 
Tanga der größte Hafenplatz von Deutsch-Ostafrika ist. 
Numismatik. 
(Mexikanische Rebellenmünzen.) Aus N e w- 
york wird berichtet: Die amerikanische numismatische Ge 
sellschaft hat soeben die .ersten Münzen der mexikanischen 
Rebellen ausgestellt. Die Rebellen hatten zwar Minen zu ihrer 
Verfügung, aber nicht genügend Münzstätten, und so stellten 
sic mit schnell hergerichteten Apparaten in Parral (Chihuahua) 
recht roh geformte Münzen in beschränktem Umfange her. Die 
Stücke von 1 Peso, % Peso und die Kupfermünzen von 2 Cen 
tavos, die man in der Ausstellung sieht, sind sicher die rohesten 
Münzen, die man seit langen Jahren geprägt hat, aber ihre 
Seltenheit macht sie den Sammlern doch höchst wertvoll. Der 
Peso hat im ganzen das Aussehen, die Größe und das Gewicht 
des mexikanischen Dollars. Die eine Seite trägt den Aufdruck 
»H. del Parral, 1913«, innerhalb eines Kranzes, die andere Seite 
hat die Wertbezeichnung »1 Peso«. Der halbe Peso hat auf der 
einen Seite die Inschrift »Fuerzas Constitucionistas 1913« und 
dazu eine Freiheitsmütze mit einem Strahlenkranz, während 
die Rückseite die Wertbezeichnung »50 Centavos« innerhalb 
eines Kranzes und das Datum 1913 aufweist. Es ist eine recht 
rohe Kopie der regulären Münze desselben Wertes. Für die 
Herstellung der 2 Centavo-Stücke wurden eingeschmolzene 
Straßenbahndrähte verwendet; die Stücke haben dieselbe 
Größe und Form der halben Pesos, nur daß die Wertbezeich 
nung »2 C.« ist. 
Verschiedenes. 
(Auffindung von Franklin-Reliquien.) In 
der neuesten Nummer des »Museums Journal« wird von der 
überraschenden Entdeckung einer Sammlung von Probe 
stücken aus dem Polarkreis berichtet, die von Sir John 
Richardson und anderen während der arktischen Expedi 
tionen Sir John Franklins (1819—1827) gemacht worden 
ist und die seitdem verschollen war. Einige fossile Pflanzen, 
die auf einer dieser Expeditionen gesammelt waren, sind in 
dem Londoner Naturgeschichtlichen Museum ausgestellt; aber 
andere, von deren Vorhandensein man wußte, waren nicht auf 
zufinden. Schließlich ergaben genaue Nachforschungen, daß 
sich in dem Museum des Marinehospitales Kisten in ihrer ur 
sprünglichen Verpackung befanden, die der Marinearzt Sir 
John Richardson dort niedergelegt hat, und hierin fanden sich 
eine große Anzahl von arktischen Fundstiicken, die von jenen 
Expeditionen herrühren. Die Sammlung, die in das Britische 
Museum überführt wurde, umfaßt Mineralien, Fclsstiicke und 
paläozoische Fossilien, von denen manche Exemplare noch 
von Richardson mit Zahlen bezeichnet sind. 
Museen. 
(Ein Geschenk an das Kaiser Friedrich- 
Museum.) Die plastische Abteilung des Kaiser Friedrich- 
Museums in Berlin ist durch eine hervorragende Neu 
erwerbung, ein Geschenk des Kommerzialrats Georg Lieber- 
rn a n n in Berlin, bereichert worden. Es handelt sich um einen 
mächtigen bronzenen Adler, eines jener kostbaren Stücke aus 
dem späten Mittelalter, die sich hie und da in Kirchen West 
deutschlands und Belgiens als Chorpulte finden. Aehnlich wie 
bei dem im Dom zu Halberstadt bewahrten Exemplar hat 
sich nur der prachtvoll stilisierte Adler selbst, nicht der Unter 
bau erhalten. Seine vorläufige Aufstellung fand er in dem 
Durchgangsraum zur Basilika, wo seit kurzem die Neuerwer 
bungen deutscher Kunst vereinigt sind. Er wird, nach Voll 
endung des Neubaues, eine Zierde des Deutschen Museums 
bilden. 
Vom Kunstmarkt. 
(Gemälde alter Meister.) Bei der am 18. und 
19. v. M. irn Dorotheum in Wien abgehaltenen Ver-
	        
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