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Volltext: Monatszeitschrift XVII (1914 / Heft 10)

Zeichnungen sind sogar geradezu 
kümmerlich zu nennen und stehen 
in Formbeherrschung und Form- 
vollendung tief unter den verzierten 
Gegenständen selbst. Die Java- 
nerinnen beherrschen aber die 
Fläche und die Form. Ihre Arbeiten 
bilden prachtvolle Musterwerke in 
mustergültiger Flächenwirkung und 
richtiger Fleckenbetonung. Dogma- 
tisches und engherziges Festhalten 
an Prinzipien gibt es da nicht, sie 
verfügen frei über das Ornament, 
verwenden symmetrische und nicht 
symmetrische Motive nebeneinan- 
der, schmücken die ganze große 
Fläche mit allerlei unregelmäßigen 
Formen und Linien, gebrauchen einzelne größere und strengere Motive als 
Ruhepunkte. Das Verhältnis zwischen Farbe und Form ist aufs innigste 
verschmolzen, und die meisten Batikarbeiten ragen durch eine geschlossene 
Wirkung, eine ganz besondere Einheitlichkeit hervor, trotzdem sie oft aus 
den verschiedensten Elementen zusammengesetzt sind. In dieser Hinsicht 
bilden die Java-Batiken die besten und lehrreichsten Beispiele für richtigen 
Flächenschmuck. 
Aber gerade wegen dieser Eigenschaften ist es nicht verwunderlich, 
daß man früher die javanische Batikkunst vollständig übersehen konnte, 
daß man erst in unseren Tagen zu gleicher Zeit mit der steigenden 
Bewertung des reinen Ornamentes diese exotische Kunst der Vergessenheit 
entrückte. 
Die einheitliche Wirkung der java-Batiken ist dabei um so auffallender, 
als der dortige Motivenschatz eigentlich aus sehr verschiedenen Elementen 
besteht. Es sind darunter streng nationale, nämlich solche, die der heimischen 
Flora und Fauna entnommen, im Laufe der Jahrhunderte zu Ornamenten 
verarbeitet worden sind. Hierzu gehören die zahlreichen Schmetterlinge, 
Vögel, Raupen, Tausendfüßer, Blumen und Blätter. _ 
Zu den klassisch-javanischen gehören unter andern die bekannten Flügel- 
motive, die von dem hinduistischen Göttervogel Garuda herrühren, die uralten 
Naga- oder Schlangenmotive, die Lotosblurne, die Wolkenmuster. 
Von den Chinesen stammt das vielgebrauchte Bandji-Muster her, eine 
ornamentale Verarbeitung, die der Swastika ähnlich sieht. Aus Vorder- 
indien kommen die Palmette und die Nachbildungen von Seidengeweben. 
Überhaupt gibt es viele Webemuster, wie zum Beispiele den Kawung, da die 
eigene Weberei sehr rückständig war und man deshalb durch Batiken schöne 
gewebte Stoffe ersetzen wollte. 
 
Gebatiktes Seidentuch aus Turkestan (Museum für Völker- 
kunde in Berlin, Nr. I c. 21 23 a)
	        
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