Nr. 16
Inter nationale Sammler-i^eit
Seite 123
ung
Russen behaupten dagegen Schnaps- und Champagner-
f laschen die Vorherrschaft.
Die „Bank von England“ in London besitzt eine
Museumssarnmlung, die nicht leicht zugänglich, aber
reich an ganz eigenartigen Stücken ist. Man sieht hier
viele römische Münzen, die auf dem Untergründe des
Bankgebäudes gefunden wurden, neben prähistorischen
Scherben und Eberzähnen, denn dort, wo heute die
City steht, breitete sich ein mächtiger Eichenwald aus.
Hier befindet sich auch die Kuriosität einer Banknote
von 25 Pf., die hundert und ein Jahr nach ihrer Ausgabe
zwischen den Blättern einer alten Bibel gefunden wurde.
In dem Museum der Bank von England sieht man ferner
eine Banknote über 20 Millionen Mark, die einzige ihrer
Art, die zur Ausgabe gelangt ist. Sie diente als Zahlungs
mittel bei einer geschäftlichen Transaktion zwischen der
Bank und der englischen Regierung. Hier ist auch der
größte Scheck, von dem die Finanzgeschichte berichtet.
Er lautet auf die Summe von 220 Millionen Mark und
diente zur Begleichung der Kriegsentschädigung, die
China an Japan zu zählen hatte.
Das originellste aller Museen ist aber zweifellos
das, welches König Alfons III. von Spanien „Museum
der Unfälle“ taufte und in einem der Säle des Königs
palastes von Madrid unterbrachte. Es enthält alle die
Zeugen der zahlreichen Attentate, denen der junge
König ausgesetzt gewesen ist. Nur den Intimen des
Hofes ist der Besuch dieser seltsathen Sammlung
gestattet. Man sieht hier das Messer, mit dem ein Anar
chist den König bedrohte, als er in Madrid spazieren
ging, einen Bombensplitter, den der König nach einem
auf ihn ausgeführten Bombenattentat in Barcelona
selbst von der Straße auflas. Ein Stück von dem Schutz
leder des Wagens erinnert an das Attentat in der Rue
de Rohan in Paris, zusammen mit dem Skelett des
Pferdes eines Offiziers der Eskorte, der bei dem Attentat
ums Leben kam. König Alfons verwahrt hier auch die
Erinnerungen an die Unfälle, die ihm in seiner Eigen
schaft als Automobilist zustießen. So oft sein Automobil
irgendwo kollidiert, was ziemlich oft vorkommt, weil
der König ein waghalsiger Fahrer ist, läßt er ein Stück
der Mauer, des Zauns, des Baumes oder eines anderen
Hindernisses, das sich ihm in den Weg stellte, wegnehmen
und stellt cs in seinem „Unfallmuseum“ mit einer die
Begebenheit beschreibenden Erläuterungstafel auf.
Die Notgeldausstellung in Krems.
Am 15. August wurde, wie uns aus Krems a. d. D.
berichtet wird, dort die Erste deutschösterreichische
Notgeldausstellung, „Edna“, wie sie der Kürze halber
getauft wurde, eröffnet.
Oberstleutnant Rohn begrüßte die Aussteller wie
die zahlreichen Sammler, die sich im Ausstellungsraum,
der aus der Kriegszeit stammenden Sappeurbaracke
versammelt hatten, mit einer Ansprache, in der er darauf
hinwies, daß der Ausstellung leider kein anderes Lokal
zur Verfügung gestanden sei, doch habe das Komitee,
in dem sich besonders Major Klepsch und Hauptmann
Reicher hervorragend betätigt haben, alles getan,
um sie zu einer Attraktion des alten Donaustädtchens
zu gestalten.
In der Edna sind Nieder- und Oberösterrcich sowie
Salzburg mit ihrem Notgeld ziemlich vollständig ver
treten, hingegen läßt die Beteiligung von Steiermark
und Tirol bisher noch viel zu wünschen übrig. Vielleicht
holen die Gemeinden, die der Einladung nicht Folge
geleistet haben, das Versäumte noch nach.
