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INTERNATIONALE SAMMLER-ZEITUNG
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älteren Sammlerstempel gelegentlich und unter be
stimmten Umständen für die Herkunftsbestimmung
eines Blattes von großem aufschlußreichen Werte zu
sein vermögen. Es kommt auf die weiteren Umstände
an, ob aus der Herkunftssicherung stichhaltige Be
weise für die Echtheit resultieren und keineswegs ist
es durchwegs so, daß das gestempelte Blatt ohne
weiteres auch echt sein muß. Zwar schützen alte
echte Sammlermarken vor dem Verdacht einer mo
dernen F ä 1 s c h u n g, aber deswegen noch nicht
vor dem einer alten Fälschung oder einer alten Ko
pie. Die durch den echten alten Sammlerstempel ver
bürgte Identität mit dem Objekte eines bekannten
Sammlerbesitzes läßt ferner mitunter Zusammenge
hörigkeitsschlüsse zu, wenn der Bestand z, B, aus
einer Künstlerhand oder einer geschlossenen Serie
dort vereinigt war und nun vereinzelt auftritt. Der
Stempel identifiziert in diesem Falle deutlicher und
bestimmter, als die oft sehr ungenauen und allgemein
gehaltenen Bezeichnungen 1 alter Kataloge.
In allen diesen Fällen kommt es auf den Einzel
fall und seine weiteren Umstände an. Der Sammler
stempel hat also nur ergänzende Beweiskraft und
keine solche allein aus sich selbst, Verallgemeinerun
gen sind falsch. Daß die durch den Stempel bewiesene
ehemalige Zugehörigkeit für sich noch kein Echtheits
attest ist, haben wir schon erwähnt. Er ist aber auch
durchaus noch keine Qualitätsmarke, auch wenn er
den Namen einer bedeutenden Sammlung aufweist.
Auch Objekte eines sammlerischen Anfangsstadiums
ziert der Stempel (das sog. Lehrgeld), und gar gerne
ziert der Sammler mindere Tauschware und Zukäufe
vor dem Abstoßi mit seinem renommierten Stempel,
um sie leichter wieder verwerten zu können. Einige
große Sammler haben daher in neuen Epochen ihres
Sammlertums auch jeweils ihren Stempel gewechselt
oder ihm Geheimzeichen zugefügt,
Was gestern noch die Expertise war, war vor
gestern der Sammlerstempel von Renommee. Man
schwor Eide auf ihn als Attest der Echtheit und Güte
des Stückes, bezahlte ihn extra und mit Aufschlag.
Damals bemächtigten sich seiner die Fälscher. Stem
pel guter Sammler wurden haufenweise nachge
schnitten oder sogar ohne Rücksicht auf ihr originales
Vorbild hergestellt, wenn nur der Name des bekann
ten Sammlers darauf lesbar war. Mit diesen Stem
peln hob man dann schlechte Blätter im Preise und
sogar gute Blätter wurden mit klangvollen Stempeln
verziert, um auch dadurch noch einmal eine Wert
steigerung zu erzielen, Der Vergleich mit der Exper
tise als Handelsinstrument drängt sich wiederum auf.
Die Zahl dieser Stempelfälschungen ist sehr groß.
Aber sie ist heute weniger gefährlich, wo der Stempel
keine sehr bemerkenswerte Rolle bei der qualitati
ven Einschätzung und marktmäßigen Beurteilung des
Blattes mehr spielt. Die Bouquinisten am Seineufer
waren früher wegen ihrer gefälschten Exlibris- und
Sammlerstempel berühmt. Auch echte Stempel en
deten bei ihnen ihre Irrfahrt zu neuem Gebrauche.
Heute hat man auch dort das „Geschäft“ längst auf
gegeben und nur gelegentlich überrascht man den In
teressenten noch mit einem prunkvollen Suoerex-
libris. das er bei der ersten Betrachtung seines Fundes
am Tage vorher „übersehen“ haben mußte.
