MAK
Nr. 9 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 133 
Munch wird bei uns seit 25 Jahren gekämpft mit dem Ergebnis, 
daß unsere Jugend, unser Expressionismus in ihm den über 
ragenden Führer sieht auf dem Weg zu dem Neuland, das sie 
zu erobern sich vorgesetzt hat. Wie die Munchs dien Fresken 
in der Universitäts-Aula zu Kristiania, so ist Skovgards 
Freskenwerk im Dom zu Viborg bei uns begrüßt worden 
als ein Helfer bei der Wiedergeburt des Monumentalen, die wir 
als unsere Zukunftsaufgabe ansahen. Und Larsson endlich 
hat mit seinen netten, sonnigen Bildchen aus dem Familienleben 
die Gemütsnote angeschlagen, die ihn ohne weiteres bei uns 
populär machen mußte. Daher ist die Ausstellung des Berliner 
Kupferstichkabinetts im wesentlichen eine Auffrischung wohl- 
bekannter Eindrücke. Während uns hier aus den Beständen 
einer staatlichen Sammlung diese an Persönlichkeitsgehalt 
gewichtige Kunstentwicklung der nordischen Länder rekapitu 
liert wird, führt uns der „Sturm“ in einer Sonderausstellung 
schwedischer Expressionisten den Nachwuchs vor. Größere 
Kollektionen von Gösta Adrian-Nilsson, Isaak Grünewald, 
Edward Haid, Sigrid Hj erten-Grüne wald und Elnar 
JoJin zeigen, daß die neuen Ideen einer räumlichen Bildge 
staltung, einer seelischen Durchdringung der Stoffe, deren Väter 
die Munch, Cözanne und van Gogh sind, auch in Schweden 
beherzte Anhänger gefunden haben, die Talent und Geschick 
lichkeit aufbieten, um aus diesen modernsten Strömungen 
Gestaltungen von eigener Art und nationalem Gepräge zu 
machen. 
Museen. 
(Neuerwerbungen der Oberösterreichischen 
Landesgalerie.) Dr. Hermann Ubell berichtet in der „Wr. 
Abendpost'Die Leitung der Oberösterreichischen Landes 
galerie hat im Ablaufe des verflossenen Jahres Gelegenheit 
gefunden, eine Reihe wichtiger Neuerwerbungen durchzuführen, 
von denen die bedeutendsten liier summarisch aufgezählt seien. 
Bei der vorjährigen Auktion der Sammlung des Hamburger 
Senators Arnold Otto Meyer (in Leipzig bei Börner) gelangte die 
Galerie in den Besitz eines reizenden Ölbildes von Schwind, 
das eine Allegorie auf die Elbe darstellt und etwa aus dem Jahre 
1862 stammt. Damit ist die Kunst des großen Meisters, die 
ja so viele Beziehungen zum Lande Oberösterreich hat, in der 
oberösterreichischen Landesgalerie vollgültig vertreten. Bei 
derselben Gelegenheit erwarb die Galerie Werke von Eduard 
v. Steinle, Karl Rottmann (eine griechische Ruinenland 
schaft etwa bei Korinth in Aquarellfarben) und Julius Schnorr 
v. Carolsfeld. Durch die Huld des regierenden Fürsten Johann 
von und zu Liechtenstein, de: die Galerie bereits ansehn 
liche Werke von Israels, Vautier, Andreas Achenbach u. a. 
verdankt, gelangten in den Besitz der Sammlung, gleichfalls 
noch im Vorjahre, sechs zum Teil aquarellierte Handzeichnungen 
von Ludwig Richter, die, aus verschiedenen Epochen des 
Werdeganges des Malers herrührend, sowohl den nazarenischen 
Stil seiner italienischen Jugend- und Wanderjahre als auch den 
ausgereiften persönlichen Stil des großen Illustrators zeigen. 
Eine wundervolle große Bleistiftzeichnung von Josef v. Füh 
rich, den heiligen Christophus darstellend und WörnfUe noch 
unbekannt, wurde in jüngster Zeit in Wien erworben; sie stammt 
aus der reifsten Zeit des unvergleichlichen Zeichners, aus 
dem Ausgange der sechziger Jahre. Unter den Neuerwerbungen 
aus dem Gebiete der oberösterreichischen Malerei sei in erster 
Linie ein aus der Galerie Miethke erworbenes Sclbstporträt 
des 1813 in Linz geborenen Malers J. B. Reiter genannt, 
der immer mehr die Beachtung der Sammlerkreisc auf sich zieht 
und, mit zwei Proben seiner Kunst, gleichfalls Porträts, auch in 
der modernen Staatsgalerie bereits vertreten ist. Das genannte 
Selbstporträt stammt aus der frischesten Zeit des originellen 
Künstlers, aus den vierziger Jahren (1842) und interessiert 
durch die merkwürdige Ungezwungenheit der Auffassung und 
einen ausgesprochenen Sinn für lebhafte koloristische Effekte; 
es ist etwa mit einem sehr guten Ammerling zu vergleichen. 
