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Seite 200 
Internationale Sammler-Zeitung 
Nr. 16/17 
wohl im Handel mit" modernen Gemälden. Die 
Einschränkung der Ausstellungen, die Einberufung 
vieler^Künstler und die Deroutierung des Publikums 
infolge der Ausschreitungen der Allermodernsten noch 
vor dem Kriege hat da ungünstig eingewirkt. Gelitten 
hat auch der Handel mit Reproduktionen in 
graphischen Erzeugnissen, die ja hauptsächlich 
als Wohnungsdekorationverwendet werden und ein 
Publikum haben, das jetzt zum Sparen genötigt ist, 
während für alte Stiche oder feine Original 
radierungen das gilt, was für Gemälde gesagt 
worden ist. j§ 
Es steht zu erwarten, daß nach dem günstigen 
Ausgange des Krieges eine Belebung des Kunstmarktes 
bei eher steigenden Preisen für gute Qualitäten 
cinsetzen wird. 
Die Frage der „Internationalen Sammler-Zeitung“ 
betreffend eine Ausstellung zur Belebung des Kunst 
marktes möchte ich dahin beantworten, daß eine 
Anregung für Sammler jederzeit durch Leihaus 
stellungen aus Privatbesitz erzielt wird. Ich 
erinnere in dieser Beziehung an die so erfolgreichen 
Ausstellungen der letzten Jahre: die Maria Theresia- 
Ausstellung, die Kongreß-Ausstellung, die Miniaturen- 
und die Porträtausstellung, die sowohl den Sammlern, 
als auch der Kunstwissenschaft und schließlich dem 
Kunsthandcl reiche Anregungen gebracht haben. 
Allerdings müßten das wohl vorbereitete Unter 
nehmungen auf wissenschaftlicher Basis sein, für welche 
doch erst nach dem Frieden die Zeit gekommen sein 
wird. 
Albert Kend?, 
Kunsthandlung und Kupferstich-Antiquariat. 
In dieser ernsten, schweren Zeit, in der wir alle 
durchhalten müssen und durchhalten werden, ist die 
Kunst auf allen Gebieten wohl am härtesten betroffen 
worden. Denn einerseits hielten die Amateure lange 
Zeit mit Ankäufen sehr zurück, andererseits war 
überhaupt wenig Sinn und Zeit für die Kunst vorhanden. 
Wenn wir uns aber fragen, warum während der 
ersten Zeit des Krieges nicht gekauft wurde, so finden 
wir hiefür eigentlich keine hinreichenden Gründe, denn 
der Reichtum — und zum Sammeln gehört in erster 
Reihe Geld und zweitens wirkliche Liebe zur Sache — 
ist im allgemeinen ja nicht geringer geworden. Es war 
sonach nur die Liebe zur Kunst vorübergehend in den 
Hintergrund gedrängt worden, obwohl der bisherige 
Verlauf des Krieges uns wahrlich keinen Grund gab, 
mißmutig oder kopfhängerisch zu sein. 
Schon im Dezember des vorigen Jahres, also in 
sehr bewegter Zeit, habe ich es als erster gewagt, eine 
Kupferstich-Auktion zu veranstalten, die ganz gut 
ging und bei der erfreulicherweise viele neue Käufer 
auftraten. Mein Beispiel fand bald in Deutschland 
Nachahmung, und wie ich Gelegenheit hatte, mich 
persönlich zu überzeugen, geschah dies mit recht 
gutem Erfolge. Heute mehren sich die Auktionen 
in Deutschland bereits in erheblicher Zahl und hoffent 
lich wird dies bald auch bei uns in Österreich der Fall 
sein. Auch meine im April dieses Jahres stattgehabte 
Auktion hatte ein recht günstiges Resultat, man kaufte 
teure und billige Blätter. 
Die größte Überraschung aber bot mir meine 
Karlsbader Filiale. Ich hatte für den heurigen Sommer 
infolge der durch die Kriegslage hervorgerufenen 
Stockung ein vollständiges Darniederliegen des dortigen 
Geschäftes befürchtet. Allein obwohl das feindliche 
Ausland in Karlsbad auch heuer selbstverständlich 
fehlte, war die Geschäftssaison dort dennoch eine 
gute und jedenfalls eine bessere, als ich erwartet hatte. 
