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Inhaltsverzeichnis: Jahrgang 2 (1910) (16)

Seife 244 
internationale Sam ml er-Zeitung. 
Hummer 16 
mar es auch ITlosei, der sie zu ihrer Künstlerlaufbahn i 
ermunterte und ihr mit seinem reichen musikalischen 
Wissen Rat erteilte, so dag sie noch nach 20 Jahren, als 
sie schon am finde ihrer an Triumphen so reichen künst 
lerischen raufbahn angelangf mar, ihres alten freundes 
und Ratgebers noch immer dankbarst gedachte. 1840 nahm j 
Karoline Unger in Dresden in der Oper „Beiisar“ oon der j 
Bühne Abschied, um in ihrer „Villa della Concezione“ in ! 
Florenz an der Seite ihres Gatten Sabathier noch 37 Jahre 
glücklich zu leben. Gerade im Jahre 1839, als sie das 
schöne Stammbuchblatt schrieb, bemarb sich Henau um 
ihre Hand, doch mar sein Werben zu ihrem Glück ein 
uergebenes. Karoline Sabathier-Ungher starb in ihrer Villa 
in Florenz Ende ITlärz 1877. 
Sie schrieb in das Stammbuch: 
„Sie haben, als ich meine Eaufbahn begannen hatte, mit 
so nieler Oiite das scheue ITlädchen ermuntert, dafj ich mahl j 
hoffen darf, Sie würden meiner nicht oergessen, tuie man sich 
gerne einer guten Handlung erinnert, wenn sie gute fruchte trägt. 
ITleinen ITluth, die Kunst zu üben, danke ich Ihnen und somit 
auch mein jetziges unaussprechliches ölück, in meiner Vaterstadt 
mich so liebeooll und gütig aufgenommen zu sehen.“ 
„nehmen Sie daher meinen innigsten Dank und die Ver 
sicherung, dafj keine Zeit noch Entfernung mich oergessen machen 
kann, roas ich Ihrer Freundschaft schuldig bin!“ 
Datiert ist dieses Blatt aus Wien, am 10. IJJärz 1839. 
Die nächste Gintragung, die ich hier aufführen roiil, 
stammf oon Sabina langenhöffel her. 
Gin Zroeig mit aufgeblühten Passionsblumen in einer 
nicht übel geratenen federzeichnung ziert das undatierte 
Blatt. Sabina roar die Tochter des kurbayerischen Hof 
malers Joseph Hangenhöffel, uermählte sich 1805 in Wien 
mit dem Buchhändler Joseph Camesina (gest. 1827 in 
Baden bei Wien) und mar die ITlutfer des den älteren 
Wienern wohlbekannten Altertumsforschers Albert C a m es i n a 
Ritter non San Vittore. Ich erinnere mich selbst noch 
ganz roohl dieses alten Herrn in seinem sonderbaren An 
zuge mit dem hohen Künstlerhute und dem rueitärmeligen 
Rock. Sabine starb 1811 in Wien im Camesinaschen Hause 
„zur blauen Kugel“ in der Annagasse. 
Auch ohne Datum, dafür aber mit einer kleinen 
federzeichnung geziert, roidmefe ein Blatt der bekannte ! 
Wiener Porträtmaler Friedrich Amerling. Gin Jüngling, 
der müheooll einen Felsen hinankleftert. Darunter schrieb 
Amerling: „Durch sfettesVorsichblicken roird’s ihm gelingen, 
sein Ziel zu erreichen; kaum dort angelangt, erweitert sich 
nicht das Feld seiner Wünsche mit dem oor sich liegenden 
Raum?“ Amerling malte mehrere ITlitglieder der Familie 
des Sfammbuchbesißers: so JAosel selbst, dessen zweite 
Gemahlin und dessen jüngsten Sohn Gduard, der auf der 
Rückkehr non einer wissenschaftlichen Reise in Amerika 
1852 in Flew-Uork starb. Friedrich Amerling wurde 1879 
in den Rifterstand erhoben und starb im hohen Alter oon 
84 Jahren am 15. Jänner 1887 in seinem Hause in 
Gumpendorf, das oor einigen Jahren der Stadtbahn weichen 
mußte. Sein künstlerischer Rachlaß, sowie seine reichen 
Kunstsammlungen, die er der Stadt Wien unter Bedingungen 
oermachte, die diese glaubte nicht erfüllen zu können, sind 
jeßt im prächtigen Hause seiner vierten Gemahlin am Renn 
weg untergebracht. 