Endlich sei erwähnt, daß die Leitung der Galerie die Gelegenheit 
ergriffen hat, von der jüngst in Linz ausgestellt gewesenen 
Sammlung der Kriegszeichnungen des hochbegabten jungen 
Klemens Brosch eine Auswahl charakteristischer Stücke zu 
erwerben. 
(Vom Deutschen Museum in München.) Der soeben 
erschienene Jahresbericht des „Deutschen Museums“ ist ein 
hervorragendes Dokument des Krieges. Hat doch die segen 
bringende Friedensschöpfung es nach Ausbruch des Krieges 
sofort als auch ihre Aufgabe angesehen, dem mutigen Heere 
im Felde und den Zurückgebliebenen in der Heimat zu helfen, 
w’O immer es möglich war, durch einen mustergültigen Lazarett 
zug, durch Einrichtung einer Nähstube, durch weitere Fort 
führung der Bauarbeiten u. a. m. Bemerkenswert ist auch, daß 
die neuzeitlichen Funkentelegraphen für Feldtelegraphen und 
die Einrichtungen für praktische Übungen der jungen Funken 
mannschaft Verwendung fanden. Dringend nötige Werkzeug 
maschinen, insbesondere automatische Drehbänke wurden der 
Kgl. Artilleriewerkstätte überlassen. Die Röntgeneinrichtungen 
wurden für Lazarette zur Verfügung gestellt; verschiedene 
Meßapparate, optische Instrumente usw. wurden der Heeres 
verwaltung leihweise abgetreten. Hoffnungsfreudig schließt der 
Bericht: „Wenn nach glücklich beendetem Kriege das Deutsche 
Museum fortfahren kann, seiner Friedensarbeit obzuliegen, dann 
werden seine Sammlungen nicht nur eine Geschichte der 
Wissenschaft und Technik aufrollen, sondern werden auch er 
kennen lassen, wie neben dem Todesmut unserer Soldaten 
und neben dem patriotischen Opfersinn unserer Soldaten 
und neben dem patriotischen Opfersinn unseres Volkes auch 
deutsche Wissenschaft und Technik eine Waffe boten, die das 
Vaterland in der Abwehr unserer Feinde unterstützte.“ 
Vom Kunstmarkt. 
(52.000 Mark für einen Rubens.) Bei der dreitägigen 
Versteigerung der reichen Gemäldesammlung des verstorbenen 
T. J. Blakeslee in New-York war das wichtigste Stück ein 
Bild von Rubens „Die Anbetung der heiligen drei Könige“. 
Das 96: 120 Zoll messende Werk wurde für den Hauptaltar der 
Martinskirche in Bergues in Französisch-Flandern gemalt; von 
dort wurde es im Jahre 1766 verkauft und ging in verschiedene 
Hände über, war eine Zeitlang auch in den Besitz von Charles 
Lucien Bonaparte und erreichte schließlich die Auktions 
räume von Christie in London, wo es im Jahre 1853 einen 
Preis von 24.000 Mark erzielte. Mr. Blakeslee hat es vor einigen 
Jahren erworben, und bei der jetzigen Versteigerung wurde es 
für 52.000 Mark verkauft. Unter den übrigen Bildern erreichten 
noch einen hohen Preis das Porträt einer Hofdame Ludwigs 
XIV. von N. de Largilliere, das für 30.000 Mark in andere 
Hände überging, und ein Damenporträt von van Dyck, das 
20.400 Mark erzielte; im übrigen waren die Preise verhältnis 
mäßig niedrig. 
(Hohe Preise für Cuyp.) Ein außerordentlich hoher 
Preis wurde bei einer dieser Tage in New-York abgehaltenen 
Kunstversteigerung für ein Werk des holländischen Meisters 
Albert Cuyp gezahlt. Das auf verschiedenen Londoner Aus 
stellungen alter Kunstwerke erschienene Bild stellt Reiter bei 
der Überschreitung eines Baches dar und ^befand sich früher 
in englischem Privatbesitze. Während es im Jahre 1860 nur 
mit 31.500 Mark bezahlt worden war, ging es diesmal erst für 
die Summe von 292.000 Mark in die Hände des neuen Besitzers 
über. Auch eine Landschaft mit Viehstaffage von Cuyp, die es 
1873 nur auf 4720 Mark gebracht hatte, wurde jetzt mitl40.000 
Mark bezahlt, während ein drittes Bild des Künstlers eine 
Flucht aus Ägypten darstellend, um den bescheidenen Preis 
von 5090 Mark den Besitzer wechselte. Diese drei Cuyps stamm 
ten aus den Sammlungen von Rudolf und Moritz Kann und 
waren aus ihnen in die Hände der bekannten Kunsthändler
	        
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