Ich möchte meine Meinung dahin zusammenfassen: 
Die Ware ist noch rar, die Nachfrage eine ziemlich gute, 
der Geschäftsverkehr in stetem Steigen begriffen. 
Wie es mit dem Sammeln nach dem Kriege bestellt 
sein wird, läßt sich augenblicklich schwer sagen. Es 
sind wohl viele Leute wohlhabend geworden, aber ob 
alle diese auch unter die Sammler gehen werden, ist 
noch fraglich, denn zum Sammeln gehört, wie schon 
erwähnt, neben Geld auch die Liebe zur Kunst. 
Indes die Kunst ist international und so glaube ich, 
daß nach Friedensschluß der internationale Verkehr 
in seine früheren Bahnen treten wird. 
Eine gemeinsame Auktion halte ich derzeit nicht 
für zweckentsprechend. 
Franz Malota, 
Buchhandlung, Buch- und Kunst-Antiquariat. 
Eigentlich kann ich mehr oder weniger nur dasselbe 
wiederholen, was Kollegen und Antiquitätenhändler 
in der letzten Nummer der „Internationalen Sammler- 
Zeitung“ in zutreffender Weise bereits gesagt haben. 
Auch ich muß in die allgemeine Klage über den voll 
ständigen Mangel an jedwedem Angebot mitein- 
stimmen. 
h Das erste halbe Jahr nach Kriegsausbruch war der 
Kunsthandel geradezu trostlos; seither hat sich aber 
die Nachfrage überraschend gebessert. Wie in den 
normalen, guten Zeiten sind auch jetzt wieder besonders 
alte Niederländer- und Wiener Meister sowie 
französische Maler, von letzteren namentlich die 
aus der Barbizon-Schule und die Impressionisten, 
sehr gesucht. 
Nach Kriegsschluß erhoffen wir uns alle einen 
bedeutsamen Aufschwung des Kunsthandels. 
Eine gemeinsame Auktion dürfte augenblicklich 
nicht opportun sein. 
Siegfried Spira, 
Antiquitätenhändler. 
Anfangs, zur Zeit des Moratoriums, solange die 
Banken nur kleine Teilbeträge an die Einleger zur 
Auszahlung gelangen ließen, hatten die Leute natur 
gemäß kein Geld für Luxusgegenstände. Ferner war 
ein Krieg dem größten Teile der Bevölkerung ein 
Novum, er war sich über die Konsequenzen, die dieser 
mit sich bringen könnte, völlig im unklaren und be 
trachtete es darum als das ratsamste, sich bezüglich 
Neuanschaffungen reserviert zu verhalten. Nach Auf 
hebung des Moratoriums trat beim Antiquitätenhandel 
sogleich eine merkliche Besserung ein, die auch gegen 
wärtig noch anhält, aber, wie ich betonen muß, noch 
lange nicht zum normalen Geschäftsgänge geführt hat. 
Dieser steht vielmehr noch tief unter dem gewohnten 
Niveau. Später wird es wohl bedeutend besser werden, 
denn viele Aristokraten in Galizien und der Bukowina 
werden ihre ruinierten und ausgeplündeften Schlösser 
wieder einrichten wollen. Und sie werden um so 
gewisser zu antiken Objekten greifen, als antike Ein 
richtungen nicht der Mode unterliegen und voraus 
gesetzt, daß an ihnen wirklich alles echt ist, ihren Wert 
immer behalten, ja häufig denselben sogar noch riesig 
steigern, was man von modernen Einrichtungen keines 
wegs behaupten kaim. 
Aber auch jene unserer Mitbürger, die während 
des Krieges zu größerer Wohlhabenheit gelangt sind, 
werden sich w r ohl antik einrichten. Denn abgesehen 
von allen anderen Gründen, die hiefür sprechen, zeigt 
der Besitzer in einer antiken Einrichtung seine spezielle 
Individualität, während er mit der Einrichtung durch 
einen Innenarchitekten gewissermaßen uniform wirkt.
	        
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