Nr. 18
Internationale Sammler-Zeitung
Seite 205
Kunstlebens ergibt. Als zweiter Umstand hat die gleichzeitig
stattfindende Ausstellung der Genossenschaft bildender Künst
ler im Künstlerhaus in Wien die Grazer Kunstschau einiger
maßen beeinträchtigt. Trotzdem ist es durch rastlose Arbeit
gelungen, einen schönen Enderfolg zu erzielen, und es kann
zum erstenmal eine Ausstellung eröffnet werden, die tatsäch
lich ein Gesamtbild des steirischen Kunstlebens darstellt.
Hierauf traten die Festgäste unter Führung des Präsi
denten Einspinner einen Rundgang durch die außerordent
lich sehenswerte und reichhaltige Ausstellung an.
Chronik.
BIBLIOGRAPHIE.
(Nicht mehr Konversationslexikon.) Der Verlag
Brockhaus in Leipzig hatte die sehr richtige Empfindung,
daß die Bezeichnung „Konversationslexikon“ unmö lieh
geworden ist. Nicht der Inhalt ist über den altvaterischen
Titel hinausgewachsen, dieser selbst ist auch in seiner viel
sprachigen Fremdsprachigkeit ein Schmerz für Auge und
Öhr. Der genannte Verlag erließ also ein Preisausschreiben
und empfing dann von drei Seiten gleichzeitig den von ihm
gewählten endgültigen neuen Titel. Er heißt ganz schlicht
und darum gut: Handbuch des Wissens.
(Eine wohlfeile Ausgabe von Büschs „Hernach“).
Aus der Konkursmasse über das Vermögen des Münchner
Verlagsbuchhändlers Ernst Theodor Kümpel ist die Firma
Lothar Joachim Verlag an den Verlagsbuchhändler Georg
Wilhelm Haupt übergegangen, der sie nach Leipzig verlegt
hat und unter der alten Firma weiterführen wird. Neben den
vielgelesenen' Werken des Deutschösterreichers Carl Techct
umfaßt der Verlag vor allem die nachgelassenen Werke von
Wilhelm Busch „Schein und Sein“, „Hernach“ und „Ut oler
Welt“ sowie die von seinen Neffen Hermann, Adolf und Otto
Nöldecke herausgegebene klassische Buschbiographie. Von
„Hernach“ bereitet der Verlag eine wohlfeile Ausgabe vor.
Ebenso werden die in „Ut oler Welt“ unter wissenschaftlichen
Gesichtspunkten gesammelten Märchen, Sagen und Reihen
für eine Volksausgabe gesichtet.
(Geßners Idyllen.) Im Verlag Sonor in Genf erscheint
demnächst eine mit Holzschnitten des Graphikers Pierre
Eugene Vibert ausgestattete Ausgabe der Idyllen'von Salo-
mon Geßner.
BILDER.
(Das Geheimnis eines Gemäldes.) Ein geheimnis
volles Bild, das unerwartet von der letzten Versteigerung bei
Christie in London zurückgezogen wurde, beschäftigt die
englischen Kunstkreise. Das Bild, das in dem Katalog als eine
Sophonisbe-Darstellung bezeichnet und Paolo Veronese zu
geschrieben wird, war während des Krieges entdeckt worden,
und zwar befand es sich ohne Rahmen und vergessen unter
einer großen Anzahl mehr oder weniger wertvoller Bilder, die
viele Jahre lang unter Gerümpel auf einem Boden gestanden
hatten. Ein Kunstgelehrter, A. E. Ravina, hat sich nun mit
diesem Bilde eingehend beschäftigt und darüber eine Schrift
veröffentlicht, in der er nachzuweisen sucht, es sei ein Werk
Raffaels, und zwar sei die darauf dargestellte Frauengestalt
die beühmte Vittoria Colonna. Dieser Behauptung, die nun
von andörn Kunstverständigen nachgeprüft wird, ist es zu
zuschreiben, daß das Bild von der Versteigerung zurückgezogen
wurde.
(Ein Bild von C. W. Dietrich.) Die Kunsthandlung
G. J. Wawra ersucht uns festzustellen, daß das in der vorigen
Nummer veröffentlichte, ein Bild von C. W. Dietrich (Diet-
ricy) betreffende Inserat nicht von ihr, sondern vom Eigen
tümer des Bildes herrührt,
PHILATELIE.
(Marken der aufständischen Ungarn.) Nach Mel
dungen ungarischer Blätter haben die Freischaren in West
ungarn eigene Briefmarken ausgegeben, weil in dem von Ungarn
geräumten und von Österreich noch nicht besetzten Gebiete
keine gültigen Briefmarken existieren. Diese Briefmarken
tragen folgende Aufschrift: „Das von den aufständischen:
Ungarn besetzte Westungarn 1921 August bis September“.
(Italienische Dante-Marken.) Zum Dante-Jubiläum
hat der italienische Maler Giuseppe Celini drei Briefmarken
entwürfe gezeichnet. Die 15 Centesimi-Marke zeigt einen
Adler, der ein offenes Exemplar der Göttlichen Komödie
trägt, mit der Inschrift: „Che sovra gli altri com’aquila vola“ ■
Unten befinden sich die Initialen der Italienischen Dante-
Gesellschaft und die Worte „Centenario Dantesco, 1921“.
Auf der 25 Centesimi-Marke krönt Italien seinen größten
Dichter mit Lorbeeren, die Unterschrift lautet: „Onorate
l'Altissimo Poeta“. Die letzte Marke der Jubiläumsserie zeigt
Dante mit einem offenen Buch in der Hand.
(Alte Briefmarken) kauf: und verkauft Antiqui äten-
liandlung Wien, 1., Fleischmarkt 18.
Ich suche
einen
GOBELIN
mit Darstellung aus der
ungarischen Geschichte
ferner einen
BOCCHARA
aus dem 17. Jahrhundert.
WIEN
I., Michaelerplatz Nr. 6
VERSCHIEDENES.
(Esterhazys Kunstschätze.) In den Schlössern der
Familien Esterhazy in Westungarn sind seit Jahrhunderten
große künstlerische Schätze aufbewahrt, wie sie im alten Ungarn
keine andere Familie aufzuweisen hat. Der Chef des Hauses,'
Fürst Nikolaus Esterhazy, hat Maßnahmen getroffen, damit
die Kunstschätze nicht an Österreich fallen. Seit vielen Tagen
werden mit Lastautos, Möbelwagen, Karossen die verpackten
Kunstgegenstände von der Forchtensteiner Burg und von den
Schlössern zu Steinamanger und Leka nach der Familien-