Der Heßte, den ich aus der JAenge der Widmer hier 
anführen will, ist ein zur Zeit seines Hebens weitberühmt 
gewesener Ulusiker: Sigmund neukomm. Geboren am 
10. Juli 1 778 in Salzburg, bekam er zuerst oon FRichael 
Haydn Unterricht in der JTlusik und ging 1798 nach Wien 
zu Joseph Haydn. Reukomms Heben war ein sehr be 
wegtes. 1804 erhielt er einen Ruf als Kapellmeister an 
die kais. deutsche Oper nach St. Petersburg, 1809 ging 
er nach Paris, wo ihn Talleyrand kennen lernte, der ihn 
1814 zum Kongreß nach Wien mitnahm. Hier spielte 
Ileukomm in den musikalischen Kreisen eine große Rolle 
und befreundete sich auch mit Beethoven. Rach Paris zu 
rückgekehrt, soll Reukomm 1816 geadelt morden sein und 
bald darauf hat er den Kronprinzen Dom Pedro von 
Brasilien als dessen Hehrer nach Rio de Janeiro begleitet. 
1821 kam er nach Guropa zurück und zog 1830 mit 
Talleyrand nach Hondon. ln den späteren Jahren machte 
Reukomm verschiedene große Reisen, bei welcher Gelegen 
heit er auch nach Wien kam und hier IlJosel nähertrat. 
Reukomms Gintragung ist die letzte in Hlasels Stamm 
buch: 5. Dezember 1842. Ztnei Jahre später starb IlJosel. 
Reukomm starb in Paris am 3. April 1858, beinahe 
80 Jahre alt. Heute ist Reukomms Rame oergessen; er 
gehört nur mehr, wie der Riesels, der Rlusikgeschichte an. 
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Heitere Kupferstiche. 
Vom kaiserlichen Rat Johann Schroerdtner (Wien). 
fn der „Internationalen Jagdausstellung“ tritt je 
dem Besucher die Tatsache vor Augen, dafj er 
eigentlich nur Sammlungen bestimmter Art oor 
sich hat. Wie unendlich dieses Gebiet des 
Sammelns ist, wird jedermann klar durch das 
vortreffliche Arrangement des aufjerordentlich 
weiten Gebietes, das hier zur Schau gestellt 
wird. Gs sind nicht nur seltene Tier-Gxemplare, 
die Sammlungen oon Geweihen und Krickeln, 
sondern auch riesige Sammlungen oon neben 
sächlich scheinenden Dingen dem Ganzen ange 
fügt, so dafj die Besucher staunend das lllaterial der 
Ausstellung mannigfaltiger und interessanter finden als 
manche andere gewerbliche Ausstellung. Was hat die so 
genannte Jägerei an Fantasie ausgelöst, um das einfache 
Jagdvergnügen, den Tiermord, in idealere Bahnen zu lenken? 
Von dem Gebrauch der Waffe gegen das milde Tierreich 
angefangen, bis zum lebten Knopf des Anzugs der Jäger 
ist alles übersichtlich geordnet, was zur Jägerei gehörte 
und noch gehört, 
Gs ist keine Aufgabe für mich, die einzelnen Samm 
lungen zu besprechen, hinmeisen möchte ich nur auf die 
großartige Knopfsammlung im französischen Pavillon, die 
die überraschende Tatsache offenbart, daß die scheinbar 
profansten Dinge durch lange Zeit gesammelt, ein Kultur 
bild dieser Zeit vervollkommnen können. Achtlos geht das 
große Publikum an solchen Dingen vorüber und wird nicht 
darüber aufgeklärt, daß auch auf diesem Gebiete interessante 
Grscheinungen zutage treten. Beim einfachen Rockknopfe, 
so wie bei der Gntmicklung der Waffenerzeugung hat die 
neue, fruchtbare Idee und die Anpassung an die RJode 
ihren erkennbaren Plaß und die Auf- und Ab-Bewegung 
in der Grzeugung, fortgeschrittene Techniken, verfeinerter 
Geschmack können schon leicht sichtbar werden für jene, 
welche mit klaren Augen ein Gebiet nach dem andern in 
der Ausstellung verfolgen. Sammlung um Sammlung wird
	        
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