MAK
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Internationale Sa in mler-Zeitung 
Nr. 3 
geraten: nur bei der „Silberwurz“ hat das „Silber“ der Blatt- 
unterseite auf die Oberseite durchgeschlagen und das Braunrot 
des beschnittenen Läusekrautes ist zu gelblich geraten. Das 
sind Kleinigkeiten, wird man sagen. Zugegeben, aber bei 
pualitätsarbe'ten spielen auch diese eine Kölle, und die Maxime 
sollte auch hier sein: Auch für das große Publikum ist das 
Beste gerade gut genug! Und eine große Anzahl dieser Karten 
gehören in der Tat zum Besten ihrer Art, so die Soldanella, 
der Krokus, der Alpenhahnenfuß, die Globularia (es ist nu- 
dicaulis, nicht cordifolia!), die Aurikel usw. - Es möge noch 
betont werden, daß die Karten, gefällig zusammengestellt 
und instruktiv etikettiert, ein vorzügliches Ausschmückungs 
und Anschauungsmaterial für Schulen darstellen. 
Bibliophilie. 
(Ein Kriegsindex.) Zur Bekämpfung der Kriegsschund 
literatur hat der Kommandierende General in Münster 
eine bemerkenswerte Maßnahme getroffen. Er hat den 
Verkauf und die öffentliche Ankündigung oder Auslegung 
bestimmter Werke in Schaufenstern, auf Ladentischen, 
in Lesehallen und dergleichen verboten. Die Werke 
sind in einem Verzeichnis aufgeführt, für das Nachträge 
vorgesehen sind. Die Liste unterscheidet Detektiv-Serien, 
Abenteurer-Serien, Jugendstreich-Serien, bedenkliche patrioti 
sche Schriften, Sclimacht-Roman-Serien, kleine Schmacht- 
Romane, pornographische Schriften mit medizinischem und 
solche mit literarischem Charakter. Unter den Detektiv-Serien 
finden wir Nick Carter, Ethel King, ein weiblicher Sherlock 
Holmes; unter den Abenteurer-Serien Buffalo Bill, Erlebnisse 
deutscher Fremdenlegionäre, Heinz Brandt, der Fremden 
legionär, Der neue Lederstrumpf, Hans Stark, der Elieger- 
teufel; unter den Jugendstreich-Serien Horst Kraft, der Pfad 
finder, Jugendwoche usw. Als bedenkliche patriotische Schriften 
werden bezeichnet die Schriften Unsere Feldgrauen, Das 
Eiserne Kreuz, Der Krieg, Helden der Luft usw. Als Verfasser 
pornogra.phisc.lier Schriften werden genannt Mantegazza, 
Retau, Freitag, Zikel, Hammer, die Königin von Navarra, 
Zola, Maupassant und Ungewitter. 
Bilder. 
(Die Galerie Alfred T hi eine.) Man schreibt uns aus 
Leipzig: Im „Leipziger Kunstverein“ ist zurzeit eine Samm 
lung niederländischer und vlämi scher Meister des 
17. Jahrhunderts ausgestellt, die es verdient, über die Grenzen 
von Leipzig hinaus Beachtung zu finden. Es handelt sich um 
eine Sammlung, die der verstorbene Kommerzienrat Alfred 
Thieme, unter Beihilfe von Wilhelm Bode, in den letzten 
Jahren seines Lebens zusammengebracht hat und die Ende 
Februar als hervorragende Neuerwerbung in die Räume des 
städtischen Museums für immer übersiedeln soll. Ein Pracht 
stück der Galerie ist der „Mulatte“ von Frans Hals. Alan 
sieht die Halbfigur eines lachenden bärtigen Mannes von 
dunkler Gesichtsfarbe, der ein rotes, mit gelben Borten be 
setztes Gewand und eine flache Mütze von derselben Farbe 
trägt. Er erinnert an jene Javaner, die im 17. Jahrhundert 
häufig nach Holland kamen und hier durch derbe Späße in 
den Kneipen der Küstenstädte zur Unterhaltung der Gäste 
beitrugen. Nicht den Stempel der Meisterschaft tragend, 
aber immerhin durch den Namen seines Schöpfers ein hohes 
Wertobjekt repräsentierend, bildet der vorhandene Rem- 
brandt natürlich mit einen der wichtigsten Bestandteile der 
Sammlung, Es ist ein lebensgroßes Brustbild, das nach 
Bodcs Meinung I .vsbeth, die Schwester des Meisters, darstellt. 
