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Fingern des Seeoner Meisters zu verspüren. Damit dürfte das Grabmal des
Heiligen endgültig aus demOpus Hans Heiders ausscheiden; mehr aber noch:
der stilistische Unterschied verschiebt auch die Zeitstellung des Werkes,
das wir erheblich von jener Gruppe abrücken müssen. Wenn Leonhardt
mit Bezug auf seinen „Schüler Hans Heiders" meint: „Ganz frei von allem
Übermaß zeigt unseren
Meister als gereiften
Künstler das Vitalis-
denkma", so ahnt er
wohl die Kluft, die
dies von dem Grabstein
Simon Farchers trennt,
aber er zieht daraus
meines Erachtens nicht
die richtige Folgerung.
Vor allem befremdet im
Vitalisstein gegenüber
dern des Simon Farcher
der Zug ins Breite und
Volle. Die geschmei-
dige Lässigkeit des
Seeoner Abtes ist hier
lastender Wucht ge-
wichen, und an Stelle
weniger grätiger, stoff-
lich weicher Falten, die
sich nur auf die Albe
beschränken, häufen
sich hier schon bei der
Glockenkasel die run-
den, in spitzen Winkeln
gebrochenen Qu erfalten,
während die Fußfalten
der Albe in breiten,
Vollen Massen auS- Abb. 28. Turnba des heiligen Vitalis in St. Peter zu Salzburg. Nach
einanderfluten. Noch A"""d"s Päm"
weiter zeitlich aber trennt beide Werke voneinander das Auftreten aus-
geprägter Röhrenialten, von denen bei Simon Farchers Stein, ebenso wenig
wie bei dem Bildnis Aribos, auch noch nicht die geringste Spur vorhanden
ist, während der Vitalismeister geradezu darinnen schwelgLWie hat sich die
lustig wehende Wimpel des Sudariums Abt Simons zum wasserschweren
Stoffgehänge im Vitalisstein gewandelt. Nichts ist von jener spielenden
preziösen Leichtigkeit I-Ieiders geblieben; wie ein Tropfsteingebilde
erscheint alles erstarrt, erstarrt zu gleicher Leblosigkeit, die uns aus des