Heute ist die Zahl der Sammler, die sich eines
Stempels bedienen, ziemlich gering, wenn man von
den öffentlichen Sammlungen absieht, für die die Ab
stempelung eine gewisse Sicherheit gegen Diebstähle
bietet, (Die Mehrzahl der Aschaffenburger Blätter
war aber z, B, nicht gestempelt.)
Meder empfiehlt kleine, in feiner Schrift ge
stochene Stahlstempel, H. W. Singer dagegen regt
an, sich eine feingearbeitete Matritze herstellen zu
lassen, in der dann, je nach Bedarf, in weißem Leim,
die Stempel gegossen werden. (Leim von H. Bernert,
Charlottenburg), die man durch einfaches Anwärmen
an den hölzernen Stempelgriffen befestigt.
Als Stempelfarbe wird heute allgemein die
von der Reichsdruckerei hergestellte Stempel-Bistre-
Farbe verwendet, da die sonst üblichen Anilinfarben
(die man mittels Kautschukstempel applizierte), sich
mit der Zeit durch jedes Papier durchfressen oder
wenigstens unter gewissen atmosphärischen Ver
hältnissen dessen Zersetzung bewirkt. Auch läßt sich
Anilinfarbe gegebenenfalls schwer wieder entfernen,
bei den weichen und saugfähigen Papieren, wie bei
den durch frühere Restaurierungen aufgelockerten
Papieren überhaupt nicht.
Trocken eingestempelte Sammlermarken, d, h.
also solche, die ohne Anwendung von Farben in das
Papier eingeprägt werden, sind — nach Fagan —
bereits seit 1600 in Gebrauch, als ein Ausweg, der
wenigstens jede Farbzutat zum originalen Werke ver
mied, Sie sind kaum vollkommen zu entfernen,
stören aber im Bilde genau wie der nasse Stempel
und sind auf dem Rande ebenso leicht abzuschnei
den wie jeder Farbstempel, So ist der Trockenstem
pel als dauernder und unantastbarer Eigentumsver
merk nicht besser als der nasse.
Gewiß läßt sich auch der Bistre-Stempel ent
fernen, sogar noch leichter als der Färb- oder Re
liefstempel. Aber eben darum schont er das Original
und kann wegretouchiert werden, sobald er dem
Nachbesitzer störend wird.
Es kann nicht geleugnet werden, daß die herr
schende Sammlermeinung sich heute gegen den Be
sitzstempel wehrt. Wer aber einen solchen recht
gerne führen möchte, soll das trotzdem tun, jedoch
unter der Verpflichtung, seine Anwendung mit aller
Sorgfalt vorzunehmen. Man stempelt am besten auf
der rückseitigen Blattmitte, achte dabei aber auf das
Papier und suche bei dünnem Papier dessen dickste
Stelle aus, um ein Durchdringen des Stempels zur
Bildseite zu vermeiden. Lieber stemple man einmal
gar nicht, bevor man ein Blatt auf diese oder andre
Weise durch den Stempel beeinträchtigt.
Etwas anderes sind die sog. Dubletten
stempel öffentlicher Sammlungen. Sie haben ihre
gewisse Berechtigung darin, daß durch sie ein Blatt
mit dem Besitzvermerke einer öffentlichen Hand, für
den Handel oder den privaten Besitz legitimiert wird;
sind also Verkaufsstempel. Aber selbst die öffent
lichen Sammlungen sollten Duplikate, die noch un
gestempelt sind, nicht schon allein aus dem Grunde
verstempeln, weil sie sie zu verkaufen wünschen,
sondern ihr Bestreben darein setzen, möglichst ohne
Verstempelung auszukommen. Heute weiß ja jeder
Sammler, daß auch der Stempel einer öffentlichen
Sammlung weder ein Echtheits- noch ein Qualitäts
zeichen ist, und die geringe Wertsteigerung, die viel
leicht der Sammlungsstempel beim Verkaufe ein
bringt, steht in keinem Verhältnis zur tatsächlichen
oder möglichen Verschlechterung der Ware durch
den Stempel, Auch wissen scheinbar die öffentlichen
Sammlungen immer noch nicht, was dem. Sammler
privater Natur schon seit Jahrzehnten bewußt ist,
daß nämlich die Verwendung von Anilinstempeln die