Es würde natürlich zu weit führen, hier alle die
Orte aufzuzählen, die als Aussteller fungieren, im all
gemeinen möchten wir nur sagen, daß die Ausstellung
einen sehr guten Eindruck macht. Die künstlerisch
ausgeführten Scheine überwiegen weitaus die einfachen
bedruckten Blättchen, die viele Gemeinden rasch auf
den Markt geworfen haben. Besonders gefallen die
Notgelder der Druckerei Franz Kielar in Amstetten,
die nicht weniger als 34 Gemeinden sich zur Verfügung
gestellt hat. Malerisch sehr wirksam sind unter anderem
auch die Notgelder von Mondsee, Gast ein, St. Wolf-
gang, Oberweißenbach, Bernhardschlag.
Ziemlich zahlreich sind auch Privatnotgelder vor
handen, so der Kellerstuben der Stifte Göttweih und
Lilienfeld, des niederösterreichischen Landesjugend
amtes in Wien, der Buchdruckerei Herzogenburg, des
Hoteliers Franz Pittner in St, Pölten, des Jugend
heims Gaming usw.
Das Stadtmuseum in Krems stellte seine
Sammlung von alten Banknoten aus. Wir sehen da die
sogenannten Antizipationsscheine zur Einlösung der
entwerteten Papiergulden (seit 1813), Einlösungs
scheine in Wiener Währung seit 1811, Münzscheine
vom Jahre 1849 zu 6 und 10 Kreuzern, die alten Gulden
der Nationalbank von 5, 10 und 50 Gulden, die uns noch
in Erinnerung stehenden Noten der österreichisch-unga
rischen Bank usw. Von Privatsammlern ist unter anderen
der Wiener Oberstleutnant Herr August Müller von
Wandau großartig vertreten. .Seine Sammlung um
faßt nicht nur alle seit dem Umsturz in DcutschÖster-
reich ausgegebenen Notgelder, sondern auch das Not--
geld der deutschen Gemeinden in den Sudetenländ ern,
wie Brüx, Dux, Eger, Rcichenberg, Rumburg, Saaz usw.
Auch die Kriegszeit ist übrigens in der Sammlung
imposant repräsentiert.
Ein ganzer Kasten ist dem Lagergeld in Papier
und Metall gewidmet, das während des Krieges in den
Gefangenen- und Interniertenlagern Österreich-Ungarns
ausgegeben wurde.
Aber nicht allein die Gebiete der ehemaligen Mon
archie sind in der Ausstellung vertreten, auch das
Deutsche Reich hat ein sehr reiches Kontingent an Not
geld gestellt. Man weiß, daß man in Deutschland immer
auf die tadellose technische Herstellung des Notgeldes
gesehen hat: die deutschen Notgeldscheine tragen denn
auch durchwegs künstlerischen Charakter, was bei den
deütschÖsterreichischen, wie, schon bemerkt, leider
nicht immer der Fall ist. An der Tete marschieren die
Notgelder von Bayern. Aber nicht nur Technik und
Kunst fordern hier zur Bewunderung heraus, auch das
volkswirtschaftliche Moment verdient Anerkennung,
denn im Reiche sind nicht bloß Notgelder zu 10, 20 und
50 Pfennig hergestellt worden, sondern auch solche
zu 5, 2 und sogar zu — 1 Pfennig. Vielfach ist dem Humor
auf den Scheinen eine Stätte eingeräumt. So ist zum
Beispiel auf den Scheinen der Stadt Aschaffenburg zu
lesen: „Steht unsere Mark im Kurs auch schlecht,
das Mark im deutschen Arm. ist echt“ und darüber das
Bild eines herrlichen Germanen, der, gegen eine Hydra
kämpfend, losschlägt. Alt-Ötting in Bayern bringt
Notscheine zu 5 und 1 Pfennig. Schöne Landschafts
bilder zeigen Lindenberg im Allgäu, Neu-Ulm bringt
einen Krieger mit Sturmhelm, Regensburg ein Mehr
farbenbild, im Stil der Münchener Kalender. Noch