Das Fehlen der blühenden Frische des Gesichtes, der noch 
weißliche Ion des Fleisches deuten auf den nicht ganz voll 
endeten Zustand des Werkes hin. Interessant ist der Vergleich 
dieses Brustbildes mit e nem gleichfalls in der Sammlung 
befindlichen Mädchenkopf von Jan Lievens, dem last gleich 
alterigen Zeitgenossen Rembrandts. Schon hier spült man 
den Unterschied, den der damals mit beiden Künstlern vei- 
kehrende holländische Staatsmann Constantin Huygens 
empfand, daß Rembrandt zur Tiefe und Innerlichkeit, Lievens 
dagegen zum Pathos neige. Das so vielseitig von den Nieder 
ländern gepflegte Sittenbild nimmt in der Thiemeschen Galerie 
einen bescheidenen Platz ein, doch befinden sich einige Werke 
ersten Ranges darunter, so z. B. die „Musizierende Gesell 
schaft" von Pieter de Hooch, die noch aus der Blütezeit 
des Meisters stammt, und die „Lustige Gesellschaft beim 
Mahle“ von Jan Steen. Dazu gesellen sich ein paar charak 
teristische Genreschilderungen aus dem Leben der Bauern 
und Kleinbürger von Adriaen van Ost ade, Quirin van Bre- 
kelenkam u. a. Ebenso ist das Stilleben nicht durch viele, 
aber dafür sehr bezeichnende und vortrefflich ausgeführte 
Stücke vertreten. An Zahl stehen die Landschaftsbilder an 
erster Stelle. Von Jacob van Ruisdael allein sind drei Land 
schaften vorhanden, darunter eine, che er als Zwanzigjähriger 
gemalt hat und die durch viele Hände gewandert ist, ehe sie 
in den Thiemeschen Besitz gelangte. Auch Claes AJolcnaer, 
Hobbema, Jan Wynants, Adriaen van de Velde, Philips 
Wouvermann, Sian Battista Weenix präsentieren sich 
hier mit einigen ihrer vorzüglichsten Landschaften. Das 
Hervorragendste auf diesem Gebiet ist „Die Hütte unter 
Bäumen am Meere“ von Adriaen Brouwer. Diese Landschaft, 
die so ganz untraditionell für jene Zeit anmutet, erinnert mit 
ihren weichen verschwimmenden Formen, mit dem zarten 
Dunst, der über ihr die Luft durchzittert, an einen Corot. 
Brouwer, der eigentlich gar kein Landschaftsmaler von Fach 
war, ist mit diesem Bilde weit seiner Zeit vorausgeeilt. 
Medaillen. 
(Eine Bethmann-Holl weg-Medaill e.) Aus. Berlin 
wird uns geschrieben: Prof. Konstantin Starck hat nach 
drei Sitzungen, die ihm der deutsche Reichskanzler gewährte, 
jetzt eine Bildnismedaille Bethmann-Hollwegs geschaffen. 
Das Werk entstand im Aufträge der neugegründeten Numis 
matischen Gesellschaft, die unter Leitung von Professor 
Menadier, dem Direktor des Berliner Münzkabinetts, der 
Neubelebung der deutschen Medaiilonkunst ihre Arbeit zu- 
gewendet hat. Die Vorderseite der etwa 11 cm im Durch 
messer messenden Medaille zeigt in starkem Relief den Profil- 
kopf des Kanzlers, die Rückseite nimmt in Flachrelief eine 
freie künstlerische Darstellung ein. Als Inschrift dienen ihr 
die Worte aus der zweiten großen Reichstagsrede des Kanzlers 
in diesem Kriege: „Wir wollen sein und bleiben ein Hort des 
Friedens, der Freiheit der großen und kleinen Nationen.“ 
(Medaillen von Gies.) Zu den besten deutschen Me 
dailleuren gehört unstreitig der Münchener Ludwig Gies» 
Er hat im verflossenen Jahre mehr als 30 auf den Krieg be 
zügliche Medaillen geschaffen, die von den Sammlern nach 
Gebühr gewürdigt wurden. Abhold konventionellen Allegorien, 
greift Gies ins volle Menschenleben und gibt uns Szenen, 
die packen. So läßt er einen Soldaten unter einem Feldkreüz 
von seiner Geliebten Abschied nehmen, ein anderesmal 
schildert er den Abtransport gefangener Feinde, eine dritte 
Medaille bringt die Wirkung einer Bombe zur Darstellung usw. 
Eine Serie behandelt das Elend in Ostpreußen. Vielleicht 
mehr als die bewegtesten Aufrufe haben diese kleinen plasti 
schen Kunstwerke die Teilnahme für die Opfer der russischen 
Barbarei erweckt. 
Numismatik. 
(Notgeld im besetzten Frankreich.) Einige Fran 
zosen aus den von den Deutschen besetzten Gebieten, die 
d ; e Erlaubnis erhielten, durch die Schweiz nach Frankreich 
zu reisen, hatten, wie das „Journal de Geneve“ berichtet, 
eine stattliche Anzahl von Papiergeld und Anweisungen bei 
sich., die seit einigen Monaten in den besetzten Departements
	        
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