Ersuchen der n. "o". Handelskammer jenen Arbeitern und Werkfiihrern gewidmet,
welche die Handelskammer nach Paris entsendet. Ueber Ersuchen vieler Betheiligten
wurden die Säle des Museums auch jenen Arbeitern geötfnet, welche vom _n. ö. Gewerbe-
vereine aus nach Paris gehen.
Der Saal des Museums war gefüllt mit Männern, die mit sichtlichen, leicht
heg-reiliichem Interesse der Beschreibung des Gebäuden und der Auseinandersetzung der
Principien folgten, nach welchen die Ausstellung geordnet ist. Director Eitelberger
rieth in der ersten Vorlesung seinen Zuhörern, sich vorzugsweise auf daqienige Fach,
weldies jeder einzelne betreibt, zu beschränken, nicht Alles sehen zu wollen, das hingegen
gründlich, was in das Fach jedes Einzelnen einschlägt. Unbefaugenheit der Anschauung
sei die Hauptsache und gleichmllssig eine Ueberschätzung des Fremden und eine Unter-
schätzung des Einheimiseben oder das umgekehrte Extrem zu vermeiden. Da in der
Weltausstellung die Intelligenz und gediegene Arbeit zur Geltung kommt, so kann jeder.
der etwas Gutes leistet oder anstrebt, mit gehobener Stimmung den Boden der Weltaus-
stellung betreten.
In der zweiten Vorlesung wurde in grossen Ziigen die Geschichte der Entwick-
lung der Stadt Paris auseinandergesetzt. Nach Erwähnung jener Monumente, die aus der
Vergangenheit heriiberragend heute noch existiren, ging Director Eitelberger auf das
napoleonische Paris, welches jetzt eine Bevölkerung von l,825.000 Menschen zählt und die
Principien ein, nach denen der Umbau der heutigen Stadt vorgenommen, Raum für Licht
und Luft geschaffen wurde. Im letzten Decennium hat sich die Mortalität um lO pCt.
vermindert. Der Vortragende rieth auch diesmal, vor allem die Hauptsachen zu sehen
und einen odeneu Blick iiir Alles zu haben, dem die Reisenden begegnen. Mit dem Auf-
rufe. mit derselben Treue gegen das Vaterland im Herzen wieder zurückzukehren, mit der
sie ihre Heimat verlassen, schloss Direcwr Eitelberger den Vortrag, der eben so zahl-
reich besucht war und eben so aufmerksame Zuhörer fand, wie der erste.
Mehrere Mitglieder der Handelskammer, darunter das Kammermitglied Herr Ditmar,
in dessen intelligente Hände die Leitung der Arbeiterentsendung gelegt wurde, wohnten
der Vorlesung bei. Der Präsident der n. ö. Haudels- und Gewerbekammer hat in einem
Schreiben vom 4. d. M. dem Director v. Eitelherger den wärmsten Dank liir diese Vor-
lesungen im Namen der Handelskammer ausgesprochen.
(Vorlesungen im Wintersemester l867l68.) Im Museum werden im nächsten
Winter folgende Vorlesungen abgehalten werden:
1. R. v. Eitelberger: „Die Kunst auf der Pariser Weltausstellung." (3 Vorles.)
2. J. Falke: „Die Kuustiudustrie auf der Pariser Weltausstellung." (3 Vorlesungen.)
3. Prof. Dr. J. Langer: „Ueher menschliche Proportionen." (2 Vorlesungen.)
4. Prof. Dr. Jul. Glaser: „Ueher geistiges Eigenüium mit Beziehung auf Kunst."
5. Dr. K. v. Liitzow: „Ueber griechische Götterideale."
6. Prof. Dr. Ad. Beer: ßlational-ökonomischc Vorträge."
(Neu ausgestellte Gegenstände.) Am 17. Juni: Die Portriitbiiste Richard
Wagners von Zumbusch und eine antike Marmorbüste, Eigenthum des Herrn Dr. S tand-
hartner; die Büste Grillparzefs vom Bildhauer L. Scbrödl; ein Carton für ein Glas-
fenster in der Kirche zu Diiren am Rhein von Prof. Klein; drei moderne Glasgemälde
des Nürnberger Glasmalers J. Klaus; eine indische Decke aus dem 14. Jahrhundert; zwei
Aquarelle von Alex. Kaiser nnch Gemälden der k. Porccllaufabrik, und „Bausteine", ein-
geschickt aus den Brüchen der Herren C. und R. Paugrlitz zu Miillcndorf bei Eisen-
stadt, des Herrn Oberingenieur Heider aus dem Bruchs S. Girolnmo bei Pola, und den
Steinbrüchen der Creditanstalt zu Triest und Grisiguano.
Am 24. Juni: Decorative Gipsabgiisse nach französischen Originalen aus der Zeit
Ludwig XVÄ; ein Bett mit Bildhanerarbeit von Heinrich Becker; ein 081381115136 "Ma-
donna mit dem Kiude" von Michael Bieser; ein Spiegeln-ahmen aus gepfeößem Hülle
von Latrio in Paris.
Am 27. Juni: Eine Suite von Manuscripten meist aus dem 15. und 16- Jahrhundert
und Siniea. aus der Privatbibliothek Sr. Majestät; eine Suite von Haudzeichmlßgeß älter
Meister - unter ihnen Handzeichnuugeu von Albrecht Dürer und Annibale Caracci -
aus dem Besitze Sr. kais. Hoheit des Herrn Erzherzogs Albrecht; eine Reihe W11 Gips-
abgiissen der iiorentiuischen Renaissance und der byzantinischen Kunst; eine grössere Ex-
position von Patent-Decor in Emaildruck auf Glas, Steingut und Porcellan von F. Kosclx;
eine Sammlung von Consolen in verschiedenem Stile; Bleigiisse von Mondnit 8x Bechet
aus Paris; ein Bücherschrank aus Nussbaurnholz vom Bildhauer Rudrich.
Am 5. Juli: Entwürfe von Alüiren im sltchristlichen Stile, zwei davon zur Aus-
führung in Diakovar bestimmt, vom Architekten A. V. Barvitius; Zeichnungen nach
Prnchtgeiiieseu der Renaissance, als Vorlagen" fiir Goldschmiede, vom Architekten Valentin