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Internationale Sammler-Zeitung;
Nr. 7
noch eifrig auf den griechischen Inseln geübt, wo sich die
alten Reticellamuster in freien Umbildungen noch er
halten haben. Mehrere aus C y p e r n herrührende
Arbeiten dieser Art befinden sich auf der Ausstellung.
Die Nadelspitzen sind auf der Ausstellung ziem
lich zahlreich. Aus Deutschland ragt die Schule der
Fürstin von P1 c ß hervor, die vor wenigen Jahren in
Hirse hb erg in Schlesien gegründet wurde. Orna
mental sind die meisten Stücke hervorragend, und die
Flächenbehandlung durchaus modern gehalten; ein großer
Kragen mit Ranken und Glocken sei hier in erster Linie
hervorgehoben. Die zweite Hirschberger Schule von
Marie Hoppe und Margarete Siegert ist quanti
tativ schwächer vertreten, läßt aber, abgesehen von
einigen etwas naiven Blumendarstellungen in einer Reihe
ganz vorzüglicher Spitzen viel Schönes finden. Der
große Courschlcier ist auffallend durch die vollendete
Zeichnung. Die elsässischen Spitzenschulen
sind technisch weit voran, alle ihre Arbeiten sehen ge
diegen aus, auch viele vortreffliche Entwürfe liegen zu
grunde. Es sei nur auf die einzelnen Ovale mit den
Vögeln, auf ein Täschchen mit gelbbrauner Nähspitze und
eine wirklich hervorragende Meterspitze mit Glocken
blumen hingewiesen; daneben findet sich freilich einiges,
das zu wenig Umbildung ins Ornamentale erfahren hat
und noch steif wirkt. Die drei genannten Schulen er
freuen sich in Deutschland der Gunst der Höfe; der
kunstsinnige Herzog Ernst Ludwig von Hessen
darf an erster Stelle genannt werden. Nadelspitzen hat
noch Elisabeth Mirow ausgestellt, und damit der Aus
stellung eine rechte Bereicherung gebracht; Josefine
Vieler s Arbeiten sind als Nähspitzen auch sehr weit
voran, nur ist die Verbindung von Stickerei und Klöppel
spitzen zu Decken und Kissen etwas allzu reich; ihre
Stickereien sehen modernen französischen Arbeiten sehr
ähnlich.
Eine geschlossene Gruppe bilden die Ungari
sche Kunstgc wer beschule Budapest und
der Ungarische Verband für Hausindustrie.
Ihre Nähspitzen sind am besten und mit gar nichts auf
der Ausstellung in dieser Technik zu vergleichen; die
sehr aparte Fornrengebung steht ganz für sich. Be
schreiben läßt sich das kaum, cs will gesehen w r erden.
Hübsche Häkelarbeiten schickte Kamilla
Beccadelli, Bologna, aus ihrer Spitzenschule; am
besten ist das ornamental gehaltene Kissen. Der Point-
lace-Arbeit versucht Klara Walser in Wohlen neue
Schönheit zu geben; freilich ist die technische Begrenzt
heit sehr hemmend. Endlich verdienen einige Arbeiten der
Spitzenschule Greyerz, besonders das große Tisch
tuch mit den Tierdarstellungen in Filetarbeit, die Auf
merksamkeit des Beschauers. N. Z.
Die gräflich Hompesch’sche Bibliothek.
Auf dem Bibliophilenmarkt bereitet sich ein inter
essantes Ereignis vor: die Versteigerung der im In- und
Auslande rühmlichst bekannten gräflich Hompesch-
schen Bibliothek vom Schloß Rurich. Mit der
Durchführung ist die Aachener Firma Ant. Creutzer,
vorm. M. Lempertz, betraut, in deren Auktionsräumen
seit Jahrzehnten neben hervorragenden Kunstsamm
lungen auch bedeutende Büchereien unter den Hammer
kamen.
Der von Ant. Creutzer für diesen Anlaß heraus
gegebene Katalog ist illustrativ wie buchtechnisch hervor-
I ragend ausgestattet. Er verzeichnet den Bestand der
I Bibliothek in 1798 Nummern, wobei besonders be-
j merkenswert ist, daß die Buchtitel mit größter Ausführ-
' lichkeit wiedergegeben sind. Wo es angebracht war, ist
auch nicht mit bibliographischen Hinweisen oder Er
läuterungen gespart.
Kenner überzeugt der Katalog auf den ersten Blick
von der großen Reichhaltigkeit dieser alten Schloß
bibliothek, die jahrhundertelang durch Sammeleifer zu
sammengetragen wurde und stets ein besonderes Wert
stück im gräflich Hompesch'schen Besitze bildete. Ausge-