prinzipieller Unterschied nicht besteht
zwischen dem Tapeziermeisterwerk von
1880, der Zeit der Markart-Bukette und
Eichenbüfette in deutscher Renaissance
(Hirths „Deutsche Zimmer") und dem vom
Architekten 1906 eingerichteten modernen
Hause. Hier wie dort unpersönlich, was
den Bewohner betrifft, trotz der „persön-
lichen Note" des schaffenden Künstlers.
Und was die Historischen unter uns mit
dem festen sicheren Stilgefühl am meisten
quälte und schmerzte, das war, daß gar
kein moderner Stil wurde, lauterVersuche,
aber kein Stil. Vielleicht, und das muß
ehrlich betont werden, ist das gar nicht
mehr möglich. Ein Stil ist das Produkt
einer großen durchgehenden, im kleinsten
Detail nicht versagenden, organisch heran-
gewachsenen Weltanschauung, einer ge-
schlossenen allgemeinen Kultur der bei
der Stilbildung in Betracht kommenden
Menschen. Alles das fehlt uns heute und
wir sehen auch noch nicht die Möglich-
keit, es zu erreichen.
Und dieser Unmöglichkeit steht in
tiefer, erschütternder Tragik gegenüber
das furchtbare ernste Ringen, in dem so unendlich viel gesunde blühende
Kraft dahinstarb. Das flog in heißem Sehnen hinaus
ins Uferlose und versank endlich. Eine tiefe un-
befriedigte Verstimmung griff Platz. Ich rede ja
nicht von den kleinbürgerlichen und kaufmän-
nischen Verzerrungen des modernen Kunstgewer-
bes, die mit Vorliebe als „sezessionistisch" und
als „im Jugendstil" angepriesen werden und für die
besonders deutsche Ausstellungen unerschöpfliches
Material geben, man muß von vielen Werken der
führenden Künstler sprechen. Auf der letzten
deutschen Kunstgewerbeausstellung in Dresden,
im heutigen Sommer, haben so viele dies peinliche
Gefühl nicht verscheuchen können. Bei uns in
Österreich ist es wohl immer besser gewesen als
im neuen Reich, der alte sichere kunstgewerbliche
Takt scheut hier manches, was draußen entsteht,
Gewichtsmörser aus Messing, reich ge-
schnitten, XVII. Jahrhundert
Rotglasierter Wasserkrug, _ _ _ _
xvL hmhundm aber auch in Wien hatten wir Zeichen der großen